Was Mitgefühl verhindert

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Was Mitgefühl verhindert

Ich habe ein sehr interessantes Video gesehen, in dem Thupten Jinpa, langjähriger Übersetzer des Dalai Lama und Buchautor, über „Compassion“, also über unser menschliches Mitgefühl spricht. Wer Englisch versteht, klickt hier

Thupten Jinpa beschreibt Mitgefühl als eine natürliche, menschliche Eigenschaft, die wir allerdings mehr und mehr verlieren. Warum? Weil wir in einer Gesellschaft leben, in der es immer mehr um Wettbewerb, Konkurrenz und ums Vergleichen geht. Unbewusst fürchten wir, dass uns ein weiches Herz schwächt und wir dann nicht mehr so erfolgreich sein können, ähnlich wie wir vielleicht fürchten, dass wenn wir unser Kind zu sehr verwöhnen, es in der rauen Welt schwerer zurecht kommen wird. Im Umkehrschluss reagieren wir oft misstrauisch, wenn andere Menschen uns gegenüber nett und mitfühlend sind und können das oft gar nicht annehmen. 

Mich hat dieses Video sehr nachdenklich gemacht.

Schon seit längerem achte ich sehr bewusst darauf, was passiert, wenn ich mich mit anderen vergleiche, weil mir genau das noch nie gut getan hat. Ich habe dabei für mich herausgefunden, dass wenn ich mich mit jemanden vergleiche, ich mich automatisch gegen den anderen abgrenze, unabhängig davon, ob ich mich nun als „besser“ oder schlechter“ einschätze. In dieser Abgrenzung kann ich viel weniger offen dafür sein, mich von dem anderen und seinem Sein berühren oder begeistern zu lassen, sondern ich bin vor allem auf Fragen danach konzentriert, ob ich okay bin, ob ich reiche, gut genug bin, mithalten kann usw. 

Sich mit anderen zu vergleichen schafft aus meiner Sicht vor allem eines: Distanz. 

Ein Grund mehr, es nicht zu tun, sondern Unterschiede einfach nur achtsam wahrzunehmen und zu leben – ohne zu werten, also ohne einordnen zu wollen, was besser oder schlechter ist, was richtig und was falsch. Jeder von uns IST einfach.

2 Kommentare

  1. Liebe Tania,
    das Thema Distanz und Nähe ist sehr breit gefächert und ich sagte mal zu einem lieben Freund: Du bist mir näher, wenn Du weiter weg bist…
    Für ihn damals völlig unverständlich, aus MEINER Sicht MEINE Wahrheit..

    Das sind eben genau die Unterschiede, die Du treffend beschrieben hast…

    Wie in einem Puzzel, jedes Teil hat dort seinen Platz und ein Teil paßt am besten nach „ganz unten“ in diesem Ganzen und ein Teil vielleicht in die Mitte…

    Alle Unterscheiden sich, keines ist vergleichbar mit dem anderen, doch nur ALLE GEMEINSAM ergeben DAS GANZE…

    Haben wir Mitgefühl zu allem was ist…sowohl zu uns selbst als auch zu allem anderen Leben… mutig sein und auch AUSSPRECHEN, was das Herz uns sagt, dann sind wir achtsam zu allem was ist… Dann wissen UND fühlen wir – es gibt keinen Unterschied zwischen Distanz und Nähe, es kommt immer auf die Sicht des Betrachters an… 🙂

    Danke wieder für Deine Worte, die immer wieder zum Nachdenken und in sich hineinfühlen anregen… 🙂
    Ein schönes Wochenende für Dich liebe Tania
    von Herzen grüßt Dich Elke

    • Ganz herzlichen Dank für Deine Zeilen, Elke. Ich kann sehr gut verstehen, was Du da zu dem Freund gesagt hast.

      Ein lieber Gruß,
      Tania

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