Was verliere ich wirklich?

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Was verliere ich wirklich?

Ich bin weiter dran am Thema „Loslassen“, denn ich muss loslassen, um freier zu werden, um endlich ICH zu sein – Dinge, Ziele, Menschen. 

Dinge loszulassen, kann sehr befreiend sein, denn Besitz beschwert. Besitz verpflichtet. Besitz blockiert. Das erlebe ich gerade im Moment sehr praktisch. Natürlich ist es toll, viele schöne Dinge zu haben. Dinge sind aber auch Gewichte. Es kostet Kraft, Zeit und nicht selten auch Geld sie zu nutzen oder auch nur zu erhalten.

Ich spüre, dass ich in Zukunft mit leichterem Gepäck unterwegs sein möchte und ich sehne mich danach, Ballast abzuwerfen. Hier kann Loslassen der Gewinn von mehr Leichtigkeit bedeuten.

Ziele…, mit den Zielen ist das so eine Sache. Ziele zu haben, war für mich immer sehr wichtig, ich konnte mir ein Leben ohne Ziele gar nicht vorstellen. Aber muss ich deshalb an ihnen festhalten?  Denn was ist z.B., wenn die Ziele gar nicht meine sind, sondern vielleicht geboren wurden mit dem Blick auf andere, auf Vorgaben, auf das, was man „tun sollte“ oder sie beruhen auf Angst und Sicherheitsdenken? Was, wenn meine Ziele mich weg von mir treiben? Wenn sie verhindern, dass ich ICH bin? Dann heißt, sie loszulassen, um frei zu werden. Auch hier gewinne ich statt zu verlieren, selbst dann, wenn mir die Ziele einmal viel bedeuteten. 

Und Menschen … sie möchte ich loslassen können, wenn ich merke, dass sie mir nicht gut tun. Ich habe mir vielleicht etwas erhofft, habe viel dafür getan, es zu erreichen, habe es vielleicht sogar zu erzwingen versucht, aber habe es nicht bekommen (entweder weil meine Erwartungen zu hoch waren oder weil es der jeweiligen Person nicht möglich ist, zu geben, wonach ich mich sehne oder was auch immer die Gründe sind). Wenn ich nun loslasse (meine Erwartungen, aber eben auch die Menschen) – verliere ich dann oder gewinne ich nicht vielmehr? Fällt nicht auch dann eine Last von mir? Ich muss nichts mehr tun, ich muss nicht mehr hoffen, muss mich nicht mehr ausrichten. Ich kann SEIN lassen – den anderen und vor allem mich selbst. 

In diesen Tagen bekomme ich immer mehr das Gefühl, dass Loslassen tatsächlich keineswegs immer verlieren heißt. Denn oft lasse ich nur meine Erwartungen, Hoffnungen und Wünsche los, die sich eh nicht erfüllt haben, egal, wie viel ich dafür tat. Und ich lasse auch Überzeugungen und Glaubenssätze los, die mich vorher zum Festhalten trieben. Ich schaffe damit Frei-Raum in mir und um mich herum. Ich verliere also nicht, ich befreie mich – und bei diesem Gedanken seufzt mein ängstliches Herz so erleichtert auf, dass es mich zu Tränen rührt. 

6 Kommentare

  1. Hi, viel Freude mit der Ausstellung…
    Ich bin der ganz tiefen Überzeugung, dass Loslassen- allein nicht reicht…
    man muss in Liebe loslassen… und das ist tiefe Vergebung für sich und den anderen…
    Also das Herz muss auch beim Loslassen dabeisein….

    • Dankeschön, Erwin.

      Herzlich,
      Tania

  2. ich musste spontan an Rilkes Gedicht vom Panter denken 😉 Festhalten kostet Kraft und die nimmt ab wenn man ständig den eigenen selbst angehäuften „Schatz“ bewacht. Loslassen bedeutet Freiheit – auf jeglicher Ebene.
    Liebe Grüße
    …wünsche Allen (vor allem mir selbst) einen klaren leichten Kopf !

    • Ja, das ist ein sehr eindringliches, trauriges Gedicht. Und es stimmt wohl, dass wir die Gitterstäbe unserer Käfig sehr oft selbst bauen… Danke, Sonja!

      Herzlich,
      Tania

  3. Liebe Tania,

    bin gerade auf ihre Seite gestoßen… Ob’s Zufall war? Habe zielsicher Ihren Beitrag mit dem Thema „Was verliere ich wirklich?“ gewählt, darin widmen Sie sich dem Thema LOSLASSEN. Und schon bin ich wieder mittendrin im Thema LOSLASSEN. Immer wieder begegnen wir diesem Thema. Es begleitet es einen ein Stück im Leben, um sich dann wieder eine Zeit lang zu verabschieden. Für mich manchmal nicht lange genug. Wenn ich mir liebe Menschen loslassen muss, dann tut das einfach weh. Und doch ist es die einzige und beste Lösung. Menschen und Dinge loszulassen, die einem nicht mehr gut tun. Aus Sentimentalität an ihnen festzuhalten, vergebene Liebesmüh und oft noch schmerzhafter, wie das LOSLASSEN selbst. Ist man erst einmal an dem Punkt, an dem man nicht mehr festhalten will oder kann, gleicht es einer Befreiung. Nicht immer einfach, das LOSLASSEN. Aber wir haben ja ein ganzes Leben lang Zeit zu lernen.
    Ich finde ihre Seite ganz wunderbar, wirklich eine Bereicherung. Habe mich gleich für Ihren Newsletter registrieren lassen und freue mich auf inspirierende Gedanken, kleine und große.
    Herzliche Grüße

    • Ganz herzlichen Dank, Simone, für Ihre lieben Zeilen, und schön, dass Sie hierher gefunden haben!

      Alles Gute,
      Tania

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