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Hier finden Sie Reflexionen, Inspirationen und Anregungen rund um das Thema Achtsamkeit.

Woche 30: Das Ende ist der Anfang

Gepostet von am Jul 31, 2018 in Alle Beiträge, Mein achtsames Schreiben | 4 Kommentare

Woche 30: Das Ende ist der Anfang

Ich habe ein bisschen Mut sammeln müssen für diesen Schritt, denn dieser Schritt ist ein Abschied: Ich lasse das Geländer los, an dem ich mich nun seit einigen Monaten entlang gehangelt habe.

Dieses Geländer bestand in meinem hier öffentlich verkündeten Schreibjahr und meinen Wochenberichten. Es war für mich genau die richtige Idee, das Jahr damit zu beginnen, mich an die mir gesetzte Vorgabe zu halten, darüber zu berichten, und diese Zeit mit Euch hier gemeinsam zu gehen. Die wöchentlichen Berichte gerade durch die schwierigen Phasen hindurch waren sehr, sehr hilfreich – das Eingeständnis, nicht voranzukommen, die Auseinandersetzung mit uralten Dämonen und das erneute Graben in die Tiefen meines Seins. 

Geländer bieten Halt und damit Sicherheit. Ein Geländer gibt aber auch einen begrenzten Weg vor. Will man diesen Weg verlassen, weil man zum Beispiel tanzen will oder gar fliegen, muss man das Geländer früher oder später loslassen. 

Das Schreibwesen in mir flüstert mir zu, dass ich jetzt loslassen soll, … wieder einmal loslassen. Das Geländer, meine Vorgaben und damit auch meine Korsetts, die ich mir selbst immer wieder verpasse. Das Schreibwesen will sich entfalten und sich zu seiner ganzen Größe aufrichten. Es will seine Beine und Flügel ausstrecken, seinen Kopf hoch zum Himmel richten und sein Herz weit für das Leben öffnen. 

Erst dachte ich, na, warte lieber mal ab, vielleicht ist es doch besser weiter in dem bewährten Muster der Schreibwochen-Berichte zu bleiben, aber da schüttelt das Wesen wild sein Haupt. Es will jetzt Freiheit.

Ich mag Dinge, die ich begonnen habe, nicht einfach ins Leere laufen lassen, sondern ich bin ein Fan von klaren Entscheidungen. Und weil das so ist, habe ich mich entschieden mein Projekt „Schreibjahr“ mit der 30. Woche in dieser Form abzuschließen. 30 Wochen ist zwar kein ganzes Jahr, aber es ist eine lange Zeit. Und in diesen 30 Wochen ist viel passiert in mir. Ich habe gerungen, bin gewachsen, bin vorangekommen und habe geschrieben. Am Ende der 30 Wochen kann ich einen fertigen Text verkünden, den ich nun auf die Reise an Verlage senden oder auch selbst herausbringen werde.

Ich verspreche mir hiermit öffentlich selbst, diese Geschichte auf die eine oder andere Art zu veröffentlichen.

Mit dem Schritt, mein Projekt „Schreibjahr“ in dieser offiziellen Weise zu beenden, schenke ich mir selbst etwas Neues: Vertrauen. Vertrauen in mich und mein Schreiben. Ich wusste schon immer, was ich am liebsten tun will mit meinem Leben und nun bin ich dabei, genau das zu tun: Ich will Geschichten erzählen. Das ist großartig und ich feiere meine Befreiung mit diesem weiteren Schritt des Loslassens. 

Ich danke Euch allen, die ihr mich die 30 Wochen lang begleitet habt. Vielleicht sind einige so gespannt wie ich, was nun folgen wird – ohne Geländer steht alles offen. 

 

Woche 30

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Wochen 28 und 29: Das Schreiben atmet ein und aus

Gepostet von am Jul 24, 2018 in Alle Beiträge, Mein achtsames Schreiben | Keine Kommentare

Wochen 28 und 29: Das Schreiben atmet ein und aus

Heute fasse ich wieder zwei Wochen zusammen – zwei Wochen, die wie ein Ein- und Ausatmen waren. Schreiben und Nichtschreiben wechseln sich ab, um nach und nach zu einem natürlichen Rhythmus zu finden.

