Mauern

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Mauern

Ich habe in meinem Leben schon oft vor Mauern gestanden. Mauern, die Menschen errichtet haben – aus welchen Gründen auch immer.

Wenn mir diese Menschen wichtig waren, habe ich es als meine Aufgabe gesehen, diese Mauern aufzulösen, weil ich dachte, die Menschen dahinter befreien zu müssen und ja, auch weil ich nicht vor der Mauer stehen bleiben, sondern nach innen eingeladen und echten Kontakt erleben wollte. So habe ich oft viele, viele Jahre vor einer solchen Mauer verbracht, habe feilgeboten, was in mir war, und habe gehofft, dass das irgendwann ausreichen würde, um die Mauer zu erweichen. Es hat nie gereicht. Es hat nie etwas bewirkt. Die Mauern blieben unverändert stehen. 

Manchmal, so gebe ich zu, wurde ich auch massiver und versuchte, die Mauern anzugreifen und aufzubrechen. Ich sehnte mich so sehr nach Nähe, die ich durch diese Steine vor mir nicht finden konnte. Was ich damit erreichte war, dass die Mauern noch härter wurden. 

Es ist an der Zeit zu verstehen, dass manche Menschen lieber hinter Mauern sitzen als sich auf echte Kontakte einzulassen und dass es nicht mein Job ist, das zu ändern, mehr noch: es steht mir auch gar nicht zu.

Es ist an der Zeit zu erkennen, dass ich mich umdrehen und Menschen mit offenen Armen finden kann, die Kontakt suchen und Nähe wollen, die sich einlassen können auf Gemeinsames und Intensität, auf Fühlen und Sein, auf ein Wir und auf mich.

Es ist an der Zeit zu begreifen, dass die Mauern, vor denen ich so oft stand, nicht meine sind.

 

Mauern

7 Kommentare

  1. Hallo Tania, ist schon verblüffend, dass „man“ gar nicht so allein ist mit solchen Gefühlen u Erfahrungen.
    Sich umzudrehen u zu gehen fällt mir sehr schwer, vielleicht auch aus Angst allein zu sein. Allerdings ist man eh allein vor so einer Mauer…..
    Wenn die Mauer dann noch ein klinisches Bild hat, wie z.Bsp Asperger Autismus o.ähnliches bin ich immer am zweifeln, da dieser Mensch dafür nicht verantwortlich ist. Er lebt einfach auf einem anderen Stern.
    Sich selbst bei dieser ganzen klinischen Erkenntnis, dass der andere nichts dafür kann, nicht zu vergessen ist eine Herausforderung. Bin froh, dass du so offen schreibst, fühlt sich plötzlich nicht mehr so einsam an ☺️

    • Liebe Ute,

      das freut mich sehr – geht mir genauso!

      Ganz herzlich,
      Tania

    • ich freue mich zu erkennen das Gefühle von Anderen ganz ähnlich beschrieben werden wie ich sie selbst wahrnehme. Asperger sind eine besondere Herausforderung um sich selbst weiterzuentwickeln Ute 🙂 und zur Offenheit gehört auch ganz viel MUT DANKE Tanja dafür !
      Liebe Grüße!

  2. Liebe Tanja,

    wunderschön und gut nachvollziehbar für mich. Vor allem der Hinweis, dass man die Menschen so lassen muss, wie sie sind. Und: es gibt andere, die weniger Mauern um und ich sich tragen und die sieht man nicht, wenn man sich mit den „Maurern“ abmüht.

    In diesem Sinne – einen schönen Sonntag und herzliche Grüße

    aus der Lebensmitte. Susanne

    • Ja, genau! Man starrt auf die Mauern, vollkommen darauf fokussiert, und nimmt so nicht einmal wahr, dass es, oft gar nicht weit weg, Menschen mit offenen Armen gibt…

      Herzlich,
      Tania

  3. Liebe Tanja, dieser Beitrag hat mir unheimlich geholfen. Genau so geht es mir. Danke Dir – auch für alles andere!! Mach bitte weiter, trotz der Beulen. Ganz herzliche Grüße – Maria

    • Liebe Maria,

      herzlichen Dank für Deine Zeilen und alles Gute für Dich,
      Tania

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