Ein Verlust

Gepostet von | 10 Kommentare

Ein Verlust

Gestern las ich von dem Tod eines Schauspielers, den ich sehr geschätzt habe: Philip Seymour Hofmann. Wie traurig, dass dieser Mann offenbar am Leben zerschellte oder in ihm ertrank oder wie auch immer er es empfunden hat. Eine Überdosis scheint die Todesursache zu sein, der Sieg der Sucht über sein Leben. 

Ich habe erst überlegt, ob es passt, hier darüber zu schreiben, denn natürlich kannte ich den Mann nicht persönlich. Aber ich bin unzählige Male persönlich von ihm berührt worden und sein Tod hat mich sehr bewegt. Hat mich wieder einmal nachdenken lassen über das Leben und den Tod, warum manche aufgeben und andere nicht und dass so schnell alles vorbei sein kann. 

Endlichkeit – ich werde mir ihrer immer bewusster. Das ist oft schmerzlich, aber gleichzeitig sensibilisiert es mich sehr dafür, dass JETZT der Moment zum Leben ist. Nicht morgen, nicht nächstes Jahr und schon gar nicht gestern oder früher – sondern JETZT. Und dass leben heißt, sich dem Leben zu stellen, mit der Angst vor Verletzungen und Schmerz, denn sie gehören dazu. Dass mich das Hadern genauso wenig weiterbringt wie in Angst zu erstarren und dass auch Flucht keine Lösung ist. Dass Leben nicht festhalten heißt, sondern loslassen, nicht schließen, sondern öffnen, nicht Nein sagen, sondern Ja.

Und so will ich ganz da SEIN, mit allem, was in mir ist. Ich will fühlen und lachen und weinen, traurig sein und fröhlich, ich will sehen, hören, riechen und schmecken, ich will lieben und tanzen und fliegen. Jetzt will ich sein, ganz und gar. Denn DAS ist Leben für mich.

10 Kommentare

  1. Geehrte Frau Tanja,
    ja, schade, dass wir Abschied nehmen müssen.
    Mancher Künstler stirbt „jung“…aus unserer Sicht, den „Zurückgebliebenen“. Wir verbinden mit dem Tod häufig ein gewisses Alter, was auch gut so ist. Umso erschrockener sind wir, wenn ein Mensch „jung“ stirbt, oder unter Umständen, die uns vielleicht sehr fremd vorkommen.
    Viele Künstler haben ein „bewegtes“ Leben…und sie bewegen viel. Das ist schön. Vielleicht glauben auch nur wir, die Zurückgebliebenen, sie hätten ein unglückliches Leben gehabt. Die „Wahrheit“ erfahren wir meist nicht.
    Von Seneca, glaube ich, kommt diese wunderbare Weisheit:“Es ist nicht von Bedeutung, wie lange wir leben, sondern WIE wir leben.“
    Das, finde ich, ist eine positive Ermunterung.
    Einen herzlichen Gruß an Sie.

    • Das sind sehr tröstliche Zeilen, vielen Dank dafür.

      Da muss ich wieder an eine Geschichte denken: Vor einer ganzen Weile schrieb mir eine Bekannte von dem Freitod ihrer behinderten Freundin. Bis zu ihrem Tod soll diese in vollen Zügen gelebt haben, mehr wahrscheinlich als die meisten von uns. Dann war die Kraft zu Ende. So traurig mich auch das gemacht habt, habe mich später oft gefragt, ob das die wirklich die schlechtere Art zu leben ist …

      Nachdenklich,
      Tania

  2. Liebe Tanja danke für Deine tollen Beiträge-mir sagte der Tote bis zu einem Beitrag im Internet nichts war dann aber über die Analyse seinen Lebens tief beeindruckt. Ich glaube nicht dass es eine Kurzschlussreaktion war ich glaube er wusste nicht in welcher Gefahr er war. Es gibt da Todesfälle um die Besetzung eines Filmes die mich noch viel mehr erschüttert haben.-Sie haben mich sehr nachdenklich gemacht.
    Im Hier und Jetzt
    In love und Verbundenheit
    Birgit

    • Danke, Birgit.