Das Schreiben ist zu einem eigenständigen Wesen geworden. Wie ein lange schlafendes Fabeltier habe ich es zu neuem Leben erweckt. Auch wenn vielleicht immer bis zu einem gewissen Grad die Gefahr besteht, dass dieses Wesen wieder zurückfällt in den tiefen traumlosen Schlaf, aus dem es gerade erwacht ist, so hoffe ich sehr, dass das nicht wieder passieren wird.

  • Es kann dann passieren, wenn ich mich selbst wieder verliere und das, was ich wirklich tun will, dem opfere, von dem ich glaube, dass ich es tun sollte.
  • Es kann dann passieren, wenn ich wieder versuche, eine andere zu sein als ich bin.
  • Es kann dann passieren, wenn ich nicht achtsam genug bin. 

Aber, nichts davon habe ich vor!

Dieses Schreibwesen, das bin ich. Es macht einen großer Teil meines Seins und meines Strebens aus. Es ist das, was ich kann und will. Es schenkt mir Sinn und Hoffnung.

Fällt es wieder in einen Schlaf, werde auch ich schlafen, zumindest zu einem großen Teil. Und ich will wach bleiben. Ich will mit offenen Augen, offenem Herzen und einer großen Portion Mut immer und immer wieder ins (Schreib-)Leben springen. Ich will mich ausprobieren, will was wagen und will erleben, wohin mein weiterer Weg mich führt. 

Das Schreiben atmet mich, ich atme das Schreiben – zusammen atmen wir schreibend. 

 

Wochen 28 und 29

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Woche 27: Was schreibt sie denn nun?

Gepostet von am Jul 11, 2018 in Alle Beiträge, Mein achtsames Schreiben | 2 Kommentare

Woche 27: Was schreibt sie denn nun?

Nun, da ich darüber berichtet habe, dass ich ins Schreiben gekommen bin, werde ich natürlich gefragt, woran ich denn genau schreibe. Diese Frage beantworte ich sehr gern, denn wie wundervoll ist es, nach all den Wochen über den Schreibprozess nun auch endlich etwas über ein entstehendes Projekt berichten zu können!

Nachdem ich den inneren Buchhalter still gestellt und über mein Graben an den Wurzeln endlich ein uraltes Thema lösen konnte und damit nicht mehr den Anspruch habe, besser als Thomas Mann und Günter Grass zusammen zu schreiben – und nachdem ich darüber hinaus all die vielen Ideen, die ständig krakeelend alle immer unbedingt sofort, jetzt auf der Stelle umgesetzt werden wollen, raus in den Garten zum Spielen geschickte hatte, entstand ein ruhiger, leerer Raum in mir.

Und es geschah, worauf ich so lange gehofft und gewartet hatte: diesen Raum nutzt nun die Schreiberin in mir. Sie, die es schafft, nicht darüber nachzudenken, wie gut oder schlecht etwas ist, wem es gefallen könnte und wem nicht und der ganz egal ist, ob es nicht vielleicht viel bessere Ideen umzusetzen gäbe, sie tut das, was sie in ihrem Wesen ausmacht: sie schreibt.

So schreibe ich nun das, was ich wahrscheinlich am besten kann und was mir am natürlichsten ist: eine inspirierende Selbstfindungsgeschichte. Ich verbinde mein Schreiben über persönliche Erkenntnisse mit der Lust am Erzählen und würze es mit einer ordentlichen Portion Phantasie – und heraus kommt – hoffentlich – ein ebenso unterhaltsames wie auch gewinnbringendes Buch. 

Inhaltlich geht es um eine Frau, die auf einer (zu Beginn nicht ganz freiwilligen) Wanderung auf die Fragen ihres Lebens stößt. Diese werden ihr auf ungewöhnliche Art serviert. So kommen sprechende Frösche und Schmetterlinge in dem Buch vor und die Protagonistin hört Bäume reden, empfängt Botschaften von den Bergen und vielem anderen mehr.  (Ja, die Geschichte ist auch etwas autobiografisch geprägt, aber durchaus nicht nur. 🙂 )

Konnte ich Euch damit ein bisschen neugierig machen?

