Über den Tellerrand schauen…

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Über den Tellerrand schauen…

Es ist, denke ich, ein sehr menschlicher Impuls, die eigene Welt möglichst klein und damit überschaubar halten zu wollen. In der Folge treffen wir – oft unbewusst – eine ganze Reihe Entscheidungen, z.B. darüber,

  • was wir glauben wollen und was nicht,
  • wie wir leben wollen und wie nicht,
  • was für einen selbst „richtig“ ist und was „falsch“
  • und so weiter und so fort.

Mit diesen Entscheidungen leben wir dann nicht nur, sondern oft kämpfen wir mit großem Einsatz und viel Kraft darum, dass alles genau so ist, wie wir es sehen, und dass es auf keinen Fall anders sein kann. Denn: „anders“ ist bedrohlich.

Aber warum eigentlich? 

Wie spannend ist es, über den eigenen Tellerrand zu schauen! Zu erkennen, wie groß die Welt ist und wie bunt und vielfältig.  Wie interessant ist es, zu erleben, wie anders andere Menschen denken, fühlen und ticken! Wie bereichernd und inspirierend ist all das, was anders ist!

Das alles ist es aber nur dann, wenn wir uns nicht davon bedroht fühlen. 

Ich bin von Klein auf daran gewohnt, sehr vieles, was eigentlich nicht „meins“ ist, regelrecht in mir zu haben – Gedanken, Gefühle, Stimmungen – einfach, weil ich das automatisch mitbekomme. Während mir das früher nur wenig bewusst war, nehme ich das jetzt immer bewusster wahr: die Vielfalt von Ansichten und Empfindungen, von Denkweisen, Glaubenssätzen und Lebensansätzen, eben all die vielen, vielen Schattierungen des Lebens und Seins.

„Anders“ war früher für mich die Aufforderung, auch so sein zu müssen, damit ich „passe“ und damit Nähe entsteht. Heute kann ich viel besser mit Abstand leben und ja, auch mit Gräben und Mauern. Ich lerne, dass ich mich nicht aufgeben, nicht verlieren muss, wenn andere anders sind, sondern durch mein neu gewonnenes Ich-Sein-Dürfen kann ich andere einfach anders sein lassen und mich entscheiden, wie viel ich davon mit-leben will und wie viel nicht. 

Ich genieße es so sehr, dass ich mein Leben nicht (mehr) als Setzkasten haben will, in den ich säuberlich alles was passt einsortieren kann (und alles andere entsprechend entsorgen muss). Mein Leben wird vielmehr ein immer wilderes Patchwork-Werk aus Farben, Formen, Materialien, Eindrücken, Ansichten, Denkweisen, Richtungen, Klimazonen, Gefühlen, Erlebnissen und vieles mehr, über das ich vor allem eines kann: staunen. 

Heute weiß ich: Indem ich gut auf mich achte und bei mir bleibe, kann ich mich viel offener und freier auf Anderes einlassen und dass ich genau das möchte: immer mutiger über den Tellerrand schauen, denn das Leben ist so viel größer als der Rahmen, den wir selbst stecken.

6 Kommentare

  1. ich erkenne langsam, aber immer deutlicher, dass ich vor allen Änderungen die eventuell anstehen zunächst erst mich selbst und meine Bedürfnisse erkennen muss und erst danach (!) kann ich daraus resultierende Veränderungen angehen…..
    wünsche Dir Tanja die Du schon auf Deinem Weg der Erkenntnis weiter viel bist alles Gute

    Liebe Grüße
    Sonja

    • Lieben Dank, Sonja, und auch für Dich alles Gute!
      Tania

  2. Ja liebe Tania,

    der Beitrag hat mich auch sehr angesprochen.

    Aus dem anders sein der Mitmenschen liegt auch eine Chance für mich und ich denke dass ich mir immer sicherer werde.

    Also ist das Akzeptieren der anderen Ansichten und Meinungen immer damit verbunden meinen Weg deutlicher und sicherer zu sehen und Freude daran zu haben die Vielfalt zu leben.

    Heidi

    • Ja, genau so erlebe ich das zumindest für mich: je mehr ich mir mein Sein (in all seinen Facetten) erlaube, desto mehr kann ich die Vielfalt des Seins der anderen (und diese Vielfalt) würdigen und auch genießen.

      Herzlich,
      Tania

  3. Oft gilt man, wenn man nach dem eigenen Gefühlgeht und mit sich Achtsam ist, sich immer wieder neu in jeder Situation entscheidet, tut sie mir jetzt so gut oder nicht, als unberechenbar und das macht den Mitmenschen oft Angst und/oder man gilt als wechselhaft.

    Trotzdem ist diese Achtsamkeit mit mir auch genau dieser Schlüssel dann auch mal wieder die Vielfalt herein zu lassen.

    lg
    Gabriele

    • Liebe Gabriele,

      genau das habe ich auch immer gedacht, aber ich erlebe im Moment eher das Gegenteil: wenn ich mich zeige, werde ich einschätzbarer.

      Ganz herzlich,
      Tania

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