Woche 30: Das Ende ist der Anfang

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Woche 30: Das Ende ist der Anfang

Ich habe ein bisschen Mut sammeln müssen für diesen Schritt, denn dieser Schritt ist ein Abschied: Ich lasse das Geländer los, an dem ich mich nun seit einigen Monaten entlang gehangelt habe.

Dieses Geländer bestand in meinem hier öffentlich verkündeten Schreibjahr und meinen Wochenberichten. Es war für mich genau die richtige Idee, das Jahr damit zu beginnen, mich an die mir gesetzte Vorgabe zu halten, darüber zu berichten, und diese Zeit mit Euch hier gemeinsam zu gehen. Die wöchentlichen Berichte gerade durch die schwierigen Phasen hindurch waren sehr, sehr hilfreich – das Eingeständnis, nicht voranzukommen, die Auseinandersetzung mit uralten Dämonen und das erneute Graben in die Tiefen meines Seins. 

Geländer bieten Halt und damit Sicherheit. Ein Geländer gibt aber auch einen begrenzten Weg vor. Will man diesen Weg verlassen, weil man zum Beispiel tanzen will oder gar fliegen, muss man das Geländer früher oder später loslassen. 

Das Schreibwesen in mir flüstert mir zu, dass ich jetzt loslassen soll, … wieder einmal loslassen. Das Geländer, meine Vorgaben und damit auch meine Korsetts, die ich mir selbst immer wieder verpasse. Das Schreibwesen will sich entfalten und sich zu seiner ganzen Größe aufrichten. Es will seine Beine und Flügel ausstrecken, seinen Kopf hoch zum Himmel richten und sein Herz weit für das Leben öffnen. 

Erst dachte ich, na, warte lieber mal ab, vielleicht ist es doch besser weiter in dem bewährten Muster der Schreibwochen-Berichte zu bleiben, aber da schüttelt das Wesen wild sein Haupt. Es will jetzt Freiheit.

Ich mag Dinge, die ich begonnen habe, nicht einfach ins Leere laufen lassen, sondern ich bin ein Fan von klaren Entscheidungen. Und weil das so ist, habe ich mich entschieden mein Projekt „Schreibjahr“ mit der 30. Woche in dieser Form abzuschließen. 30 Wochen ist zwar kein ganzes Jahr, aber es ist eine lange Zeit. Und in diesen 30 Wochen ist viel passiert in mir. Ich habe gerungen, bin gewachsen, bin vorangekommen und habe geschrieben. Am Ende der 30 Wochen kann ich einen fertigen Text verkünden, den ich nun auf die Reise an Verlage senden oder auch selbst herausbringen werde.

Ich verspreche mir hiermit öffentlich selbst, diese Geschichte auf die eine oder andere Art zu veröffentlichen.

Mit dem Schritt, mein Projekt „Schreibjahr“ in dieser offiziellen Weise zu beenden, schenke ich mir selbst etwas Neues: Vertrauen. Vertrauen in mich und mein Schreiben. Ich wusste schon immer, was ich am liebsten tun will mit meinem Leben und nun bin ich dabei, genau das zu tun: Ich will Geschichten erzählen. Das ist großartig und ich feiere meine Befreiung mit diesem weiteren Schritt des Loslassens. 

Ich danke Euch allen, die ihr mich die 30 Wochen lang begleitet habt. Vielleicht sind einige so gespannt wie ich, was nun folgen wird – ohne Geländer steht alles offen. 

 

Woche 30

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4 Kommentare

  1. Liebe Tanja,
    wunderbar, diese Freiheit, die durch und zwischen Deinen Zeilen durchschimmert. Der große Mut loszulassen, ohne festes Geländer dazustehen ist bemerkenswert.
    Mit großer eigener Überzeugung kann ich nur sagen: das ist eine wunder-bare Entscheidung, sich den Wellen des Unbekannten, Neuen zu überlassen.
    Ich wünsche Dir das starke Vertrauen, dass der Fluß Dich genau an die richtigen Ufer tragen wird. Genieße das anstrengungslose Treiben
    Herzliche Grüße Axel

    • Ganz herzlichen Dank, Axel.

      Alles Gute für Dich,
      Tania

  2. Liebe Tania,

    Das Schreibwesen verlässt sein Nest! Was für ein einkraftvolles Bild, wie es seine Flügel entfaltet unf fast unwirsch mit dem Kopf schüttelt, weil es so bereit ist und sich von nichts aufhalten lassen will. Ich kann diese Kraft fühlen, während ich deine Zeilen lese!
    Guten Flug, und deine Geschichten freue ich mich schon sehr!

    • Ganz lieben Dank, Birgit, für Deine Zeilen.

      Alles Liebe,
      Tania

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