Ein achtsamer Weg durch die Trauer ist für mich zunächst ein Weg direkt in den Schmerz. Es geht darum, die Arme weit für ihn zu öffnen und auch zu ihm ja zu sagen, denn einen Kampf gegen ihn kann ich nicht gewinnen.
Wer einen geliebten Menschen oder ein geliebtes Tier verliert, steht zunächst fast immer erstmal unter Schock. Auch wenn die Tränen schon fließen und es auch schon höllisch weh tut, so wirken in der ersten Phase noch Schutzmechanismen der Psyche, die einen nur zum Teil verstehen lassen, was der Verlust wirklich bedeutet. Man kann es vielleicht zwar mit Worten formulieren und weiß auch vom Verstand her, dass das Wesen für immer weg ist, wirklich begreifen tut man es aber erst viel, viel später.
Erst mit der wachsenden Ahnung davon, was es heißt, von nun an tatsächlich ohne diesen Menschen oder das Tier leben zu müssen, setzt die richtige Trauer ein. Dieses Begreifen braucht oft viel Zeit und setzt entsprechend zeitversetzt ein. Der Schmerz kommt dann Stück für Stück mit jedem Tag und jeder Woche. Je mehr man zu verstehen beginnt, was „nie wieder“ tatsächlich bedeutet, desto roher wird man und steht da wie aufgerissen.
Viele versuchen, diesen Schmerz zu vermeiden, indem sie sich ablenken, ihn verdrängen, zu Alkohol oder Drogen greifen oder sich in (Arbeits-)Projekte stürzen. Für manch einen mag das ein guter Weg sein, ich für mich weiß aber, dass ich in die Trauer hinein muss, tief in den Schmerz und das mit einem Ja. Ich muss hindurch, um verarbeiten zu können, es führt für mich kein Weg daran vorbei, denn mein Schmerz gehört zu mir.
Das Licht in der Dunkelheit der Trauer ist meine tiefe Dankbarkeit über das was war, über das, was ich erleben durfte und bekommen habe. Sie nimmt mich an die Hand und führt mich in die maßlose Tiefe des Schmerzes – und sie wird mich auch wieder hinausführen. Denn in dieser Dankbarkeit steckt all meine Liebe. Und die Liebe überdauert die Trauer.
Vielen, vielen Dank Tania – für diese berührenden Worte!
Der Tod begegnet mir gerade an jeder Ecke; letzte Woche haben wir von der schweren Krankheit unserer Mutter erfahren. Nun heißt es vermutlich ein zweites Mal innerhalb relativ kurzer Zeit Abschied nehmen (unser Vater verstarb letztes Jahr).
Ich möchte an dieser Stelle Helen Mac Donald zitieren:
„Die Archäologie der Trauer folgt keiner festgelegten Ordnung. Sie ist eher wie Erde unter einem Spaten, der längst vergessene Dinge ans Tageslicht befördert. Manchmal überraschende Dinge; nicht einfach nur Erinnerungen, sondern Seelenzustände, Gemütsverfassungen, Emotionen, frühere Weltanschauungen.“ (Helen Mac Donald: H wie Habicht, 2015, S. 273).
In diesem Sinne, alles Liebe zu dir & deinen Lesern
Liebe Carolin, ich wünsche Dir ganz viel Kraft für das, was ist und kommt und ganz herzlichen Dank für das wunderschöne Zitat.
Alles Liebe und Gute für Dich,
Tania
LIebe Tania ! Ich habe deinen Newsletter wieder und wieder gelesen und dachte mir, den hat mir jemand genau jetzt geschickt. Mein Mann ist Ende April an seiner letztes Jahr diagnostizierten Krankheit gestorben. Danke für Deine Worte . Alles lLiebe und weiter so…
Alles Liebe und ganz viel Kraft für Dich,
Tania
Auch für mich kommen deine Worte zur richtigen Zeit.
Nach 20 Jahren Zusammenleben habe ich vor ein paar Wochen meinen Partner verloren.
Als ich letzte Woche mit einer Freundin ein paar Tage am Bodensee war, da war er mit dabei. Walter und ich waren oft am Bodensee unterwegs – und unterwegs mit ihm zu sein war etwas Wunderschönes. Er hat alles organisiert, und so wurde ich immer verwöhnt.
Natürlich gab es auch Dinge, die nicht so einfach waren, aber in welcher Beziehung gibt es nur Positives und Einfaches?
Und dann kam die Zeit, in der er Abschied nahm, und er war fest entschlossen, zu sterben, er wollte in keine ärztliche Maschinerie hineingezogen werden – und er wollte sich von niemandem über- und bereden lassen. Die Auseinandersetzung damit war nicht einfach, obwohl ich seine Einstellung dazu kannte.
Wenn ich bei ihm sass, hat er immer sehr viel geredet und vieles noch erzählt – was er zu früheren Zeiten ganz selten gemacht hat. Die Rollen waren bei uns jetzt eher vertauscht.
Und es war gut so, es hat vieles für mich Unverständliche mit der Zeit leichter gemacht. Eine wertvolle Entwicklung im Abschiednehmen, wir konnten auch darüber noch sprechen, und er hat sich bei mir dafür liebevoll bedankt.
Der Schmerz etwas zu verlieren ist immer groß. Aber dadurch haben wir auch die Kraft und die Macht der Erinnerung – und woran wir uns erinnern, das haben wir noch nicht verloren.
Und Erinnerung ist wie eine Schatzkammer. Und in dieser Schatzkammer sind all die Kostbarkeiten und Wirklichkeiten aufbewahrt, die unser Leben reich machen können.
Nur du hast den Schlüssel zu deiner Schatzkammer, und wenn du Momente der Begegnung suchst, kannst nur du die Schatzkammer öffnen. Und auch nur du kannst die Schatzkammer deiner Erinnerungen wieder schließen.
Du hast den Schlüssel in der Hand.
Ich wünsche dir und uns, dass wir den Schlüssel zu dieser Schatzkammer der Erinnerungen niemals verlieren.
dazu ein Wort von Thornton Wilder :
„Was bleibt, ist die Liebe. Da ist ein Land der Lebenden und ein Land der Toten, und die Brücke zwischen ihnen ist die Liebe – das einzig Bleibende, der einzige Sinn.“
Viel Kraft und Liebe für alle, die etwas Liebevolles verloren haben.
„Was bleibt, ist die Liebe…“ – ja, genau das ist es und das zählt.
Ganz herzlichen Dank für Deine Zeilen, Heidi, und alles Liebe und Gute für Dich,
Tania
Liebe Tania,
deine Worte kamen mal wieder zur richtigen Zeit.
Ich habe in den letzten Jahren leider so oft Abschied nehmen müssen, ganze sieben Mal von geliebten Menschen und dann noch von meinem alten, so sehr geliebten Kater. Jedesmal hat es mir fast das Herz zerrissen, doch der schlimmste Schmerz traf mich zuerst, nämlich als mein Partner starb. Mittags noch am Telefon „ich hab dich so lieb“, das waren seine letzten Worte und abends die Polizei vor der Tür, die mir sagte, dass er nie wieder kommen wird.
Es war am Anfang einfach nicht zu begreifen und ich habe ihn nochmal nach Hause geholt, wusste bis dahin gar nicht, dass das möglich ist. Ich hatte Tage Zeit, es wenigstens physisch zu „begreifen“ die Wahrheit zu ertasten, im wahrsten Sinne des Wortes.
Es war eine sehr traurige Zeit, aber so allein mit ihm und mir, da gab es auch ganz friedliche, sehr liebevolle Momente, die ich in dieser Zeit eigentlich nicht für möglich gehalten hatte und die mir in dankbarer Erinnerung bleiben.
Inzwischen sind einige Jahre vergangen, der Schmerz hat sich verändert und gerade habe ich mich aufgerafft, endlich die Dinge anzuschauen, die seit seinem Tod und meinem Umzug noch fast unberührt in Schubladen und Kartons blieben.
Der Schmerz bricht auf, ich lasse es zu und bin so sehr zart und verletzlich zur Zeit. Es ist ein Anfang gemacht, die Dinge anzuschauen, die Trauer endlich zuzulassen, denn oft konnte ich es einfach nicht, weil ich „funktionieren“ musste, stark sein musste, für die, die nach ihm gingen. Jedenfalls habe ich das geglaubt und mich selbst so sehr damit verraten. Jetzt steh ich da, offen und verletzlich, doch auch sehr viel mehr bei mir selbst.
Danke für deine Worte und auch dir ganz viel Kraft.
Liebe Sophie,
Deine Zeilen berühren mich ganz, ganz tief. Tränen laufen. Für Dich und mich und alle, die trauern. Wir sind nicht allein.
Alles, alles Liebe,
Tania
Unausweichlich
Vor drei Jahren(30.06.2014)
Unausweichlich streckte der Tod
Seine Krallen nach Peter aus
Unausweichlich-
Keine Chance dieser Umarmung zu entkommen
Und immer wieder überkommt mich
Grenzenlose Traurigkeit
Unser gemeinsames WIR
Unsere gemeinsamen Pläne
All das wurde ausgelöscht
Es gibt für mich nur noch die Erinnerungen
Das was wir gemeinsam erleben durften
Aber nicht mehr sagen können-
„Weißt du noch?“
Das was wir erlebt und gelebt haben
Existiert nur noch in meinem Kopf
Und viele Bilder verblassen mehr und mehr.
Es war – wie ein auf uns zu rollender LKW
Dem wir nicht ausweichen konnten
Weil es keinen Ausweg gab
Unausweichlich für IHN meinen Mann
Der überrollt wurde- chancenlos!
Und ich- nein ich wurde nicht überrollt
Und dennoch – hat er mich erfasst
Hat mich nah an den Abgrund geschleudert
Mit tiefen Wunden an meiner Seele
Habe mich aufgerappelt
Bin wieder aufgestanden
Versuche meine Mitte zu finden
Betäube mich mit Aktivitäten
Versuche es mit Stille
Und fühle mich dennoch grenzenlos alleine
habe das Gefühl nicht mehr wirklich ICH zu sein.
©Jutta Federkeil
Liebe Tanja- deine Worte- deine Gedanken die du hier geschrieben hast treffen….sie treffen mich mitten ins Herz mitten in meine Seele.Du hats das alles wunderbar ausgedrückt-Danke!
Allein laufen lernen
39 Jahre mit dir
Wir im zweierpack
Wir immer gemeinsam
Hand in Hand
Wir zu zweit
Nun bist du Tod
Du musstest den Weg allein gehen
Wie sagtest du immer:
„Ich gehe nur vor- ihr kommt alle nach“
Ich lebe, bin noch hier auf dieser Erde –
Muss nun alle Schritte alleine gehen
Muss allein laufen lernen
Muss einen Fuß vor den anderen setzen
Alleine ohne DICH !
Ohne dich – der du mir immer mein Halt warst
Mein weinen und meine Traurigkeit….
All das bringt mich dir nicht zurück…
Nie mehr werden wir
Zukunftspläne schmieden
Mein Herz ist schwer
Meine Schritte sehr wackelig
Du fehlst mir – fehlst mir so sehr.
Sag: „wer hält mich nun wenn ich falle?“
© Jutta Federkeil, 22.08.2014
Liebe Jutta,
ganz herzlichen Dank für Deine berührenden Zeilen… Dein Schmerz ist sehr spürbar.
Alles, alles Gute und Liebe für Dich,
Tania