Sinnlos

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Sinnlos

Ich gebe es zu, ich liebe Sinn. Sinnvolle Tätigkeiten, sinnvolle Aktionen, sinnvolle Projekte. Sinnvoll im Sinne von zielgerichtet und ergebnisorientiert und produktiv. In der Folge bin ich an Tagen, an denen ich Sinnvolles getan habe, zufriedener als an solchen, an denen mir das nicht gelingt. 

Wie wohl jedem geht es auch mir so, dass ich manchmal zu nichts wirklich aufraffen kann. Dass ich eigentlich nur meine Ruhe haben will, irgendwo rumhängen möchte und schlicht und einfach gar nichts tun will. Ich weiß inzwischen, dass solche Tage wichtig sind. Auszeiten und Erholungspausen. Aber dennoch sind sie schwer auszuhalten für mich. 

Wenn ich achtsam bin, dann setze ich mich an solchen Tagen einfach neben mich, mach‘ mir einen Tee und Musik an und lass‘ mich sein. Oft aber piesacke ich mich an solchen Tagen mit Gedanken, wie:

  • „Du müsstest noch …“ 
  • „Also, wenn du eh nur hier rumhängst, könntest du auch…“
  • „Willst du nicht endlich mal…“ 
  • „Hast du mal dran gedacht, dass du noch …“ 
  • usw.

Und damit setze ich mir lauter Dinge in den Kopf, die ich eigentlich schon längst hätte tun müssen. Das führt dann regelmäßig dazu, dass ich irgendetwas davon tue. Nicht mit dem Herzen und nicht mit Engagement, sondern aus dem Druck heraus, den ich mir selbst mache. Ich tue dann zwar vielleicht etwas Sinnvolles, aber es ist nicht sinnstiftend, weil es gegen das geht, was gut für mich wäre (nämlich z.B. auszuruhen, die Seele baumeln zu lassen o.ä.). Ja, ich bin froh darüber, dass ich es grundsätzlich kann, denn so schaffe ich es, mich aus mich selbst heraus zu motivieren, auch wenn mich hundert andere Dinge locken würden, aber ich bin nicht froh darüber, dass ich immer noch allzu leicht bereit bin, den Drill-Sergant für mich selbst zu spielen. 

Sinnvoll wäre deshalb manchmal, tatsächlich nichts zu tun und genau das zu genießen. 

5 Kommentare

  1. Ach, bin ich glücklich, endlich mal zu lesen, dass auch vermeintlich „Nicht-Sinnvolles“ sinnvoll sein kann. Wer entscheidet eigentlich, was sinnvoll ist und was nicht? Doch nur ich selbst und kein anderer.
    Ich bin jetzt seit knapp zwei Jahren im Ruhestand, nach 40 Jahren so richtig stressiger Managertätigkeit mit allem, was dazu gehört: Termin- und Ergebnisdruck, zahlreiche weltweite Reisen, ständige Erreichbarkeit rund um die Uhr.
    Keiner meiner früheren Kollegen kann verstehen, dass ich jetzt nichts Sinnvolles (Seniorenstudium, Beratertätigkeit, Ehrenamt) tue, sondern nur das, was mir im Moment gerade Spaß macht. Alle hatten gedacht, dass ich sofort wieder etwas tun werde, um nicht in ein Rentner Loch zu fallen. Sie verstehen nicht, dass Nichtstun und „es mir gut gehen lassen“ das Sinnvollste und Schönste ist, das es für mich im Moment gibt und ich so rundherum zufrieden bin.
    Danke für diesen Blog, und ich freue mich, Sie, liebe Frau Konnerth, entdeckt zu haben!

    • Und Ihnen ein herzliches Dankeschön für diesen tollen Kommentar!

      Alles Gute für Sie,
      Tania Konnerth

  2. Habe heut morgen Ihren Newsletter gelesen. Es hat mir wieder mal gut gefallen. Es spricht mich sehr an. Ich habe das Bedürfnis, das Ihnen auch einmal zu schreiben. Ich finde auch, daß es toll ist, sie hier im Internet entdeckt zu haben.
    Wünsche ein schönes Wochenende
    liebe Grüße
    waltraud

  3. Liebe Tania,

    auch diese Aussagen von dir treffen genau meine Gedanken und machen mich glücklich. Ich brauche mir kein schlechtes Gewissen mehr zu machen.
    Ganz herzlichen Dank von
    Hani

  4. Herzlichen Dank, Waltraud und Hanni,
    Tania

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