Endlich ist es soweit: der Mohn blüht wieder. Tag für Tag bin ich zu den Stauden gelaufen, um zu schauen, ob sie aufgegangen sind, all die vielen Blüten, die grün und haarig so geduldig auf gutes Wetter warteten. Er sucht die Sonne, der Mohn, er liebt die Wärme und das Licht.
Und dann sind sie da, die Mohntage – tiefrote Tage.
Es sind Tage, in denen ich mich voll und ganz in Farben verliere, in Blüten und im Fühlen.
Zu Beginn so wundervoll zerknittert und sich dann ganz langsam zu voller Blüte entfaltend.
Schon immer hat mich der Mohn am tiefsten von allen Blumen berührt. Früher habe ihn vor allem geträumt, den Mohn, von seiner Tiefe und seiner Energie, von dem wofür er für mich steht.
Inzwischen lebe ich ihn auch: Ich kann ihn spüren, kann ihn atmen, ich kann ihn tanzen. Ich kann mich ganz in ihn fallen lassen. Dann werde ich zu seinem Rot.
Es sind kurze Tage, die Tage des Mohns. Seine zarten Blätter fallen schnell. Aber sie klingen lange nach. Ihre Melodie höre ich oft auch noch im dunkelsten Winter.
Und er sät sich aus in meiner Seele, der Mohn, und ich kann ihn wachsen hören und blühen spüren. Sein Rot ist eine Antwort auf meine Sehnsucht nach dem Unbeschreiblichen.
Vielleicht kann ich deshalb nie genug von ihm bekommen.
Ein so leuchtendes Rot!
Ich muss hinaus auf das Feld!
Ich kenne eines.
Das muss auch ich jetzt erleben.
Es ist so schön wie Du dies ankündigst – mag ich mit der Ankündigung der Kirschblüte in Japan vergleichen.
Da fällt mir auch dein roter Hut ein. Jetzt weiß ich, was der bedeutet 😉
Herzlich!
Klaus
Liebe Tanja,
Ich kann mich in diese Gefühle so gut hineinversetzen.
Die Intensität des Rots dieser zarten Blüten auf ihren dünnen Stengelchen inmitten des überbordenden Grüns des Ackerrandes, an dem ich „meinen Mohn“ jedes Jahr suche, ist Lebensbejahung schlechthin für mich.
Es gibt noch eine andere Pflanze, die mich in jedem Jahreslauf ähnlich berührt: der Huflattich. Diese kleinen gelben Blüten gehören zu den ersten im Frühjahr und in meinem Empfinden „kämpfen“ sie sich am Ende Winterruhezeit durch die Decke der toten oder tiefschlafende Pflanzenwelt als ein aufmunterndes „Hurra, auf ein Neues, los geht’s!“ 🙂
Lange Mohntage wünscht, Sabine
Als ich in Frankreich ein so schönes rotes Mohnfeld erlebte, habe ich nach dem französischen Namen gefragt und fand ihn so passend:
„coquelicot“ ausgesprochen: „kokeliko“
dies ist mir gerade noch zum Mohn eingefallen, dessen deutscher Namen eher zum Einschlafen ist- Mohn beruhigt ja, der Schlafmohn gibt das Opium her.
Danke, Ihr beiden,
für Eure Kommentare. „Kokeliko“ ist sehr hübsch 😀
Herzlich,
Tania
Zu Coquelicots:
Ist es möglich, dass Ihr das berühmte Bild von Monet nicht kennt, das so heißt?
Wenn ich Mohn in einem Feld – leider nur vereinzelt- sehe, denke ich immer daran, bzw. steht es mir vor Augen. Leider habe ich so ein Feld voll Mohn noch nie in der Natur gesehen.
Viele Grüße
Hanni
Nein, dieser Titel für ein Monet-Gemälde war mir nicht bekannt; aber das Bild selbst kenne und liebe ich! Ich habe schon öfter das Glück gehabt, Monet-Originale sehen zu können und er schafft es fast jedes Mal, mich zu Tränen zu rühren.
Und auf die Suche nach einem „richtigen“ Mohnfeld werde ich mich auf jeden Fall auch noch machen!
Ganz herzlich,
Tania