Ich komme weiterhin so gut voran, dass ich mir nun tatsächlich schon ernsthaft Gedanken darüber mache, wie ich diese Geschichte für Euch zur Verfügung stellen kann. Es ist ja kein Vertragsauftrag, sondern ich muss jetzt schauen, wie aus dem Geschriebenen ein Buch werden kann. Darüber zu entscheiden und das anzugehen, wird eine der Aufgaben der nächsten Wochen sein. 

 

Woche 27

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Woche 26: Die Sache mit der Vergangenheit

Gepostet von am Jul 3, 2018 in Alle Beiträge, Ich mit mir, Mein achtsames Schreiben | Keine Kommentare

Woche 26: Die Sache mit der Vergangenheit

Das war wieder eine gute Schreibwoche, diese Woche 26. Ich schreibe, es schreibt sich, wir schreiben. 🙂 

Die Auseinandersetzung mit meinem inneren Buchhalter hat vieles bewegt. Ich weiß nicht, ob mir zuvor klar war, wie einflussreich dieser Teil in mir war. Dass er überhaupt so stark wurde, hat Gründe, die tief in meiner Geschichte und meinen Wurzeln liegen und mich ihm und den damit verbundenen Themen (wieder einmal) zu stellen, hat mich (wieder einmal) weitergebracht. 

Erfolgsratgeber schreiben so oft davon, dass man nach vorne schauen soll und nicht zurück, dass die Zukunft zählt und nicht die Vergangenheit, dass Rückschau nur unnötig Kraft kostet, die man eigentlich für das Vorwärts nutzen soll.

Das sehe ich anders.

Woher ich komme, prägt meinen Weg und mein Tun. Nur wenn ich wenigstens ein bisschen verstehe, wie ich ticke, was mich antreibt und vor allem auch, was ich zu vermeiden versuche, kann ich dahinter kommen, warum ich welche Entscheidungen treffe. So vieles in uns findet unbewusst statt und mit reinen Willensbekundungen alá „Ich glaube an mich.“ oder „Ich kann alles erreichen, wenn ich nur will.“ kommen die wenigsten wirklich weiter. 

Ich glaube, es braucht Aussöhnung für die meisten von uns – Aussöhnung mit der eigenen Geschichte, mit prägenden Erfahrungen und Erlebnissen, mit uns selbst und den für uns entscheidenen Menschen. Ohne Aussöhnung führen wir Schattenkämpfe, derer wir uns nicht bewusst sind. Und DAS kostet Kraft. Immer wieder auch mal stehen zu bleiben und sich umzudrehen und anzuschauen, was uns verfolgt, was uns treibt und was uns beeinflusst, hat sich für mich als ein hilfreicher und heilender Umgang mit der Vergangenheit herausgestellt. Und nur so habe ich überhaupt eine Chance, tatsächlich irgendwann zu tun, was ich wirklich tun möchte. 

Es geht dabei nicht darum, im Gestern zu versinken, es geht nicht um Schuldzuweisungen und nicht um nachträgliches Leid. Es geht vielmehr um Achtsamkeit: den eigenen Weg achtsam anschauen und wahrnehmen, was uns zu dem gemacht hat, was wir jetzt sind und wer wir darüber hinaus sind. Es geht um Mitgefühl mit uns und um Verständnis.

Wir brauchen manchmal viele, viele Jahre, um uns an alte Themen zu wagen, um sie wirklich anschauen und be- oder auch verarbeiten zu können. In den letzten Tagen habe ich mich durchaus gefragt, wie mein Weg verlaufen wäre, wenn ich einige meiner Themen schon vor 20 Jahren hätte lösen können – und die Antwort lautet: Dann wäre es ein anderer Weg gewesen und ich eine andere Person.

Der Blick zurück darf kein Hadern sein, sondern die Grundmotivation sollte ein offenes und liebevolles Verstehenwollen sein. Sich selbst zu verstehen, bringt uns uns selbst näher als alle Erfolgsstrategien der Welt. Und nur wenn wir uns selbst nahe sind, können wir das tun, was wirklich uns entspricht, weil wir es nur dann erkennen können. 

Es ist letztlich immer dasselbe: Wir kommen um uns selbst nicht herum – und das ist auch gut so, davon bin ich fest überzeugt. 

 

Woche 26

Woche 25: Vom Glück, einfach nur zu schreiben

Gepostet von am Jun 26, 2018 in Alle Beiträge, Mein achtsames Schreiben | Keine Kommentare

Woche 25: Vom Glück, einfach nur zu schreiben

Der Bericht von Woche 25 in meinem Schreibprojektjahr wird kurz: Es war eine gute Woche, denn ich habe, ja genau: geschrieben! 🙂

Mit einer kleinen Portion Disziplin habe ich für zwei Dinge gesorgt:

– für feste Schreibzeiten

– und für ein abgeschaltetes W-LAN.

Jeden Tag hatte ich mich ca. um dieselbe Zeit an den Rechner gesetzt und vorher die Verbindung zur Außenwelt gekappt. Wie herrlich konzentriert es sich schreibt, wenn man nicht alle fünf Minuten versucht ist, nach Mails zu schauen. Und wie herrlich es ist, wenn der innere Buchhalter die Klappe hält – eine wohltuende Stille, die sich mit vielen Worten und Ideen füllen lässt. 

Wenn ich so schreiben kann, dann ist schreiben wie tanzen: Zu den inneren Melodien finden sich lauter Worte ein, schwingen miteinander und fließen zu Texten zusammen. Das ist das, worum es geht. 

Auf diese Weise sind zwei meiner Ideen zu schon ziemlich komplexen Texten geworden und ich freue mich darauf, gleich weiter an ihnen zu schreiben. (… Ich bin ja fast versucht, über die eine schon ein bisschen was zu verraten. Aber…, ich zügele mich noch, besser erst noch etwas weiterschreiben, dann habe ich auch mehr zu erzählen.)

Ja, so kann es gerne weitergehen! 

 

Woche 25

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Woche 24: Erfolgreich verhandelt, weiter geht’s

Gepostet von am Jun 19, 2018 in Alle Beiträge, Mein achtsames Schreiben | Keine Kommentare

Woche 24: Erfolgreich verhandelt, weiter geht’s

Viele haben an meinem letzten Wochenbericht Anteil genommen und an meinem Kampf mit meinem inneren Buchhalter. Der beschäftigte mich auch zu guten Teilen in Woche 24 und ich kann zumindest einen Etappensieg verbuchen. 

Auch mir ist natürlich bekannt, dass all unsere inneren Anteile „eigentlich“ etwas Gutes verfolgen und das es gilt, sie und damit uns selbst anzunehmen, statt gegen sie zu kämpfen. Das liest man zumindest immer wieder in Ratgebern zu diesem Thema. Nun kenne ich meinen inneren Buchhalter inzwischen aber ziemlich gut und ich weiß auch ziemlich genau, was ihn antreibt. So wohl gemeint der ursprüngliche Antrieb auch sein mag, so hat sich über all die Jahre sein Treiben derart verselbstständigt, dass sein Wirken kaum noch etwas mit der Grundidee – meine Existenz zu sichern – zu tun hat, sondern sich paradoxerweise geradezu gegen meine Existenz richtet.

