Selbstmitgefühl

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Selbstmitgefühl

Ich erkenne in der Yoga-Praxis, dass ich mich durch meine hohe körperliche Flexibilität immer wieder in Posen bringe, denen ich kräftemäßig nicht gewachsen bin und die mir nicht gut tun. Ich gehe zum Beispiel oft so tief in Dehnungen (einfach weil es mir körperlich möglich ist), dass die Übungen extrem schwer werden. Ich versuche dann, mich zitternd und ringend durchzukämpfen, spüre doch aber sehr genau, dass die Kraft einfach nicht reicht. Und ich begreife langsam: Das ist nichts anderes als ein Bildnis für viele andere Bereiche in meinem Leben …

Im normalen Leben habe ich bisher kaum gespürt, wenn ich mich selbst durch meine mir natürliche Anpassungsbereitschaft immer wieder in Situationen bringe, denen ich eigentlich nicht gewachsen bin, sondern habe mich unbewusst mit purer Willenskraft hindurchgetrieben. Aber der Körper macht nicht mit. Er kann nicht und will nicht und ich kann ihn nicht wollend machen. Yoga zeigt mir also ganz klar Grenzen, Grenzen, die ich mit noch so viel Willen nicht brechen kann – und das ist gut so!

Denn: Scheitere ich deshalb? Bin ich zu schlecht? Versage ich? Nein, im Gegenteil: Ich lerne Mitgefühl mit mir selbst, indem ich mich anrühren lasse von meiner Verletzlichkeit und meinen Grenzen. So wird mir bewusst, wie oft ich selbst es war und bin, die mich verletzt, weil ich nicht gut für mich sorge, wenn ich mich in eine Lage versetze, die – in welcher Beziehung auch immer – zu viel oder nicht gut für mich ist.

Ja, … mich selbst zu fühlen ist immer wieder Herausforderung und Lernaufgabe zugleich.

 

Selbstmitgefühl – Tania Konnerth

3 Kommentare

  1. Liebe Tania, dieser Artikel hat mir die Augen geöffnet
    Auch ich kenne das, das ich auf Grund meiner großen körperlichen Flexibilität mich in Situationen bringe die mir absolut nicht gut tun. Bis jetzt war mir das noch nicht bewusst gewesen,( bin halt sehr beweglich und nicht nur in dem Bereich ) aber es wurde mir des öfteren gesagt, :“warum machst du so eine große, weite Bewegung? Warum bleibst du nicht im Millimeter Bereich??“ Dazu muss ich sagen, ich mache Emotionale Körperarbeit die Bewegungen im kleinsten, also Millimeter Bereich ausführt. Warum, weil Nur aus einer kleinen Bewegung eine große entstehen kann!
    Das war und ist für mich immer einleuchtend gewesen – du hast mir mit deinen Worten anschaulich gemacht, dass es nicht nur im körperlichen Bereich Sinn macht Stopp zu sagen bevor es weh tut, sondern dass das auch für den emotionalen und mentalen Bereich gilt und durchaus Sinn macht!!! Vielen lieben Dank dafür!! Wie gesagt ich wußte es aber es ist erst jetzt ins Bewusstsein getreten- dadurch kann ich vieles anders sehen(warum und wieso ich immer wieder in emotionale und mentale Situationen komme die mir jetzt im Nachhinein veranschaulicht haben das sie mir nicht gut taten und tun!!
    Herzlichen Dank und alles liebe
    Karin

    • Sehr gerne, Karin, ich freue mich, dass es jemanden auch so geht! Genau wie Du schreibst, ahnte ich das irgendwie auch schon lange, aber auch mir war bisher nicht wirklich bewusst.

      Ich freu mich sehr über Deine Zeilen und alles Liebe für Dich,
      Tania

  2. Das sind Dinge, die du da schreibst, die einfach wichtig sind, wie ich finde. Selbstmitgefühl oder Selbstwertgefühl sollte jeder Mensch entwickeln und wie ich finde, ist es auch wichtig, dass man sich mit seiner Persönlichkeit beschäftigt. Durch das Internet werden wir ja heute so stark von uns selbst abgelenkt und die Informationen nehmen immer stärker zu.

    Der Artikel ist sehr gut geschrieben. Vielen Dank 🙂

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