Neue Blicke wagen

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Neue Blicke wagen

Ich war Anfang des Monats in der Schweiz in den Bergen.

Berge gehörten früher zu den Gebieten, die ich mied, denn Höhenangst und Berge vertragen sich nicht besonders gut. Aber sie haben mich immer fasziniert, die Berge. Zu gerne würde ich mal nach Patagonien reisen…

Es ärgerte mich immer mehr, dass meine Angst mich davon abhielt, in die Berge zu fahren. So trainierte ich, meine Höhenangst auszuhalten. Wann immer ich irgendwo herunterschauen konnte, tat ich es. Zu Beginn zittrig, schwindelig und widerstrebend. Ich hielt mich an allem fest, was es zu fassen gab, aber ich ging an Fenster, an Balustraden, stieg auf Türme und Hochhäuser, bezwang Kletterwände und wanderte in den Bergen. 

Und nun, als ich wieder in den Bergen war, erlebte ich, wie es sein kann, ohne Angst zu wandern. 500 Höhenmeter an einem Hang zu erklimmen, auf schmalen Pfaden und mit vielen Blicken nach unten, das wäre noch vor einigen Jahren undenkbar gewesen. Ich hätte es einfach nicht gemacht. Jetzt wage ich es und mehr noch: es ist toll! Immer wieder hielt ich inne, um herunterzuschauen und zu genießen, was ich mir erarbeitet hatte. Manchmal noch wackelig und mit einem sichernden Griff an die Felsen hinter mir, aber: ich sah hinunter. Ganz oben stand ich dann auf der Terrasse der Berghütte und schaute weit über das Tal, das unter uns lag. Ich spürte die Größe des Schrittes für mich in der Bezwingung des Berges bzw. meiner Angst. 

Mein Idee, das Paragliding zu wagen, habe ich dann zwar nicht umgesetzt, das war doch noch zu viel. Aber schon jetzt habe ich neue Blicke erleben dürfen, die mir vorher verborgen geblieben sind und die mich reicher machen. Reicher im Erleben und im Sein.

Ich möchte dieses Bild des tief liegenden Tals für mich mitnehmen auch in andere Gebiete, in denen mich meine Angst abhält, etwas zu tun. Damit ich Mut finde, weiter meine Ängste anzugehen. In kleinen Schritten, aber beharrlich. Denn Ängste zu überwinden, heißt für mich zu wachsen, mich zu spüren und zu leben. Ängste zu überwinden, lässt mich freier sein. Und mehr ich selbst. 

2 Kommentare

  1. Liebe Tania,

    herzlichen GLÜCKwunsch!

    Welch wunderbare Ver-Wand-lung 🙂

    Mich rührt an, was Du schreibst. Und es macht mir Mut, gerade jetzt, einen Schritt zu gehen, der mir Angst macht, den ich aber gehen möchte.

    Danke, dass Du Dein Empfinden mit uns teilst!

    Herzliche Grüße
    Ursula

  2. Liebe Tania, dankeschön! Ich hab mich in Deiner Beschreibung wiedergefunden, kann mich damit identifizieren. Meine Höhenangst hat sich durch gleiches Training fast 100%ig verflüchtet.
    Und die Angst vor anderen Dingen, wichtigen Schritten, „anderen Höhenzügen“ sehe ich heute nur noch als Schreckgespenst, das mich aufhalten möchte, ihm über die Schulter zu schauen, weil mich dort etwas Wunderbares erwartet!
    Es ist immer wieder toll zu erleben, wenn sich das Schreckgespenst dann in Luft auflöst, weil ich ihm ins Gesicht lache!
    Liebe Grüße
    Angelika

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