Wie ein Lächeln riecht

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Wie ein Lächeln riecht

Ein Lächeln riecht für mich nach Zitronenmelisse. Grün klingt wie Querflötenmusik. Die Entspannung nach einem Saunagang ist sonnengelb. Vanille ist warm. Und der Frühling hört sich nach einem zarten Klingeln an. 

Nein, ich schreibe hier gerade keine Zeilen für meine Gedichte, sondern ich nehme tatsächlich vieles mit verschiedenen Sinnen wahr. Ursprünglich dachte ich, das geht jedem so, lernte aber anhand der verunsicherten Gesichtsausdrücke anderer, dass das wohl nicht so ist. Daraufhin behielt ich meine „seltsamen Wahrnehmungen“ für mich. 

In der letzten Zeit, in der ich immer öfter bei mir selbst bin, auch wenn ich mit anderen spreche, nehme ich wahr, dass ich sehr viel in Bildern rede. Dass ich Vergleiche nutze, um auszudrücken, was ich meine. Und da greife ich ganz automatisch oft auf meine spezielle Art der Wahrnehmung zurück.

Auch heute werde ich damit nicht immer verstanden, aber ich erlebe andererseits, dass ich andere damit bereichern kann, was mich immer mutiger werden lässt, meine Art der Wahrnehmung nicht zu verstecken, sondern zu fördern. Und ich beginne, immer mehr Spaß an meiner Art der Wahrnehmung zu bekommen, denn es ist so viel Lebendigkeit darin, wenn ich mich nicht bremse. 

Für mich haben Gefühle Farben und ich kann jemanden meine Zuneigung in Farben beschreiben. Viele Sachen haben für mich Töne und auch die kann ich immer klarer benennen, je mehr ich das Hören der Dinge zu lasse. Genauso kann ich Musik in Gefühle fassen, in Bilder oder Gerüche. Und noch spannender wird es, die Nuancen wahrzunehmen. Dass die Liebe jedes Mal anders schillert, dass sich die Sonne an verschiedenen Tagen anders anhört und dass ich Töne auch immer wieder anders sehen kann. 

Klingt alles ein bisschen verrückt? Ja, mag sein, aber mein Leben ist dadurch sehr bunt und das ist wunderschön! Haben Sie den Mut, auch mal zu schauen, ob Ihnen nicht vielleicht spontan eine Farbe zu einem Gefühl einfällt oder ob Sie genau wissen, wie ein bestimmter Geruch klingt? Vielleicht werden Sie überrascht sein, über das, was Sie da entdecken können. 

13 Kommentare

  1. Hallo Tania,

    ich finde es spannend, was du schreibst und wie du mit allen Sinnen wahrnehmen kannst. Ja, das klingt wirklich sehr bereichernd und lebendig.
    Ich habe mal versucht, in mich hineinzuhorchen, ob es da etwas vergleichbares gibt und ich denke, ja, ich könnte vielleicht mehr finden, wenn ich offener und aufmerksamer in meine Stimmungen und Gefühle hineinginge, sie genauer wahrzunehmen lerne. Meinst du, das hat auch etwas mit Erinnerungen zu tun? Z. B. erinnert mich ein klarer Sommermorgen an Kirchenglocken und manchmal höre ich sie geradezu. Oder bei einem Spaziergang im Wald fühle ich mich oft wie in einer Kathedrale und die Geräusche klingen auch so, erhaben und hallend. Bilder erzeugen Stimmungen, genauso wie Musik. Ich kann mir gut vorstellen, dass reiche Quellen in den meisten Menschen schlummern.

    Herzlichen Dank für deine Sicht auf die Welt. Ich lerne daraus: Augen, Nase und Ohren offen halten! 🙂

    Elisa

    • Ach schön, das freut mich sehr, dass Du meine Anregung aufgegriffen hast!

      Und ja, bestimmt können solche Verbindungen auch durch Erinnerungen kommen.

      Viel Freude beim Öffnen,
      Tania

  2. Liebe Tanja,
    ein vorsichtiges danke.
    Vorsichtig deshalb, weil ich mich irgendwo von dir verstanden fühle aber jetzt nochmal genau „nachhorchen“ muss.

    Eigentlich (auch das Wort „eigentlich“ ist ein Fall für sich).
    Eigentlich verstehe ich jetzt warum ich mit „meinem“ Pferd lieber allein unterwegs bin. Ich werde oft gefragt, ob sich jemand uns anschließen kann, wenn ich mit „meinem“ Pferd durch die Gegend streife.

    Mein NEIN dazu stößt dann auf Unverständnis.

