Was ist gut?

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Was ist gut?

Ich bin gerade dabei, mir einen Satz abzugewöhnen, der mich seit gut 25 Jahren begleitet. Ich habe ihn vor langer Zeit in einem Erfolgsratgeber gefunden und habe ihn mir daraufhin als eine Art Affirmation angeeignet. In manch schwierigen Phasen habe ich ihn mir schon fast gebetsmühlenartig immer wieder selbst gesagt. Dieser Satz lautet: „Alles wird gut.“ 

Je achtsamer ich mit mir selbst werde, desto feiner kann ich wahrnehmen, was mir gut tut und was nicht. Manchmal sind es nur Nuancen, die einen ganz entscheidenden Unterschied machen können. Und so habe ich irgendwann festgestellt, dass mir der Satz „Alles wird gut.“ kein gutes Gefühl mehr schenkt, sondern mich auf eine seltsame Art unruhig werden lässt.

Komisch, dachte ich, es ist doch eine gute Affirmation, was an der soll schlecht sein? 

Ich spürte weiter in den Satz und seine Wirkung und merkte, dass die Formulierung, dass alles gut wird, eigentlich beinhaltet, dass es nicht gut ist.

„Hah!“, dachte ich, „Schau mal einer an“. 

Als nächstes kam mir ein neuer Gedanke und ich formulierte den Satz um in:

„Alles IST gut.“

Diesen Satz probiere ich nun schon eine Weile aus und ich merke, dass es mir mit ihm viel besser geht. Er lässt mich innehalten und ausatmen. Manchmal seufze ich auch, wenn ich ihn denke. Er holt mich ins Hier und Jetzt zurück und macht mir klar, wie gut es mir geht, wie viel richtig und eben „gut“ ist und dass ich erstmal nichts tun muss, als bei mir zu bleiben. 

Mir geht es hier nicht um eine Diskussion darum, welcher der beiden Sätze nun besser ist, sondern mir geht es um das Feingefühl, das wir für uns selbst entwickeln können, wenn wir achtsamer werden – und dass wir mit einem solchen Feingefühl viel besser für uns sorgen können. Das ist eine wirklich schöne Erfahrung und vielleicht ermutigt sie den einen oder die andere hier dazu, selbst auch immer wieder in das, von dem wir denken, dass es gut für uns ist, hineinzuspüren. Manchmal gibt es etwas, das viel besser ist. 

 

Was ist wirklich gut für Dich?

5 Kommentare

  1. Liebe Tania,

    Alles ist gut. Zu dieser Formulierung kam mir sofort als Kopfkino die Szene einer alten gütigen Frau, die einem in Tränen aufgelösten Kind über den Kopf streicht und dazu immer wieder sagt „ist ja gut“. Danke für diese tröstliche Inspiration.

    • Schön, dass sie so bei Dir ankommen, das ist wundervoll!

      Alles Liebe,
      Tania

  2. Sehr geehrte Frau Konnerth,

    ich darf mich zunächst einma kurz vorstellen. Mein Name ist Pater Wilhelm Ruhe und ich gehöre zum Franziskanerkloster in Bardel (Bad Bentheim). Jedes Jahr zur Adventszeit und zur Fastenzeit gebe ich ein Heft heraus mit Meditationen. Mit dem Erlös bestreiten wir einen klenen Teil unseres tagtäglichen Bedarfs im Kloster.
    Nun zu meinem Anliegen: Ich habe zwei Texte von Ihnen gefunden, die ich gerne in diesen Heften abdrücken würde, wenn Sie einverstanden sind.
    1. Der Miesepeter und 2. Eine Insel gefunden.
    Ich bin von diesen beiden Texten sehr angetan.
    Natürlich würde ich Sie dann als Autorin dieser Texte
    benennen. Wären Sie damit einverstanden?

    Liebe Grüße

    Pater Wilhelm Ruhe, Kloster Bardel

    • Hallo Herr Ruhe,
      ein herzliches Dankeschön für Ihre Zeilen. Es freut mich sehr, dass Ihnen meine Texte so gut gefallen. Bezüglich der Nutzung schreibe ich Ihnen noch eine Mail.
      Alles Gute,
      Tania Konnerth

  3. Ich war auch lange unsicher, ob ich nun Meditation erlernen soll oder nicht. In meinem Umfeld wurde es sehr schnell als Schnickschnack angetan. Jetzt bin ich froh, das ich mich darueber weggesetzt und mich mit einem Yoganwochenende in der Schweiz selbst beschenkt habe. So habe ich ganz neu wieder zu mir gefunden. Und das ist gut fuer mich

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