Rezension: „Zart besaitet: Selbstverständnis, Selbstachtung und Selbsthilfe für hochsensible Menschen“ von Georg Parlow. – 4. überarb. Aufl. – Wien: Festland, 2015 – ISBN: 9783950176582. – 247 S. – 23,- EUR
Noch immer ist das Phänomen der Hochsensibilität für viele unbekannt und das, obwohl ca. 15-20% der Bevölkerung davon betroffen sind. Hochsensibilität beschreibt eine angeborene gesteigerte Wahrnehmungsfähigkeit, die sich auf einzelne oder auch alle Sinne zusammen beziehen kann – hochsensible Menschen hören zum Beispiel mehr als normal sensible, sie sehen mehr, sie fühlen intensiver usw. Hochsensibilität ist keine Störung, wie zum Beispiel eine erworbene Überempfindlichkeit, sondern schlicht und einfach eine – eigentlich wundervolle – Veranlagung. Statt sie zu verstecken und sie sich auch selbst nicht wirklich einzugestehen, gilt es, mehr darüber und damit über sich selbst zu erfahren. Ganz klar: je besser man darüber Bescheid weiß, was Hochsensibilität wirklich heißt, desto bereichernder kann sie für das eigene Leben sein. Und genau dafür ist das Lesen eines solch verständigen Buches sehr nützlich.
„Zart besaitet“ ist also im besten Sinne ein Handbuch für Hochsensible, denn es zeigt umfassend und verständig auf, was diese Veranlagung für ganz verschiedene Lebensbereiche bedeutet. Dabei beleuchtet der selbst hochsensible Autor sehr differenziert sowohl „negative“ als auch „positive“ Aspekte (wobei die Anführungszeichen andeuten sollen, dass eine solche Wertung immer nur bedingt sinnvoll ist, auch wenn die meisten von uns dazu neigen, solche Etiketten zu verteilen – alles macht auf seine Art Sinn).
Wer schnelle und oberflächliche „Tipps“ sucht, ist mit diesem Buch falsch beraten, hier gibt es auf fast 250 Seiten viel Lesestoff: solides Wissen, hilfreiche Denkanstöße und viel Stoff zur (Selbst-)Erkenntnis für alle, die das Thema betrifft oder interessiert. Es geht zunächst vor allem darum, das Phänomen zu verstehen und das anzunehmen, was ist. Das allein kann so viel in einem lösen und vieles leichter machen, vor allem wenn es mit einer guten Prise Humor, also der Fähigkeit, auch mal über sich selbst lachen zu können, gewürzt wird. Die zum Teil sehr entlarvenden Schilderungen ganz typischer Verhaltensweisen hochsensibler Menschen hat mich an vielen Stellen schmunzeln und manchmal auch laut auflachen lassen – es ist schön zu wissen, nicht allein zu sein!
Hier noch ein kleiner Blick in das sehr umfangreiche Inhaltsverzeichnis des Buches, der zeigt, wie breit das Thema aufgefächert ist:
- Das unberechtigte Gefühl, nicht in Ordnung zu sein
- Gemeinsamkeiten hochsensibler Menschen
- Geschichte der Forschung zum Thema
- Körperliche und seelische Gesundheit
- Selbstmanagement für hochsensible Menschen
- Ernährung und Hochsensibilität
- Ein unterstützendes Umfeld schaffen
- HSP und die Liebe
- Hochsensibilität und Mutterschaft
- Das weite Feld der Arbeit
- Unser Platz in der Welt
- und vieles mehr
Fazit: Der Untertitel dieses Buches verspricht „Selbstverständnis, Selbstachtung und Selbsthilfe für hochsensible Menschen“ – und genau das wird eingelöst.
Oh, wow, danke liebe Tanja für die Empfehlung! Tut gut – insbesondere wo ich vor wenigen Tagen einer amazon Rezension begegnet bin, wo uns u.a. hieß „…veraltet im Stil…“ Danke.