Solche destruktiven Tendenzen gibt es in vielen von uns und meiner Erfahrung nach kommen wir nicht darum herum, sich mit den Wurzeln und Ursachen solch einer Entwicklung zu befassen. Nicht selten findet sich eine – oft sehr unbequeme und auch schmerzhafte – Antwort im Außen, also bei prägenden anderen Menschen, Schlüsselerlebnissen und dergleichen mehr. Innen und Außen sind ja keine getrennten Bereiche, sondern sie fließen ineinander und bedingen und beeinflussen sich ständig gegenseitig. Und schwupp, … schon tauchte ich mal wieder tief in die Psychobrühe, aber hey, inzwischen kann ich schwimmen. 🙂 

Richtig gut tat mir dann, folgenden Satz in Schreiben in Cafés von Natalie Goldberg zu lesen: „Das Schreiben selbst war kaum ein Problem, aber es war sehr schwer, die lähmende Angst vor dem Erfolg, vor dem Misserfolg zu überwinden, um ungehindert loslegen zu können.“

Yeah, jubelte ich, ich bin nicht allein!

Zurück zu meinem inneren Buchhalter: Durch eine Anregung einer lieben Freundin habe ich ein Verhandlungsgespräch mit ihm geführt, das viel weniger schwierig war, als ich es vermutet hätte. Die Idee meiner Freundin war, neben Zeit und Raum auch bereit zu sein, Geld für mein Schreibprojekt zu investieren und das ist eine Sprache, die er versteht! Ich habe mir also Summe X überlegt, die nun aufgebraucht werden kann, so lange ich mich dem literarischen Schreiben widme – beziehungsweise werde ich, sollte diese Summe tatsächlich aufgebraucht sein, daran machen, wieder gezielt Geld zu verdienen (was ja nicht heißt, dass ich dann mit dem literarischen Schreiben aufhören muss). Dieser Vorschlag wurde ohne Gegenrede angenommen, so einfach kann es manchmal sein (mal sehen, wie lange 😉 ). 

Ganz nebenbei habe ich zu diesem Anlass auch einmal all meine momentanen Ideen und Schreibprojekte sortiert (es sind viele!) und mich für zwei konkrete Texte entschieden, an die ich mich nun mit Priorität machen werde (… auch wenn ich dann gerade am Wochenende eine neue Idee hatte, die auch schon wieder sooo spannend ist… ).

Auf jeden Fall bin ich wieder zurück auf dem Spielfeld! 

 

Woche 24

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Woche 23: Im Ring mit dem inneren Buchhalter

Gepostet von am Jun 12, 2018 in Alle Beiträge, Mein achtsames Schreiben | 2 Kommentare

Woche 23: Im Ring mit dem inneren Buchhalter

Woche 23 meines Schreibjahrprojekts war ziemlich ätzend. Oder vielmehr war jemand in mir ziemlich ätzend. Und zwar zu mir. Wer jetzt verwirrt ist, sei getröstet, es IST manchmal verwirrend, was in uns so vorgeht.

Hier ein Versuch der Erklärung: Die Idee vom inneren Kind kennen ja schon viele und wenn man diesem Konzept folgt, dann kann man es auch weiterführen und andere Teile in sich suchen und finden. Tja, und ich habe unter anderem das, was ich „meinen inneren Buchhalter“ nenne. 

Dieser innere Buchhalter in mir ist kein nettes Wesen. Im Gegenteil, er ist sogar ein ziemlich fieses Ding. Er ist durch und durch destruktiv und ihn schert kein bisschen, wie es mir geht, was mich glücklich macht oder was mir gut tut. Alles, was ihn interessiert sind Zahlen auf dem Konto und die müssen seiner Ansicht nach stetig steigen. Ein gleich bleibender Kontostand ist gerade noch zu akzeptieren, ein fallender hingegen ist eine Katastrophe und wird mit massiver Selbstzermürbung bestraft. Dabei geht es ihm aber nicht darum, Lösungen zu finden, sondern er will einfach nur meckern und lähmen. Neue Ideen und Wege lehnt er grundsätzlich ab und „Übergangszeit“, „Geduld“ oder gar „Vertrauen“ sind vollkommene Fremdwörter für ihn. Und mit diesem Kerl stehe ich gerade im Ring. 

