Eine begrenzte Zeit…

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Eine begrenzte Zeit…

Es gibt eine Übung, die immer wieder gerne eingesetzt wird, damit wir uns über unsere Ziele klarer werden und über das, was uns wirklich wichtig ist – und die lautet:

„Was würdest Du tun, wenn Du wüsstest,
dass Du nur noch eine begrenzte Zeit zu leben hättest?“
 

Eine machtvolle Übung, keine Frage.

Aber,… was macht der Konjunktiv in dieser Frage? 

Wir haben doch alle nur noch eine begrenzte Zeit zu leben! Jede/r von uns. Diese Vorstellung macht vielen von uns offenbar so viel Angst, dass wir diese Tatsache nur im Konjunktiv im Rahmen einer Selbsterfahrungsübung durchdenken können, obwohl sie doch ständige Gewissheit ist, seit wir geboren wurden! 

Je achtsamer ich werde, desto klarer wird mir die Begrenzung meiner Zeit hier. Das ist nicht immer angenehm. Und doch ist es gut so, denn es lässt mich bewusster leben. Ich glaube inzwischen, das wir nur dann wirklich lebendig sein können, wenn wir den Tod als Teil des Lebens akzeptieren. Und zwar nicht nur als abstraktes Phänomen, das anderen passiert, sondern eben wirklich als unumstößlicher Teil unseres EIGENEN Lebens. 

Immer wieder wird die Vision von Unsterblichkeit gezeichnet. Ist das wirklich etwas, das wir uns wünschen sollten? Schenkt uns nicht gerade das Wissen darüber, dass nichts unendlich ist, eben (oder gerade) auch unser Leben nicht, die Chance, es wirklich zu schätzen und zu würdigen? Wie würden wir wohl leben, wenn wir wüssten, dass wir nicht sterben müssten… – ich mag es mir nicht ausmalen.

Was ich mir aber ausmalen mag ist, wie ich leben würde, wenn ich das Sterben umarmen kann und keine Angst mehr davor hätte. Wenn ich mit einem wundervollen, kunterbunten  und gewaltigen Ja zu allem in die Welt hinaustanzen könnte, ohne all die Furcht und Lähmung, die mich manchmal überkommt, wenn ich daran denke, irgendwann gehen zu müssen… 

Tja, wie wäre das wohl?

6 Kommentare

  1. Liebe Tania,
    das ist ein wirklich kraftvoller Text und wunderschön! Ich nutze den Tod als Lehrer jetzt schon seit Jahren. Meine erste unfreiwillige Begegnung hatte ich mit ihm, als ich 22 war. Damals war ich im Burnout gelandet und ein Arzt sagte mir, dass ich meinen 30sten Geburtstag nicht erleben würde, wenn ich so weitermachen würde. Das war seeehr heilsam. 😉
    Seitdem stelle ich mir regelmäßig diese Frage und habe mein gesamtes Leben umgekrempelt. Heute schreibe ich und coache Menschen und mache damit genau das, was ich immer wollte, aber aufgeschoben habe. Und die Tatsache, irgendwann zu sterben, wirkt auf mich längst nicht mehr so gruselig wie noch vor einigen Jahren. 😉

    Es lohnt sich also, danke für deine Inspiration!

    Liebe Grüße,
    Marie

    • Ich finde es toll, dass Du dieses eigentlich ja doch „schlimme“ Erlebnis so positiv für Dich nutzen konntest. Ein schönes Beispiel dafür, wie uns unsere Endlichkeit zu uns selbst bringen kann. Danke fürs Teilen!

      Herzlich,
      Tania

  2. Liebe Tania,

    mir haben deine Zeilen richtig gut getan – ich danke dir für deinen erfrischenden, tiefen Blickwinkel, für die gestellten Fragen v.a. im letzten Absatz!
    Der Tod kann unser klügster Lehrmeister sein, wenn wir es schaffen, uns dem Leben immer mehr hinzugeben – zu empfangen, mit offenen Armen, wenn wir uns jeden Tag für Veränderungen öffnen und uns für das Leben entscheiden.

    Ein schönes Wochenende wünscht dir & deinen Lesern

    Carolin

    • Dankeschön und auch für Dich ein schönes Wochenende,
      Tania

  3. Kürzlich beim Stapfen durch frischgefallenen Schnee dachte ich plötzlich: „wer weiß, ob ich in meinem Leben jemals noch einmal Schnee sehen und fühlen werde“. Und ich nahm den Schnee plötzlich ganz anders und viel bewusster wahr! Die zarten Flocken, das Knirschen unter den Stiefeln, das sanfte Weiß … Fast, als wäre es das letzte Mal. Und mir wurde klar, dass ich dies, den Schnee, und alles, was das Leben ausmacht, in dieser jetzigen Form nur wahrnehmen, spüren, sehen, fühlen kann, so lange ich lebe, hier auf Erden lebe.
    Denn es wird irgendwann vorbei sein. Ich weiß nicht wann, aber es kann morgen sein. Obwohl ich diesen Gedanken über die Endlichkeit meines Lebens natürlich immer wieder mal „gedacht“ und auch ausgesprochen habe, traf er mich diesmal anders. Viel tiefer und direkter. „Vielleicht ist es das letzte Mal, wer weiß das schon …..“

    • Ja, ganz genau das meine ich mit „bewusster“ leben! Danke für das schöne Beispiel.

      Noch ganz viele zauberhafte Schneefälle und andere kleine und große Wunder für Dich,
      Tania

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