Was macht es mit mir?

Gepostet von | Keine Kommentare

Was macht es mit mir?

Immer wieder spannend finde ich, meine eigenen und auch die Reaktionen von anderen Menschen auf Anregungen oder Denkanstöße zu beobachten, sei es z.B. auf Blogbeiträge, Artikel, Zitate, Ratgeber oder auch einfach nur auf das, was andere in einem Gespräch sagen. 

Der für mich gewinnbringendste Weg ist der, mich zu fragen: „Was macht das mit mir?“ und in der Folge dann davon: „Was hat das mit mir zu tun?“ 

Besonders dann, wenn ich mich über etwas aufrege, kann ich mir ziemlich sicher sein, es hat etwas mit MIR zu tun, was da geschrieben oder gesagt wurde und dasselbe gilt, wenn ich etwas spontan ablehne und für Blödsinn halte. Fast immer verstecken sich dahinter die interessantesten Anregungen, wenn ich den Mut habe, sie wirklich an mich heranzulassen (und das heißt nicht, sie zu übernehmen, aber mich mit ihnen auseinanderzusetzen). 

Ich glaube, dass die Art, wie wir auf Anregungen von außen reagieren, sehr viel mit uns selbst zu tun hat und es ist spannend, sich da einmal selbst zu beobachten. Es gibt Menschen, die fast alles von außen erst einmal ablehnen. Sie machen dicht und suchen sofort nach Gegenargumenten – und schaffen damit erst einmal Abstand. Andere haben gleich selbst ein ganzes Arsenal an guten Ratschlägen und weisen Worten bereit und parieren prompt – und, ja genau, schaffen auch damit Abstand. Dann gibt es solche, die sofort versuchen, in die Seele des Schreibenden einzudringen, um ihn oder sie zu verstehen und die tiefe Bedeutung herauszufinden – und, ja, auch damit wird Abstand geschaffen. Und selbst diejenigen, die andere Ideen sofort zu ihren eigenen machen und die Personen, von denen die Aussagen stammen, gleichsam anhimmeln – auch sie schaffen Abstand, denn es findet keine Auseinandersetzung und Selbstreflexion statt, sondern nur eine Übernahme.

Was ich mit Abstand meine? Damit meine ich, dass wir verschiedene Strategien nutzen, um die persönliche Betroffenheit zu reduzieren und uns auf diese Weise von dem Inhalt (also Gedanken und Botschaften usw.) distanzieren.

Wenn wir etwas lesen, dann kann es uns unberührt lassen, weil es tatsächlich einfach nichts mit uns zu tun hat oder uns nicht interessiert. Viele Gedanken oder Anregungen können aber auch empfindlich an Bestehendem rütteln und das ist oft bedrohlich. So können uns Gedanken anderer aufwühlen, aufregen, provozieren, berühren, bewegen, lachen oder weinen lassen usw. Die Frage für mich ist, ob wir uns bewegen lassen wollen oder ob wir eher nach Bestätigung suchen und uns lieber von allem, was ein bisschen an unseren Überzeugungen kratzt, distanzieren – und warum wir das tun. 

Wichtig: Es geht dabei wieder einmal nicht um Wertung, sondern um Bewusstsein. Abwehr kann in bestimmten Phasen genauso sinnvoll sein wie Offenheit. Ich empfinde es nur als sehr hilfreich für mich, bewusst wahrzunehmen, wenn ich mich gerade gegen einen Gedanken wehre (und den dann vielleicht einfach für später aufhebe) oder auch, dass mich ein Denkanstoß ganz tief berührt und ich mich öffnen kann, um zu schauen, wohin mich dieser Weg führt.

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert