In diesen Wochen und Monaten erlebe ich etwas, das für mich früher im Wesentlichen eine poetische Formulierung einer seltsam faszinierenden Idee war, von dem ich aber nun weiß, dass es tatsächlich ganz real sein kann: Ich falle immer mal wieder aus der Zeit.
Ich erinnere mich daran, dass ich mal ein durch und durch organisierter Mensch war. Ich hatte ein exzellentes Zeitmanagement, wusste immer ziemlich genau im Voraus, was wie lange dauern würde und plante für Unvorhergesehenes immer genau so viel Zeit ein, dass mich in Sachen Zeitplanung eigentlich nicht viel überraschen konnte. Ich war wie ein guter Buchhalter: Immer im Kopf habend, wie viel Zeit mir zur Verfügung stand, berechnete ich ganz automatisch, was zu schaffen war oder wann ich starten müsste, um zu einem bestimmten Zeitpunkt bestimmte Sachen zu erreichen.
Diese Fähigkeiten habe ich bis heute nicht verloren, ich kann das noch immer: planen und organisieren und allerhand schaffen. Manchmal, jedenfalls. Denn manchmal lebe ich auch in einer ganz anderen Welt.
Kennen gelernt habe ich diese Welt durch einen Menschen, der dort zu Hause ist und dessen Hand ich beherzt ergriff, um mit ihm dort sein zu können – in einer Welt, in der Zeitplanung ein doppeltes Fremdwort ist, weil beides keinen Sinn macht. Zeit vergeht dort nicht, Zeit ist einfach, so wie zum Beispiel auch Luft einfach da ist. Genau wie man das Atmen nicht planen muss, muss man auch das Sein nicht planen, sondern es geschieht einfach. Zeit ist dort kein Maß, sondern ein Element, in das man eintauchen kann wie in Wasser.
Nun sind das zwei sehr unterschiedliche Welten: die, in der man für Planung und Organisation belohnt wird und die, in der das alles nicht zählt. Einige Zeit verwirrten mich die Weltensprünge. Die Formulierung „aus der Zeit zu fallen“ trifft ganz gut das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren und die vertraute Sicherheit meines durchgetakteten Lebens, als ich plötzlich auch mal zu spät kam oder Aufgaben vergaß oder einfach nicht machte. Aber es ist eigentlich kein Sturz, sondern viel mehr ein Gleiten. Es fühlt sich immer besser an, mich einzulassen auf diese ganz andere Form der Wahrnehmung und Existenz als die, die uns allen so normal erscheint. Und es hat für mich sehr viel mit Achtsamkeit zu tun, zu erkennen, dass es eben mehr als das „Normale“ gibt.
Wenn ich aus der Zeit falle, dann fange ich mich selbst auf, ganz sanft. Ich halte und wiege mich und spüre nach, wie es mir gerade geht. Ich erfühle, was mir fehlt und was ich brauche und was mir gut tut. Es geht dann nicht mehr um das Außen und darum, im Außen zu funktionieren oder gar erfolgreich zu sein, sondern es geht um das Innen und darum, ganz intensiv das zu leben, was ist. Ich bin eine Weltenwandlerin geworden und das sehr bewusst, denn beides scheint wichtig zu sein für mich. Mag sein, dass ich dadurch weniger leistungsfähig bin, aber dafür reicher, … sehr viel reicher.
Danke für das Positive am „ aus der Zeit fallen“
Ich bin immer organisiert, plane, mache und tue für Andere auch gern mal mit, aber mal nicht alles in time zu schaffen und immer nur als Macherin gesehn zu werden, lässt mich selbst nicht meine wenige freie Zeit zu genießen. Ich lerne grad wieder auf dem Sofa zu sitzen und „ nichts“ zutun. Nicht immer die Zeit im Nacken auch mal 5 grade sein lassen , denn auch der Staub oder die Wäsche laufen nicht weg.
Danke nochmal das ich hier nochmal lesen darf, das es ok ist auch mal in der Ruhezone innehält. Lg weiter so….
Liebe Maren,
herzlichen Dank für Deine Zeilen. Ich glaube, es ist nicht nur „erlaubt“, sondern es ist sogar bitter nötig, denn sonst verlieren wir uns in all dem Tun…
Alles Liebe,
Tania
Hallo Tania 🙂
ich bin gerade total begeistert von deinem Worten von >aus der Zeit fallen<.
Ich steckte mehr als 18 Monate im TUN fest und hatte mein Selbst total vernachlässigt.
Du triffst mit deinen Worten, genau meine Gedanken und das tut mir gerade sehr gut. Denn nach ca.5 Wochen, welche ich mir diese Auszeit ganz bewusst genommen hatte,meldet sich zunehmend mein schlechtes Gewissen.
Fazit: Ich war noch nie so ruhig und fühlte mich wirklich angekommen
Liebe Grüße aus Duisburg
Petra
Was für eine schöne Rückmeldung, ganz herzlichen Dank, Petra.
Alles Liebe,
Tania
„Aus der Zeit fallen“ klingt ganz wunderbar, liebe Tania – wunderbar erstrebenswert, was wiederum doof klingt: Geht es doch gerade sicher um ein Lassen, ein Loslassen und Gleiten, wie du so schön schreibst! Hab herzlichen Dank, alles Gute für dich in dieser etwas „dunkleren Zeit“!
Es grüßt, Carolin
Ganz lieben Dank, Carolin!
Tania