Trauer und Schmerz brauchen Raum

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Trauer und Schmerz brauchen Raum

Wer schon länger bei mir mitliest, weiß, dass ich immer wieder auch über Trauer oder Schmerz schreibe. Ich tue das, weil sie zum Leben dazu gehören, weil sie ein Teil von uns sind und weil es wichtig ist, ihnen Raum zu geben. Achtsam zu leben heißt alles wahrzunehmen.

Ich habe in der Vergangenheit immer wieder erlebt, dass andere Menschen solche Gefühle bei mir „wegmachen“ wollten. Man versuchte mich aufzumuntern, zum Lachen zu bringen, abzulenken, mich auf andere Gedanken zu bringen und man sagte zu mir, dass doch alles nicht so schlimm sei, dass ich auf das Schöne schauen soll und so weiter. Das kennen vermutlich die meisten von uns. 

Was bei mir dann immer ankam, war die Botschaft, nicht richtig zu sein, wenn ich Schmerz und Trauer zulasse und lebe. Dass es „besser“ ist, schnell wieder fröhlich zu sein. Das lachen „richtiger“ ist als weinen.

Instinktiv wusste ich schon immer, dass das nicht gut ist. Trauer und Schmerz kann man nicht einfach „wegmachen“. Damit Trauer und Schmerz heilen und nachlassen können, müssen sie vor allem eines: sein dürfen. Sie wollen und müssen gefühlt und gelebt werden. 

Es gibt ein ganz wundervolles kleines Video von der amerikanischen Psychotherapeutin Megan Devine zu diesem Thema, das aufzeigt, was wirklich hilft, wenn jemand traurig ist oder Schmerz empfindet. Das Video ist auf Englisch, deshalb fasse ich den Inhalt kurz zusammen:

Wenn wir jemanden, der in Trauer ist oder Schmerz fühlt, aufzuheitern versuchen, dann führt das in vielen Fällen dazu, dass diese Person sich mit dem, was in ihr ist (oder auch in dem, worin sie sitzt, denn Schmerz und Trauer sind oft wie Orte) abgelehnt fühlt. Daraufhin zieht sie sich immer mehr zurück und zeigt immer weniger von sich. Auf diese Weise kommen noch Gefühle von Unverstandenen und Einsamkeit zum bestehenden Schmerz dazu. Wenn wir uns aber einfach nur eine Weile zu dem Menschen setzen, der trauert oder Schmerz empfindet, und bei ihm bleiben, darf all das sein, was ist. Der Mensch muss sich nicht verbiegen, er kann das empfinden, was in ihm ist und ist dabei nicht allein. Die Nähe und die Akzeptanz dessen was ist, macht das Durchleben der Gefühle (was letztlich ein Ausleben ist) leichter. Nach und nach lässt der Schmerz nach, ebbt die Trauer zumindest für Phasen ab und die Person kann von sich aus auch wieder anderes wahrnehmen. 

Trauer und Schmerz bei anderen Menschen, vor allem bei denen, die wir lieben, macht uns oft ohnmächtig und hilflos und deshalb probieren wir so vieles, um die Gefühle des anderen zu verändern. Tatsächlich aber müssen wir gar nicht viel tun, im Gegenteil! Wir müssen nichts fixen, müssen keine Lösungen bieten – und das ist vielleicht gerade das, was so ungewohnt ist, dass wir uns so schwer damit tun. Es reicht aus, einfach da zu sein und der Trauer und dem Schmerz Raum zu geben. 

 

Trauer und Schmerz

2 Kommentare

  1. Liebe Tania,
    das war heute mal wieder wie mir aus der Seele gesprochen. Es gab mir auch das Gefühl, dass ich „richtig bin“. Genau so, wie du es beschreibst, geht es mir bzw. wird oft mit mir umgegangen.
    Ich danke dir, liebe Tania.

    • Liebe Hanni,

      das freut mich sehr.

      Alles, alles Gute für Dich,
      Tania

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