Neulich las ich diese Zeilen: „Ich muss um nichts kämpfen, denn was gut ist bleibt. Was bei mir sein will, kommt freiwillig und was gehen will, geht sowieso.“ Das hat es in sich. Vor noch nicht allzu langer Zeit hätte ich dieser Aussage vehement widersprochen und mir wird immer klarer, wie sehr ich in der Vergangenheit gekämpft habe…, gekämpft, um nicht zu verlieren, gekämpft um zu behalten und gekämpft, um zu bekommen oder zu erreichen.
Alles ist möglich, wenn ich es nur doll genug will und genug dafür tue – ein Lebensmotto, das einen glauben lässt, man könnte letztlich sogar das Leben übertrumpfen. Dieses Motto lässt einen vieles erreichen, hat aber auch einen hohen Preis. Und, wovon man nichts ahnt, wenn man an dieses Motto glaubt: es ist eines ohne Garantien.
Gerade in diesen Wochen „kämpfe“ ich damit, Altlasten zu entsorgen aus einem Leben, in dem ich glaubte, alles kontrollieren zu können. Ich schreibe das in Anführungsstrichen, denn es hat sich vieles in mir geändert, so dass ich nicht mehr auf meine alte Art kämpfe. Zwar geht gerade darum, enorme Kräfte zu mobilisieren, die Zähne zusammenzubeißen und durchzuhalten, aber ich bin in meinem Tun und vor allem in meinem Sein nachgiebiger geworden und weicher und ich bleibe bei all dem viel mehr bei mir selbst. Und das ist so gut.
Ich spüre es mit jeder Faser: ich will nicht mehr kämpfen, denn zu kämpfen macht mich hart. Hart zu sein tut mir nicht gut. Und ja, auch ich habe in den letzten Jahren genau die Erfahrung machen können, dass ich nichts wirklich erzwingen kann und das letztlich eh alles kommt, wie es offenbar kommen soll. Mehr noch: dass das darüber hinaus fast immer besser ist als das, was ich erzwingen wollte…
Wieder einmal geht es um das große Thema Vertrauen. Vertrauen, dass alles gut und richtig ist, wie es ist und dass wir zwar manchmal Durchhaltevermögen und Biss brauchen, Rückgrat und auch eine laute Stimme, aber dass es nie darum gehen sollte, mit dem Leben zu kämpfen. Der Kampf mit dem Leben ist, denke ich, immer ein Kampf gegen sich selbst.
Liebe Tania,
ich finde es schön und treffend, wenn du schreibst, wir bräuchten zwar immer wieder mal Biss, Durchhaltevermögen, Rückgrat und eine laute Stimme, kämpfen wiederum würde jedoch auch immer ein Kampf gegen uns selbst bedeuten. Das finde ich sehr nachdenkenswert. Und stelle fest: Ein wenig ambivalent stehe ich schon zum Kämpfen: In mir wohnt auch ein starker, manchmal hartnäckiger Löwe, der sich zielstrebig auf den Weg macht, wenn er etwas wirklich will. Hin und wieder bin ich dabei auch erfolgreich gewesen, im Sinne von: Es kam das, was ich wollte. Gleichzeitig kann mich diese Verbissenheit auch starr und stur machen, auch diese Erfahrung machte ich bereits mehrmals.
Mehr und mehr lerne ich: Je mehr ich mich dem Leben hingebe, je mehr ich seiner Weisheit vertraue, umso stärker und „natürlicher“ fügt sich alles. Wie du schon sagst, es geht letzendlich um ein Vertrauen. Ich übe es, um etwas zu bitten, für etwas zu beten, auf meine Weise, mich auszurichten auf etwas. Ich bitte aktiv darum, etwas anzuziehen, anstelle darum zu kämpfen.
Schöne Tage wünscht dir & deinen Lesern
Carolin
Ich finde es immer wieder inspirierend wie treffend du schreibst und wie sehr ich mich als Mann in deinen Texten auch erkenne. Leider bin ich vermutlich zu freundlich und glücklich für viele Menschen oder suche mir unterbewusst immer schwierige Situationen aus.
Ich will auch nicht mehr kämpfen, ich weiß was ich als Mensch wert bin und wer das nicht zu schätzen weiß, gehört nicht an meine Seite, egal ob Partnerschaft, Job oder oder oder.
Schöne Grüße
Nick
Herzlichen Dank, Nick, für das schöne Feedback und diese kraftvolle Aussage.
Alles Gute für Dich,
Tania
Ich bin ein „Kampfzwerg“, sagen Menschen, die mir Achtung zollen, die mich liebevoll auffangen, wenn die Energie nicht mehr reichen will für eine der aktuell zu kämpfenden Schlachten. Solange ich denken kann, habe ich gekämpft. Mein ganzes Leben, ein Kampf! Und nun kommst du mit deinem Newsletter und titelst ihn, kämpfen sei nicht der richtige Weg. Gerade jetzt, wo ich mich so leer fühle, so energie- und kraftlos. Kein Wunder, dass dies der erste Beitrag war, den ich anklicken musste…
Deine Gedanken dazu machen Mut, mal was anderes auszuprobieren als kämpfen. Denn auch ich kenne das: kämpfen macht mich hart, baut eine Fassade auf, sperrt die Lebendigkeit aus. Mir selbst muss ich nichts mehr beweisen; ich möchte weich werden, oder, wie Carolin schrieb, einfach anziehen, was ich in meinem Leben ersehne…
Ach würde es doch funktionieren! Ich bin des Kämpfens so müde!
ich las nur kämpfen und fühlte mich hingezogen weil ich wissen wollte wie Du darüber denkst…und Du sprichst mir aus der Seele!
Ich mag nicht kämpfen. Wenn ich lese: Sie/er hat gegen den Krebs gekämpft/ beliebtes Thema, dann denk ich: wie anstrengend, ständig GEGEN etwas zu kämpfen, statt mit dem Lebensfluss zu gehen. Vom Kämpfen bekommt man Wunden und starre Glieder. Es ist eine patriarchale Natur,…nicht meine, sie macht hart und ich freue mich, das Du Nick, das auch so siehst, als Mann, das lässt hoffen. Denn ich denke, das auch Männer in einer Welt, in der nur Kampf für den Mann zählt, die Männer ganz schön leiden. Es muss sich was ändern.
Ich mag nicht kämpfen:
love it, Change it, or leave it, but never fight…
ich drücke Euch Alle,
Marina
Durch die Kommentaren merke ich, wie sehr mich das Thema weiterhin berührt. Kämpfer/innen werden oft als so tough und hart empfunden, doch wenn ich in der Rückschau auf die Phasen schaue, in denen ich besonders kämpfte, dann sehe ich einen sehr verletzlichen und paradoxerweise auch schwachen Menschen, denn ich merke immer wieder, dass ich im Nicht-Kämpfen stärker werde.
Alles Gute für Euch,
Tania
Oh mein Gott, wie genial ist das denn ? Liebe Tania, aus tiefstem Herzen Dank! Dieser Beitrag der absolute Volltreffer zum richtigen Zeitpunkt – hilft mir soooo sehr in meinem derzeitigem Veränderungsprozess, kanns noch gar nicht fassen!!
Bin erst mal sprachlos u. spüre wie intensiv es in mir wirkt.
D A N K E mit lieben Grüßen Lilo
Liebe Lilo,
das freut mich sehr. Herzlichen Dank für Deine Zeilen und alles Gute!
Tania