    Wenn ich mit „meinem“ Pferd unterwegs bin dann nehme ich auch sehr viel wahr, bin sehr viel aufmerksamer für meine Umgebung, für jede kleine Regung, für die Töne der Natur.
    Diese Wahrnehmung habe ich nicht, wenn sich neben mir jemand unterhalten will.
    Danke liebe Tanja, dass ich mich jetzt nicht mehr als Eigenbrötler fühle. Danke, dass es dir auch so geht.

    Liebe Grüße von Birgit

    • Oh, wie gut ich nachvollziehen kann, was Du schreibst.

      Auch Dir liebe Grüße,
      Tania

  3. Hallo Tania,

    das klingt alles kein bisschen verrrückt für mich. Für mich sind Ziffern mit Farben verknüpft, seit ich denken kann, meine fünf ist z.B. rot. Gerüche sind für meine Erinnerung ungleich wichtiger als Bilder und viele meine Gefühle rufen Erinnerungen an Orte und Momente mit mir allein in der Natur ab.

    Wir sind sicher mehr als wir glauben 🙂

    • Ja, so ist das wohl 🙂

      Herzlich,
      Tania

  4. Liebe Tania,
    ich wundere mich, dass du glaubst, deine Empfindungen seien nicht normal. Vor einiger Zeit habe ich über diese Dinge gelesen, weiß aber nicht mehr, wie man diese spezielle Eigenschaft nennt, dass man Farben Tönen oder Dingen zuordnet. Es gibt einen kleinen Prozentsatz von Menschen, die diese Sinneseigenschaft haben.Ich finde das sehr bereichernd und ich bedaure es, dass ich das nicht habe.
    Es wurde meines Wissens auch herausgefunden, dass Kinder fast immer diese Eigenschaft haben,dass sich das aber beim Erwachsenen weitgehend verliert.
    Es könnte sein, dass ich das in einer anthroposophischen Schrift gelesen habe.
    Ich beglückwünsche dich zu dieser Eigenschaft und ermutige dich, sie zu pflegen und zu behalten und schick dir liebe Grüße.
    Hanni

  5. Nachsatz zu meinem posting.
    Jetzt ist es mir eingefallen. Ich meine „Synästhesie“.
    Würde mich freuen, wenn du mir darauf antwortest.
    Liebe Grüße, Hanni

    • Hallo Hanni,

      ja, auf diesen Begriff bin ich auch schon gestoßen. Am Anfang kannte ich ihn aber nicht, merkte eben einfach nur, dass ich ein bisschen „anders“ bin.

      Ich bin nur auch immer ein bisschen vorsichtig mit Schlagworten. Klar, sie benennen Phänomene und man fühlt sich dann vielleicht nicht mehr so allein, aber auf der anderen Seite entstehen dadurch Abgrenzungen, die so vielleicht gar nicht sein müssen.

      Ich glaube z.B., dass im Kleinen sehr viele Menschen so etwas kennen, nur meist nicht achtsam genug oder auch einfach nicht interessiert daran sind, es wahrzunehmen. Und so ein komplizierter Begriff macht manch einem vielleicht erst noch richtig Angst, sich darauf einzulassen? 😉

      Nein, im Ernst: Danke für den Hinweis, Interessierte können da dann noch weiter recherchieren.

      Herzlich,
      Tania

  6. Liebe Tania,

    für mich klingt das alles gar nicht verrückt. Im Gegenteil. Ich fühle mich verstanden. Doch oft genug erhalte ich irritierte Blicke wenn ich z. B. am Olivenöl schnuppere und sage: „Wie herrlich. Dieses Öl riecht nach Grün“.

    Herzliche Grüße

    Cornelia

    • Oh ja, das ist auch schön! 🙂

      Herzlich,
      Tania

  7. Liebe Tania,

    für mich klingt es fantastisch!
    Zuerst dachte ich, es wäre mir völlig fremd.
    Dann ist mir eingefallen, dass ich auch schon mal ein Parfüm zu „gelb“ für mich fand…
    Kann sein, dass ich mehr kann, als ich weiß… 🙂

    Danke für die vielen berührenden Momente, die deine Texte mir schon bereitet haben.
    Wollte ich heute mal sagen.
    Liebe Grüße!
    Elke

    • Ach, wie mich dieser Kommentar freut! Ich bin fest davon überzeugt, dass dieses Phänomen mit dem komplizierten Namen eigentlich in uns allen ist, dass es aber eben die nötige Achtsamkeit braucht, um es wahrzunehmen.

      Ich hatte neulich ein Parfüm probiert, das spitz roch, so spitz wie eine Stricknadel. Fand ich ziemlich unangenehm 😉

      Herzlich,
      Tania

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