Das Schlimme an meinem inneren Buchhalter ist, dass er viel Macht hat. Viel mehr Macht, als ich es will. Er arbeitet ganz eng mit der Angst zusammen und im Team sind die beiden so stark, dass ich immer und immer wieder in die Knie gehe. Und so geht es zur Zeit tatsächlich für mich um die Frage, ob ich dieses Projekt doch wieder im Sand verlaufen lasse und zusehe, dass ich mit dem, was ich bisher gemacht habe, das tue, was der Buchhalter will: Geld verdienen.

Ich habe in dieser Woche das Buch Das Leben ist zu kurz für später für eine Rezension gelesen, in dem es um das Gedankenexperiment geht, was man tun würde, wenn man nur noch ein Jahr zu leben hätte. Und darin gibt es auch ein Kapitel über Geld. Das war ein Kapitel, bei dem mir Tränen kamen, denn da fühlte ich mich sehr ertappt. Die Autorin beschreibt, was sie alles mit Geld tun würde, wenn sie nur noch ein Jahr zu leben hätte und ich rang mit dem eisernen Griff meines Buchhalters und wollte nur sagen: Lies doch auch mal, was da steht…

Leider ist dem Kerl aber nicht so leicht beizukommen, denn zumindest meiner lässt sich nicht durch Gefühle oder solchen Kram beeindrucken. Ich kann ihn auch offenbar nicht einfach kündigen (habe ich das eigentlich wirklich schon ernsthaft probiert?), er scheint als quasi eingebaut. Das Einzige, was man aus meiner Sicht und Erfahrung tun kann, ist ihm etwas entgegenzusetzen. Aber was? Oder sollte ich besser fragen, wen? 

Die Schreiberin in mir könnte es, das weiß ich, aber sie ist gerade mal wieder untergetaucht. Sie mag die Stimmung nicht und sie mag mich nicht, wenn ich mit dem inneren Buchalter kämpfe. Das nehme ich wiederum ihr übel, denn wo ist sie, wenn ich sie brauche? Wo treibt sie sich rum und warum schreibt sie, verdammt noch mal, nicht einfach?

Über diesen Punkt, an dem ich gerade stehe, liest man selten in Ratgebern oder Programmen zum Ziele erreichen und Wünsche erfüllen, denn die enden meist da, wo man die Entscheidung für etwas getroffen hat und losmarschiert. Da der Weg manchmal sehr lang und nicht immer leicht ist, straucheln viele tatsächlich erst viel später. Während das Starten noch recht einfach ist, kommen die meisten von uns irgendwann an Punkte, an denen Aufgeben eine echte Alternative ist, weil sie vernünftig klingt und die inneren Kämpfe müde machen. Vielleicht sollte ich ja mal einen Ratgeber darüber schreiben? Aber dafür muss ich ihn erstmal überwinden, diesen Punkt.

Seien wir also gespannt, wer den Ringkampf gewinnt…

 

Woche 23

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Buchtipp: Das Leben ist zu kurz für später

Gepostet von am Jun 10, 2018 in Alle Beiträge, Buchtipps | Keine Kommentare

Buchtipp: Das Leben ist zu kurz für später

Rezension: „Das Leben ist zu kurz für später: Stell dir vor, du hast nur noch ein Jahr – ein Selbstversuch, der dein Leben verbessern wird“ von Alexandra Reinwarth. – mvg, 2018 – ISBN: 9783868829167. – 240 S. – ca. 17,- EUR

Dieser Titel wurde mir zur Rezension angeboten und da ich mir selbst gerade immer wieder der Begrenztheit (m)eines Lebens sehr bewusst werde, dachte ich mir: Ja, das passt gut, im Moment. Ich war vor allem gespannt, wie die Autorin den doch nicht ganz einfachen Spagat zwischen einem im wahrsten Sinne des Wortes todernsten Thema und der Motivation zur einem aktiven Leben schafft. 

Alexandra Reinwarft hat den Humor als Weg gewählt. Sie schreibt locker-flockig und witzig. Die vielen Kraftausdrücke und die damit für mich etwas zu drastische Sprache dürften für die meisten Leser/innen bewirken, dass sie sich auf Augenhöhe mit der Autorin fühlen und das ist sicher ein Vorteil. Durch den, sagen wir mal, sehr lebensnahen Ton dürften sich auch Menschen auf das Gedankenexperiment einlassen können, das die Autorin vorschlägt: Sie wählte ein Datum in der Zukunft als ihren fiktiven Todestag und fragte sich, wie es wäre, tatsächlich nur noch dieses eine Jahr Zeit zu haben.

