Liebe lässt sich nicht erzwingen

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Liebe lässt sich nicht erzwingen

Ich schrieb neulich schon darüber, dass man die Sache mit der aktiven Lebensgestaltung auch ganz schön falsch verstehen kann und möchte dafür heute noch ein weiteres Beispiel geben:

Lange Zeit habe ich geglaubt, dass Liebe eine Sache des Willens ist. Ich habe Liebe und Geliebtwerden als Ziele gesehen und ich war davon überzeugt, dass es in meiner Macht steht, sowohl mich selbst als auch andere liebend zu machen. Ich glaubte, ich müsste mich nur dazu entscheiden, lieben zu wollen und dann eben immer wieder daran zu arbeiten und ich glaubte, mich nur genug anzustrengen zu müssen, um gemocht und geliebt zu werden. Ich sah meine Liebe als Arbeit und das Geliebtwerden als Lohn für Leistung (ein Ausbleiben von Zuneigung war dann folgerichtig ein Beweis dafür, dass ich eben einfach noch nicht genug getan oder gegeben hatte). 

Heute erkenne ich, wie viel Schmerzpotential in diesem Irrglauben steckt. Nicht nur, dass man sich Liebe natürlich nicht auf diese Weise verdienen (oder hart ausgedrückt erkaufen kann), also letztlich leer ausgeht, genauso wie man nicht wirklich etwas geben kann, wenn man sich zum Lieben bringen will, vielmehr verliert man sich dabei unter Umständen komplett selbst. 

„Liebe ist frei“ – mit diesem Anspruch konnte ich früher nicht viel anfangen, denn ich wollte davon überzeugt bleiben, dass ich mir Liebe erarbeiten und verdienen kann. Alles andere erschien mir zu gefährlich, weil es nicht kontrollierbar ist … 

Heute ahne ich, was mit den drei Worten gemeint ist, denn ich spüre es mehr und mehr mit jeder Faser meines Körpers: weder geliebt zu werden noch selbst zu lieben können wir willentlich beeinflussen. Liebe ist einfach (… oder eben auch nicht).

Viel spannender finde ich inzwischen die Frage, was mir das Lieben und Geliebtwerden ermöglicht: Für mich entsteht Liebe aus einem Ja zu mir selbst, aus der Offenheit und aus dem Mut heraus, mein Herz hoch hinauf in die Luft zu werfen und dem Leben zuzurufen: „Fang es auf oder lass es fliegen oder wirbele es herum – es ist deines!“ und dem Vertrauen, dass das, was auch immer geschieht, irgendwie richtig sein wird.

Ich hielt mal den Willen für den Verbündeten der Liebe, aber das ist lange her und ich sehe sehr deutlich, in welches Korsett mich diese Überzeugung zwängte. Heute hingegen denke ich, dass vielmehr Annahme und Hoffnung die Schwestern der Liebe ist, denn das kleine Wörtchen „Ja!“ und die unverwüstliche Kraft der Hoffnung lassen mich mein Herz immer und immer wieder neu öffnen, um loszurennen in diese bunte, verrückte und manchmal auch ganz schön wilde Welt.

Nun interessiert mich: Können Sie etwas mit diesen Zeilen anfangen? Was sind Ihre Gedanken und Erfahrungen dazu?

2 Kommentare

  1. Hallo Tania,

    der Absatz:
    „Viel spannender finde ich inzwischen die Frage, was mir das Lieben und Geliebtwerden ermöglicht: Für mich entsteht Liebe aus einem Ja zu mir selbst, aus der Offenheit und aus dem Mut heraus, mein Herz hoch hinauf in die Luft zu werfen und dem Leben zuzurufen: „Fang es auf oder lass es fliegen oder wirbele es herum – es ist deines!“ und dem Vertrauen, dass das, was auch immer geschieht, irgendwie richtig sein wird.“
    trifft es meiner Meinung nach genau auf den Punkt. Zu lieben bedeutet für mich gleichermaßen vertrauen und sich fallen lassen zu können. Das ist mit das schönste Gefühl, was man haben kann.
    Einfach alle Zweifel an und über sich beiseite schieben zu können… Ich glaube, dass gerade das in der heutigen Zeit bei dem ganzen Schönheits- und Schlankheitswahn für sehr viele Menschen sehr schwierig ist. Sich selbst zu akzeptieren und so zu sein wie man eben ist. Eine Persönlichkeit mit Ecken, Kanten und Makeln. Wie du auch geschrieben hast: Ein Ja zu sich selbst.

    So schön, wie dieses Gefühl aber auch ist, es kann auch zerstörend sein. Wenn diese Liebe zwar erwidert wird, aber nicht frei gelebt werden kann z.B. durch gesellschaftliche/familiäre Zwänge (keine Trennung zum Wohle des Kindes), dann fällt das zuvor hochgeworfene Herz, was darauf wartet, sanft aufgefangen zu werden, ungebremst auf den harten Boden und zerbricht… Hoffentlich nicht für immer.

  2. LIebe und Freiheit bedingen sich

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