Ja, nein, vielleicht? Die Sache mit den Entscheidungen…

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Ja, nein, vielleicht? Die Sache mit den Entscheidungen…

In den letzten Wochen habe ich sehr vieles über Entscheidungen gelernt und darüber, wie ich sie immer wieder zu treffen versuche und wie ich sie dann letztlich fälle – denn das ist sehr oft nicht dasselbe. 

Mir ist dank zahlreicher Ratgeber ziemlich klar, wie man zu guten Entscheidungen kommen kann: Ich kenne verschiedene Denkmethoden, mit denen man Entscheidungen daraufhin durchleuchten kann, was für oder gegen sie spricht und welche Faktoren wertend hineinspielen, die manch ein Pro oder manch ein Contra mehr Gewicht als anderen verleihen. Ich weiß, wie wichtig es ist, nicht nur die Entscheidung selbst zu sehen, sondern auch das Umfeld, in dem man sie trifft, also Folgen und Konsequenzen zu beachten, Risiken und Chancen und dergleichen mehr. Und ich weiß auch über die Wichtigkeit von schriftlichen Notizen, damit ich alles schwarz auf weiß habe und mir nichts aus dem Blick gerät. Mein kluger Kopf findet all diese Methoden prima und ist überzeugt, dass wir mit ihnen effektiv zur besten Lösung kommen. 

Soweit die Theorie. 

Die Praxis sieht vollkommen anders aus. In der Praxis bekomme ich von alle dem Denken vor allem eines: einen dicken Kopf (etwa so dick wie auf dem Graffiti, das ich als Illustration für diesen Artikel ausgewählt habe). Weiterbringen mich all die schönen Methoden aber leider oft gar nicht, denn ich habe es schon x-mal geschafft, zwar tolle Listen zu führen und systematisch Plus- und Minuspunkte zu verteilen, nur, um mich dann doch ganz anders zu entscheiden, als das Ergebnis der schönen Denkerei vorgeben würde. 

Und genau das ist auch gut so, denn Entscheidungsfindungstechniken sind zwar bestens dafür geeignet, fest davon überzeugt zu sein, dass man so auf jeden Fall eine „kluge“ Entscheidung trifft, aber das heißt noch lange nicht, dass diese Entscheidung auch eine achtsame ist. 

Achtsam Entscheidungen zu treffen heißt für mich wieder einmal vor allem eines: zu fühlen.

Ich muss erfühlen, worum es für mich wirklich geht, was ich wirklich brauche und welche Entscheidung für mich wirklich richtig ist. Um dazu überhaupt eine Chance zu haben, muss ich mich lösen von der Vorstellung, dass mein Verstand mir sagen kann, was für mich richtig ist. Der richtet sich nämlich ganz oft nach allem anderen, nur nicht nach mir selbst. Mein Verstand hat schlaue Sprüche und Argumente anderer parat (die aber oft vor allem mit ihnen selbst und nur wenig mit mir zu tun haben). Er zielt auf Entscheidungen, die andere gutheißen und für die es Lob und Anerkennung gibt (mit meinen eigenen Bedürfnissen oder Wünschen müssen die gar nichts zu tun haben). Mein Verstand glaubt daran, dass 1 + 1 ganz sicher 2 ist und greift damit immer zu kurz. 

Um achtsame Entscheidungen für mich treffen zu können, brauche ich viel weniger meinen Kopf als meinen Bauch. Für den aber gibt es keine Methoden und Techniken, es gibt keine Tricks und keine Abkürzungen. Es gibt nur den Weg zu mir und ins Gefühl. Und vor dem habe ich, wie so viele andere, oft einfach zu viel Angst. Aber letztlich kommen wir nicht darum herum, denke ich, denn eine gute Entscheidung ist nur dann gut, wenn sie sich wirklich gut anfühlt… – und zwar gut für uns. Um herauszufinden, was sich gut anfühlt, müssen wir uns öffnen für das, was in uns ist und eben auch wahrnehmen, was sich nicht gut anfühlt…  

6 Kommentare

  1. Spricht mir aus der Seele….mit Achtsamkeit und Feinfühligkeit bessere Ergebnisse als mit Pros/Cons und rationalem Abwägen….!

