Von der Sehnsucht, angenommen zu werden

Gepostet von | 5 Kommentare

Von der Sehnsucht, angenommen zu werden

Ich glaube, dass eine tiefe Sehnsucht fast aller Menschen (vielleicht sogar aller Lebewesen) die ist, angenommen zu werden. 

Angenommen zu werden, heißt sein zu dürfen. Nicht in Frage gestellt zu werden, sondern wahrgenommen und akzeptiert als das, was wir gerade in diesem Moment sind. Angenommen mit allen Optionen so zu bleiben oder auch, uns zu verändern, wenn wir das aus uns selbst heraus wollen. Angenommen in unserem Sein und unserer Weiterentwicklung. 

Es heißt, dass wir erst uns selbst lieben müssen, um andere lieben zu können – und so müssen wir uns wohl auch erst selbst annehmen, um andere annehmen zu können, aber vor allem auch um von anderen uns angenommen fühlen zu können, oder nicht? 

Sich anzunehmen heißt anzukommen bei sich selbst und nicht mehr ständig auf dem Weg zu sein, sich zu jemand anderen zu machen, damit man vielleicht erfolgreicher ist oder von mehr Menschen gemocht wird. Sich anzunehmen heißt ja zu sagen zu sich, einfach so ohne Wenn und Aber und vor allem erst einmal ohne Wertung:

„Ja, ich bin ich.“ 

Ich glaube, es ist ein schmerzhafter Irrglaube, dass wir das Gefühl von Annahme im Außen finden können, denn so lange wir uns nicht selbst annehmen, können wir ja gar keinem glauben, dass er oder sie uns annimmt – und wir sind genauso wenig in der Lage, andere Menschen wirklich anzunehmen. 

Deshalb beginne ich mit diesen Fragen:

  • Wie sehr kann ich mich selbst sein lassen und wie sehr die Menschen, mit denen ich zu tun habe?
  • Wie oft glaube ich, ich müsse etwas ändern an mir oder an anderen?
  • Wie oft denke ich, ich wäre besser, wenn ich so oder so wäre – … und wie oft denke ich das bei anderen?
  • Was wäre, wenn ich und andere einfach nur sind, ohne dass ich (be-)werten muss? 
  • Was wäre, wenn ich einfach nur wahrnehmen und staunen und Erfahrungen sammeln könnte mit mir und anderen? 
  • Was, wenn ich weniger tun und erreichen und kämpfen müsste, sondern viel mehr nur sein könnte? 

Ich für mich habe das Angenommen-werden lange Zeit im Außen gesucht, gefunden habe ich es erst in mir selbst. 

5 Kommentare

  1. Hallo Tania,

    ich komme gerade frisch aus einer 5 wöchigen Reha, in der ich das allererste Mal in meinem Leben spüren und erleben durfte, dass ich ICH bin. und dass das GUT so ist.
    Ich habe ein Leben lang unendlich viele Masken geschaffen, eine unglaublich dicke Mauer um mich herum gebaut, um mich und meine Bedürfnisse nicht spüren zu müssen und um die Masken tragen zu können, die sich jedem anderen auf dieser Welt anpassten. Und das alles nur, um „angenommen“ zu werden.
    Ich traf eine fantastische Frau in dieser Klinik. Sie benötigte 2 Wochen, um mich sozusagen einmal auf „links“ zu drehen. Sie kratzte und schabte an meiner Hülle, nahm eine Maske nach der anderen weg, brach die Mauer in viele einzelne Steine und lockte dieses kleine, verletzte Kind hervor, das doch eigentlich nur eines wollte: SEIN dürfen.
    Wir sammelten all die Scherben ein, sortierten das Gröbste aus und setzen die Schale um das Verstehen wieder zusammen. Und nun habe ich statt einer dicken Mauer eine zweite Haut geschenkt bekommen. Sie schiebt sich über meine Seele und ertatstet alles neu – innen und außen. Achtsamkeit ist für mich nicht länger nur ein Wort, es ist Sinn und Grund für so vieles. Und nun bin ich auf der Suche nach Wegen, dieses wunderbare Gefühl, ich selbst sein zu können, nicht wieder zu vergessen. So stieß ich auf Deinen Blog und Deine Artikel sprechen viel aus,was schon so lange in meinem Kopf schwirrt.
    Ich danke Dir dafür!! Und wünsche Dir noch viele, wundersam-achtsame Momente!

    Anke

    • Liebe Anke,

      ganz herzlichen Dank für Deine Zeilen. Dass Du das „auf links gekrempelt werden“ (was für ein tolles Bild!) zulassen konntest, ist keine Selbstverständlichkeit. Wie schön, dass diese Frau Dich so erreichen konnte. Und schön, dass Du hierher gefunden hast.

      Alles Liebe,
      Tania

  2. Liebe Tania,
    wie so oft erreichen mich deine Zeilen im richtigen Moment…
    Auch ich habe fast mein ganzes Leben um Annahme und Anerkennung – und ja, (nur) von außen – gekämpft. Langsam finde ich wieder zu mir selbst, was für ein Gefühl. Endlich wieder einfach nur ICH sein! Und was passiert? Ich schockiere andere. Bei vielen ist mir das egal… Aber selbst einige meiner Lieblingsmenschen mochten offenbar meine Masken mehr als mich. Und können mich jetzt nicht SEIN lassen. Das macht mich traurig, auch wenn es ja doch irgendwie auf meinem Mist gewachsen ist… und wenn ab und zu Zweifel aufkommen, ob ICH nicht zu egoistisch bin.
    Liebe Grüße, Almut

    • Liebe Almut,

      ja, das kenne ich selbst leider auch. Wahrscheinlich gehört es ein Stück weit dazu, auch wenn ich es mir durchaus anders wünschen würde.

      Ein lieber Gruß zurück,
      Tania

    • Liebe Almut,
      Vielleicht brauchen deine Lieblingsmenschen einfach Zeit, sich an dein ’neues und authentisches Du‘ zu gewöhnen. Wenn es ECHTE Lieblingsmenschen sind, kommen sie ‚zurück‘.
      Lass dich nicht von deinem Weg abbringen. Bin sicher, es werden neue Lieblingsmenschen an deinem Wegesrand auf dich und dein SEIN warten.

      Lieber Gruss
      Claudia

Schreibe einen Kommentar zu Claudia Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert