Nur nichts verpassen?

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Nur nichts verpassen?

Ein großes Thema unserer Zeit ist, wie wir mit der Informationsflut umgehen, die uns umgibt. Es sind ja schon lange nicht mehr nur die gute, alte Morgenzeitung, das Wochenmagazin und die Telefonate mit ausgewählten Freunden, aus denen wir unsere Informationen gewinnen, sondern wir schwimmen geradezu in einem Informationsmeer, das uns mit immer mehr und immer höheren Wellen überschwappt. Zeitungen, Zeitschriften, Internetseiten, Emails, Werbung, Radio, Informationsdienste, Kurznachrichten, Anrufe und… und… und… Für mich fühlt es sich tatsächlich oft so an, dass man in Informationen geradezu ersaufen kann, wenn man nicht aufpasst. 

Gut für mich zu sorgen heißt, dass ich mich vor zu vielen Informationen schütze. Dass ich auswähle, was ich wissen will und was nicht. Dass ich mir informationsfreie Zonen schaffe. 

Ich bin z.B. nicht bei Facebook, ich twittere nicht und habe weder What’sApp noch irgendwelche Newsfeeds bei mir installiert. Meine Handynummer bekommen nur sehr wenige Menschen. Ich habe keine Morgenzeitung und lese so gut wie keine Nachrichtenmagazine. Hin und wieder schaue ich auf ausgewählte Internetseiten mit Nachrichten und Informationen zum Tages- und Zeitgeschehen und lese zu Themen, die mich interessieren, gezielt nach. Aber ich schaue keine Nachrichten im Fernsehen und vermeide es auch, im Radio zu viel zu hören. Habe ich Angst, etwas zu versäumen oder bin ich ignorant? Nicht wirklich. Meine Erfahrung ist, dass ich alles Wichtige so oder so erfahre. Manchmal vielleicht etwas später, aber zu spät hat mich noch nie etwas erreicht. Ich versuche einfach möglichst bewusst auszuwählen, womit ich mich befassen will und womit nicht. Trotzdem bekomme ich alles mit (und zusätzlich auch noch reichlich Anregungen über meinen Tellerrand hinaus!). 

Es gibt Phasen, in denen ich dann doch mehr Nachrichten lese und schaue, als ich eigentlich will, doch mehr Internetseiten ansurfe, als ich sollte und mir doch wieder mehr Dinge erzählen lasse, als ich eigentlich wissen will. Schnell fühle ich mich dann überfordert und auch übersättigt. Das merke ich daran, dass ich dann wieder mehr im Außen bin und weniger bei mir. Dass ich mich verloren fühle, hilflos und vor allem ohnmächtig. Und auch, dass ich fliehen mag.

Ich kann schlicht und einfach nicht alles verarbeiten, was es an Informationen gibt und das zu wissen und mich vor einem Zuviel an Informationen zu schützen, gehört für mich zu einem achtsamen Umgang mit mir selbst. 

Wie halten Sie es damit?

9 Kommentare

  1. Halo Tania
    sehr ,sehr gut geschrieben!
    absolut meine Haltung ,man verliert sich in zuvielem –
    vor allem ,wenn man sich gern KEINE „dicke Haut „zulegen will,sondern senibel ist und bleiben möchte.
    Eben achtsam.
    Internet ist informativ ,dafür bin ich dankbar-aber dazu gehören m Selbstdisziplin und limits.
    Und allein das zu managen -diese Fülle! -ist wichtig -ehrlich ,für mich oft nicht soo einfach !
    Frage ,mich ,wer gut AUS-Schalten kann ,ob das nun TV oder Internet ist…beides kann abhängig machen.
    Und macht durchaus passiv–es sei denn ,man sucht nach praktischen Anleitungen (eben zum Kreativ-Sein ),das gibt es ja auch.

    Erneut ,gezielte Infos sind super,
    Ich spreche von nicht gut ausgewählten Beiträgen bzw Infos!oder sinnlosem Surfen …einfach „Zeit-Fresser“!Reiz-Überflutung.
    Davor muss ich mich schützen.
    Auch what s app jann soo was von ablenken vom Wesentlichen.
    Oder ,wenn das alles zum Ersatz von gelebten Beziehungen wird.
    Hilfe!

    Und ja ,ich glaube ,der Mensch an sich ist nicht für die zuvielen Infos
    gemacht …kann es nicht verarbeiten .
    (dazu gibt es ja Studien )

    Danke für Deine Seite ,die total inspirierend ,kreativ und sehr positiv ist!

    liebe Grüsse
    Heide

    • „… vor allem ,wenn man sich gern KEINE “dicke Haut “zulegen will,sondern senibel ist und bleiben möchte.“

      Ja, genau damit bist Du genau an dem Punkt, der mich auch immer wieder beschäftigt. Um wirklich verarbeiten zu können, was z.B. auch heißt, mitfühlen zu können, sich einlassen oder auch würdigen und wertschätzen zu können, muss ich aussortieren. Tue ich das nicht, muss ich dicht machen, um mich zu schützen.

      Ein ganz liebes Dankeschön für Deine Rückmeldung,
      Tania

  2. OFFline sein, das ist ein Luxus, den ich mir vermehrt leiste… Diese Erfahrung habe ich vor Jahrzehnten in einer italienischen Skihütte gemacht, damals noch ohne Internet etc. Und alle vor Ort fanden es herrlich, so ganz auf sich … und die Gruppe zurückgeworfen zu sein. Ab und zu brachte ein Wanderer eine Tageszeitung mit …. Radio konnte man anstellen nach Bedarf, aber es war so viel schöner, Musik zu machen, miteinander zu spielen … Tagebuch zu schreiben, ganz altmodisch eben. Die Angst, etwas wirklich wichtiges zu verpassen, ist in meinem Leben sehr sehr klein geworden. herHlichen Gruß * Marion

  3. Hallo Tania!
    Vielen Dank für diesen Text.
    Ich schaue nun schon sehr lange keine Nachrichten mehr und lese nur sehr wenig.
    In einer Zeit, in der es mir sehr schlecht ging, hat es mich noch mehr in die Verzweiflung gestürzt, wenn ich gesehen habe in was für einer Welt wir leben. So habe ich aufgehört mich direkt damit zu beschäftigen. Wie du schon gesagt hast, das Wichtigste bekommt man immer noch mit.
    Viele Menschen reagieren sehr geschockt darauf und halten es für ignorant. Es scheint so, als würde ich mir eine heile Welt aufbauen. Kurz dachte ich, dass ich mich einfach informieren MUSS.
    Mittlerweile weiß ich aber, dass ich an den meisten Dingen nichts ändern kann und die für die Dinge, die ich ändern kann, brauche ich keine Nachrichten. Ich schütze mich davor, ignoriere es aber nicht und bin sehr zufrieden mit meinem veganen, nachhaltigen und bewussten Lebensstil. Das finde ich ganz und gar nicht ignorant.
    Und zu allerletzt kann ich unserer Erde und alles Lebewesen nur helfen und gut tun, wenn es mir selbst gut geht!

  4. Liebe Tania,
    ich fühle genauso wie Du.
    Seit unser Sohn vor fast 11 Jahren geboren ist, empfinde ich noch mehr, was ich sehe. Es erfüllt mich mit Traurigkeit, wenn ich die vielen Katastrophen in den Nachrichten sehe oder höre. Manchmal tue ich sie mir doch an und bin aber eigentlich nicht dabei. Ich schalte innerlich dann einfach ab, weil es mich auch hilflos macht, so viel Unfrieden zu sehen.
    Ich habe mich auch gegen Whatsup, ein Smartphone entschieden. Manchmal komme ich mir schon etwas „kurios, außerirdisch“ vor. Aber damit lerne ich zu leben. Jeder trifft die Entscheidungen für sich selbst….
    Herzlichen Dank an Dich, für Deinen tiefen, offenen Worte jedes Mal im Newsletter!
    Liebe Grüße
    Tine

  5. „Jeder trifft die Entscheidungen für sich selbst….“ – ja, genau so ist das und es tut gut, das zu tun, stelle ich immer wieder fest.

    Liebe Grüße an Euch alle,
    Tania

    • Dieser Ansicht möchte ich beitreten. Niemand soll süchtig werden. Es sind zusätzlich schöne Lebensbereicherungen, die wir auswählen können, die uns niemals versklaven sollen. Wir selber sind der Filter, die Türe der auswählen und die zumachen kann. Und das tut unwahrscheinlich gut!

  6. Ich filtere besser und versuche Kanäle, aus denen ich Informationen bekomme, wie auch die Frequenz, mit der das geschieht, selbst zu steuern. Smartphone mit den einschlägigen Apps – doch, schon, mit Ausnahme von WhatsApp, aber das aus anderen Gründen. Newsfeeds – wenige, handverlesene, nicht von „großen“ Nachrichtenseiten, nicht von obskuren „News-Blogs“ und nicht von Magazinen, die „Live-Ticker“ liefern, und immer manuelles Abrufen, ein-, zweimal pro Tag, wenn _ich_ das mag. Keine automatische Synchronisation, mit der mir das Smartphone oder der Rechner News ständig liefern. Fernsehen und (privates) Radio tendenziell sowieso nicht. Ich will das im Griff haben. Ich will die Technologie nutzen, aber so, wie ich früher Zeitschriften gelesen oder dann und wann Nachrichten geschaut habe: Selektiv, in bestimmten Momenten, und nicht permanent. Permanent (schlechten) Nachrichten ausgesetzt zu sein bringt mich irgendwann völlig aus dem Tritt, aber umgekehrt habe ich auch Sorge davor, dauerhaft vor unbequemen, negativen, beängstigenden Dingen die Augen zu verschließen – das tun dieser Tage leider so viele, was auch ein Stück weit dazu führt, daß viele Dinge so sind, wie sie sind.

  7. Danke für den bereichernden Bericht und die Kommentare. Beides ist sehr hilfreich. Ich teile die Erfahrung einiger Kommentatoren, dass Schicksalsschläge sehr viel empfindsamer machen für die Qualtät von Informationen und Kontakte, die wir uns in unser Leben holen. Ich habe nach meiner Erkrankung meinen Informationsfluss aktiv gefiltert und meine Facebook-Freundesliste aufgeräumt, das gleiche mit meinem Emailordner.
    Es bleiben ja auch nach so einer Geschichte nicht mehr so viele Freunde übrig und ich habe ein feines Gespür dafür entwickelt, wer mich kotntaktiert um einen Vorteil für sich zu gewinnen ( hat mit meinem Beruf zu tun) und gar nicht, um Kontakt und Beziehung zu pflegen und zu gestalten. Da ist das Filtern dann umso wichtiger für die eigene Psychohygiene. Ich war leider immer sehr naiv und habe mich häufig instrumentalisieren lassen, natürlich aus einer positiven Absicht heraus.
    Daher ist mein Fazit, dass man mit gutem Gewissen filtern darf, die wichtigen Informationen , wie schon in einem vorherigen Kommentar gesagt, erreichen mich sowieso.

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