Inwiefern es wirklich möglich ist, sich realistisch auf diese Vorstellung einzulassen, sei mal dahingestellt, denn es ist sicher gar nicht nötig, das in letzter Konsequenz durchzufühlen. Allein die Auseinandersetzung mit der Tatsache, es könnte wirklich einen schon festgelegten Todestag geben, der nicht mehr allzu weit weg ist, bewegt viel in einem. Was es alles in Alexandra Reinwarth bewegt hat, ist in ihrem Buch nachzulesen. In verschiedenen Kapiteln beleuchtet sie Themen wie Freunde, Familie, Job, Kinder, Verzeihen, Geld und anderes, was uns wichtig ist (oder sein sollte). Sie bleibt da bei sehr bei sich und den Menschen aus ihrem Umfeld, so dass man das Buch durchaus lesen kann, ohne allzu tief betroffen zu sein, eben als unterhaltsame Lektüre. Es kann aber auch tiefer gehen. 

Die Auseinandersetzung mit der eigenen Sterblichkeit ist eine der größten Herausforderungen für jeden von uns. Sie kann uns lähmen oder lebendig machen. Und sie kann uns dazu ermutigen, aus bestehenden Strukturen auszubrechen oder festgefahrene Muster aufzulösen. Das aber ist ein langer Weg und für den kann dieses Buch der Anschub sein. 

Fazit: „Das Leben ist zu kurz für später“ ist ein unterhaltsames, betont lockeres Einsteigerbuch in ein erstes Thema, in dem es um nicht mehr und nicht weniger geht, als darum, ein bewussteres Leben zu führen. 

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Reinwarth: Das Leben ist zu kurz für später

 

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Woche 22: Zurück zu den Wurzeln

Gepostet von am Jun 5, 2018 in Alle Beiträge, Mein achtsames Schreiben | Keine Kommentare

Woche 22: Zurück zu den Wurzeln

Durch meine Wochenberichte zu meinem Schreibprojektjahr nehme ich ja immer wieder eine Art Blick von außen auf mich und mein Schreiben ein und das ist eine höchst interessante Erfahrung. Obwohl ich mich eigentlich schon immer selbst beobachtet und mein eigenes Verhalten reflektiert habe, so merke ich doch, dass die Regelmäßigkeit einen Unterschied macht, denn auf diese Weise denke ich auch über scheinbar unscheinbare Wochen nach, wie zum Beispiel über diese Woche 22. Und da lässt sich Erstaunliches entdecken!

Nein, die vergangene Woche zeichnete sich nach außen wirklich durch nicht Besonderes aus – keine vollgeschriebenen Seiten, kein großer Funkenregen an Inspiration, keine bahnbrechenden Erkenntnisse.

Aber dafür passiert in mir gerade sehr, sehr viel. 

Ich hatte zu Beginn des Jahres für mein Schreiben ein Bild im Kopf: ein Bild von Boden, den ich vorbereiten und bestellen möchte, damit etwas darauf wachsen kann. Und genau das geschah auch! Ich suchte mir ein halbwegs freies Feld, jätete dort etwas Unkraut, grub ein bisschen um, ich säte und düngte und überall begannen kleine Keimlinge zu sprießen. Ich bin gespannt, was alles aus ihnen entstehen wird, aber ich merke auch, dass dieses Feld nicht das eigentlich Entscheidende ist.

Parallel dazu passiert nämlich noch etwas ganz anderes auf meinem Boden: Ich kehre zurück zu meinen ureigenen Wurzeln. Auch wenn ich meine Wurzeln auf meinem Lebensweg ein ganzes Stück verlassen und vernachlässigt hatte, sind sie noch immer da und sie sind sehr kraftvoll. Diese Wurzeln gehören nicht zu zarten Pflänzchen, sondern zu etwas viel, viel Größerem. Sie wachsen auch nicht auf dem kleinen Feld, das ich mir für mein Schreiben geschaffen habe, nein, sie durchdringen mein ganzes Sein. 

Noch ahne ich nur, wozu diese Wurzeln gehören, aber es ist, als lichtet sich nach und nach der schwere und lange Zeit undurchdringliche Nebel aus Selbstverleugnung und ich beginne – langsam, noch so langsam – endlich zu sehen, zu erkennen und zu fühlen, was ich wirklich bin. Es ist ein zum Teil weiter Weg und ein zäher Prozess, der mir eigentlich nicht schnell genug geht. Aber ich weiß, es ist gut und richtig wie es ist.

Es ist alles da, was ich brauche, ich muss es nur (wieder)finden, annehmen und leben. Dafür gilt es, mich noch durch einigen alten Ballast zu wühlen, den ich nicht einfach wegwünschen kann, sondern der ebenfalls gesehen und gewürdigt werden will. So sehr ich mir eine Abkürzung wünsche, so spüre ich, dass der Weg nur hindurch geht, nicht daran vorbei. Nur so komme ich wirklich zu meinen Wurzeln – und da muss ich hin.

 

Woche 22

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Woche 21: Auf die nächste Ebene kommen

Gepostet von am Mai 29, 2018 in Alle Beiträge, Mein achtsames Schreiben | 2 Kommentare

Woche 21: Auf die nächste Ebene kommen

Woche 21 meines Schreibjahres war eine sehr erkenntnisreiche und emotionale Woche. Ich bin an vieles erinnert worden und vieles ist mir noch mal klarer und bewusster geworden, wie zum Beispiel das:

  • Neue Vorhaben brauchen nicht nur ein inneres Ja, sie brauchen vor allem auch Raum, Kraft und Zeit. 
  • Konsequenz ist nicht nur für eine grundsätzliche Entscheidung wichtig, sondern vor allem auch für das ganz praktische Ermöglichen der Umsetzung dessen, was man sich vorgenommen hat. 
  • Sich wirklich an das zu machen, was man aus sich heraus tun will, wirft einen radikal auf einen selbst zurück. 
  • Es gilt immer wieder, Ängste zu erkennen und sie am Kragen ins Licht zu ziehen, damit sie nicht im Untergrund ihr Unwesen treiben und einen von hinten herum schwächen. 
  • Um zu tun, was man wirklich will, ist das Bauchgefühl der beste Kompass. 

Aus diesen Erkenntnissen folgen für mich diese Vorsätze: 

  1. Ich kann und will mein literarisches Schreiben nicht in mein eh schon viel zu volles Leben quetschen, sondern es muss den Platz bekommen, den es als mein Herzensanliegen verdient.
  2. Ich will mich konsequent das machen zu lassen, was ich wirklich machen will.
  3. Ich bin bereit für mich selbst. 
  4. Angst ist kein guter Ratgeber und ich will meine Entscheidungen nicht mehr aus Angst treffen, sondern aus Mut, Lust und Liebe. 
  5. Mein Bauchgefühl bekommt das Sagen. 

Wow, Woche 21 hatte es in sich.

Ich spüre die Eigendynamik der Sache. Es fühlt sich an, als erwacht etwas in mir, das bisher noch nicht daran geglaubt hat, dass es sich überhaupt lohnt, sich zu erheben. Viel zu oft hat es schon die Erfahrung gemacht, dass ich zwar will, aber nicht tue. Ich ahne, dass es nun darum geht, auf die nächste Ebene zu kommen, denn diese eigentlich ganz unschuldig wirkenden fünf Vorsätze werden in der Umsetzung noch mal sehr viel bewegen und auch umstoßen und auf den Kopf stellen.

„Willst Du das wirklich?“, flüstern angstvoll die Bedenkenträger in mir. Und ich breite meine Arme aus, öffne mein Herz und rufe: Ja, ich will!

 

Woche 22

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