  2. Liebe Tania,

    eine vorsichtige Frage, vielleicht mit etwas Anlauf: Du hast schon unzählige Bücher veröffentlicht… und ich hab ein bisschen gestöbert, weil ich mir dachte, ich hätte gerne noch eines von dir im Regal stehen. Ich hab „Von der Seele schreiben“ geschenkt bekommen und fand es wunderbar und schön. Seitdem lese ich dein Blog!

    Nun ja, ich hab gestöbert, aber ehrlich gesagt hab ich bei keinem anderen der Titel das Gefühl gehabt, sofort zugreifen zu wollen… was vielleicht an der Aufmachung als Geschenkbüchlein liegt… und den Covern, die irgendwie Verlagsmainstream sind und von mir wollen, dass ich ein glücklicheres Leben führe oder so. „Sonnenschein an jedem Tag“ – das klingt so gar nicht nach der Tania Konnerth, die ich hier auf diesem Blog lese.

    Dein achtsames Ich ist irgendwie weise und so überhaupt nicht mainstreamig und auch nicht aufdringlich ratgebermäßig. Und ich würde gerne etwas Gedrucktes in dieser Art in der Hand halten, vielleicht sogar mit deinen wundervollen Fotos. Hast du Pläne in diese Richtung? Wahrscheinlich bist du gerade an ganz anderen Baustellen dran… aber ich wollte trotzdem mal gefragt haben.

    Liebe Grüße, Franziska

    • Liebe Franziska,

      herzlichen Dank für Deine Zeilen! Du sprichst da etwas an, das mich selbst auch bewegt, denn ja, es stimmt schon, viele meiner Titel schwimmen im Mainstream mit. Diese Inspirationsbüchlein und Ratgeber sind für viele Menschen ein guter Einstieg in die Themen Lebensgestaltung und Achtsamkeit und auch wenn ich mich auch ihn ihnen um Differenzierung bemühe, so sind die Texte in meinem Blog hier tatsächlich anders gelagert.

      Noch gibt es sie nicht in gedruckter Form, aber tatsächlich habe ich schon mal darüber nachgedacht, auch mal so etwas herauszugeben. Ich nehme Deine Anregung also gerne auf und überlege, wie sich das umsetzen lassen könnte.

      Vielleicht könnte mein Selbstlernkurs „Mein achtsames Ich“ etwas für Dich sein, zwar kein gedrucktes Buch, aber der geht schon sehr in die Tiefe. Schau doch mal rein: http://www.mein-achtsames-ich.de/mein-achtsames-ich-der-selbstlernkurs/ (und binden lassen kann man sich den ja auch 🙂 ).

      Ganz herzlich,
      Tania

  3. Ui, ja, danke für den Hinweis auf den Selbstlernkurs, der wäre mir beinahe durch die Hände gerutscht…

    Vielleicht ist es jaauch so, dass ein Blog genau die richtige Form für deine Texte ist… weil du sie hundertprozentig so gestalten kannst, wie du sie willst? Ich mag ja z.B. auch deine ganz kurzen Einträge mit nur einem einzigen Gedanken. Ein winziger Anstoß, manchmal, aber sehr wertvoll!

    In jedem Fall: Weiter so 🙂

    • Lieben Dank, Franziska, und ja genau, ich empfinde gerade dieses kurze Format auch im Moment als sehr stimmig. Manchmal denke ich, ich streue damit kleine Samen aus, die dann vielleicht irgendwo aufgehen und es kann etwas Schönes, Nährendes oder Erhellendes daraus wachsen.

      Lieber Gruß,
      Tania

  4. Liebe Tania
    Ein wunderbarer Artikel, herzlichen Dank! Der liebe Kopf … könnte er für uns Lösungen finden, hätte er es wohl längst getan 😉 Ich glaube auch, dass unsere Entscheidungen aus dem Bauch oder aus dem Herzen kommen sollten, wie auch immer man es nennen mag. Für mich funktioniert folgende Technik wunderbar: Ich fühle mich in eine Situation, für die ich mich entscheiden könnte, hinein und frage mich dann: fühlt es sich leicht oder schwer an? Leicht ist immer meine Wahrheit, auch wenn der Kopf sogleich aufbegehrt 😉
    Mit achtsamem Herzensgruss
    Nadine

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