      Herzlich,
      Tania

  3. Tod, ist für mich im Moment sehr aktuell, mein Vater….
    ein Verlust, eine Leere, sehr viel Trauer, aber da im Leben kein richtiges Vakuum existiert, werde ich die Leere auch nicht festhalten, sondern versuche die Lücke in Zukunft alleine mit neuem Leben einer anderen Lebendigkeit zu füllen. Eine Frage stand im Raum : „Erbe“ ich die Verantwortung gegenüber jenen, für die er Verantwortung trug? Eure Gedanken bringen mir bei, das die Verantwortung mir gegenüber die wichtigste ist. Und ich muss nun Entscheidungen treffen, mit denen ich leben will und nicht die, die vielleicht von mir erwartet werden.

    Ganz lieben Dank für das zurückreflektieren auf die eigenen Bedürfnisse. Denn nur wenn es mir gut geht kann ich davon auch etwas weitergeben.

    Bettina

    • Ja, ich denke, genau so ist es.

      Alles Gute und viel Kraft für Dich,
      Tania

  4. Als meine Schwester vor ein paar Jahren plötzlich sehr jung starb, hatte ich einen Tag später die glückliche Gelegenheit einer Freundin über zwei Stunden von ihr zu erzählen,ihrem Leben,ihren Männern,Reisen,Berufen,und Projekten,und von uns als Schwestern.
    Als ich fertig war schaute sie mich an und fragte:“Und wie alt ist sie geworden,122?“
    Das war so ein wunderbarer Trost für mich, bis heute wirkt er noch in mir!
    Lieben Gruss aus Freiburg
    Friederike

    • Oh ja,

      das kann ich sehr gut nachempfinden.

      Alles Gute,
      Tania

  5. Liebe Tania,gerade las ich Deinen Beitrag über „einen Verlust“,der mich sehr berührt,da ich gerade den größten Verlust meines bisherigen Lebens erfahren mußte.Ich habe meinen Mann plötzlich am 2.2.im Alter von 42 Jahren verloren und meine 13jährige Tochter ihren über alles geliebten Papa.Ich bin urplötzlich von einer Klippe gestoßen worden und weiß nicht,wie man im Wildwasser schwimmt.Es sind schon Rettungsboote gekommen,aber ich kann in keines einsteigen.Zu hoch sind die Wellen und ich habe das Gefühl,keine Luft mehr zu bekommen.Das einzige Schiff,das mich retten könnte,wird nie mehr kommen…
    Aber irgendwann werde ich mich selbst aus den Fluten befreien,da am Ufer ein verzweifeltes,weinendes Mädchen steht,das ich retten muß.

    Und ich denke an eines Deiner Gedichte – vielen Dank dafür…

    GESANG

    Lausche,mein Herz,
    hörst du den Mut singen?

    Es singt vom Leben,
    vom Morgen und von mir.

    Es grüßt von Herzen Marion

    • Liebe Marion,

      es gibt Zeilen, auf die kann man nur wenig antworten, da Worte nicht ausreichen.

      Was für ein Schlag. Es tut mir so leid für Dich.

      Ja, dass es sich so anfühlt, als seist Du von einer Klippe gestoßen worden, kann ich mehr als gut nachvollziehen. Aber ich bin mir ganz sicher: Du wirst nicht ertrinken, auch wenn es sich im Moment so anfühlt. Du wirst weiteratmen und schwimmen, zusammen mit Deiner Tochter. Ihr schafft das.

      Was mir bei meinen Verlusten geholfen hat: zu verstehen, dass meine Trauer Liebe ist. Das hat mich durch den heftigsten Schmerz getragen und meinen Tränen und dem Leid einen Sinn gegeben.

      Ich sende Dir ganz, ganz viel Kraft,
      Tania

Schreibe einen Kommentar zu Friederike Flügel Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert