In der Ferne

Gepostet von | 1 Kommentar

In der Ferne

Ich war mal wieder auf Reisen. Weit, weit weg, auf einer kleinen Insel. Fern ab von meinem normalen Leben und Alltag. 

Es ist immer wieder faszinierend für mich, dass ich in der Ferne ganz oft mir selbst so viel näher bin als daheim. Das scheint ein seltsamer Widerspruch, denn schließlich ist das hier doch mein Leben, also das, was ich mir geschaffen habe. Wie kann ich mich gerade da so oft verlieren und in einer fremden Umgebung, in der nichts vertraut, sondern alles fremd ist, mir wieder nah sein? 

Ich denke, dass das Leben, das wir uns schaffen, uns oft in bestimmten Mustern hält. Wir erfüllen bestimmte Rollen, weil wir funktionieren müssen. Daheim bin ich Unternehmerin, Autorin, Hausbesitzerin, Organisatorin, Entscheiderin und dergleichen mehr. Manche dieser Rollen lebe ich schon so lange, dass ich oft glaube, sie sind ich und eben nicht nur Rollen. Mein Verstand ist exzellent darin, Hand in Hand mit meiner Vernunft zu arbeiten und alles am Laufen zu halten. 

Gehe ich nun aus diesem System und begebe mich in eine andere Umgebung, fällt ganz viel von mir ab: Verantwortlichkeiten (reale, wie auch eingebildete), Rollen, Ansprüche, Erwartungen und dergleichen mehr. Ich erkenne: irgendwie geht das Leben daheim auch ohne meine Präsenz und ohne mein Tun weiter und das ist eine gute Erfahrung, denn es befreit.

Dazu kommt: Eine fremde Umgebung verwirrt und verstört, denn die meisten der normalen Muster funktionieren gar nicht oder nur bedingt. Das macht verletzlich, aber vor allem öffnet es mich. Und dieses Öffnen ist es, worum es mir geht. 

Immer wieder auch mal ohne den Ballast des eigenen Lebens zu sein, ohne Müssen und Sollen, ohne all dem, was es zu erledigen und zu entscheiden gibt. 

Frei sein. 

Wenn ich frei bin, komme ich zu mir. Und das ist schön.

Ich spüre Unruhe in mir. Eine gute Unruhe, die mich beweglich macht. Eine Unruhe, in der Sehnsucht und Fernweh klingen. Vielleicht muss ich noch eine ganze Weile in der Welt herumreisen, um irgendwann anzukommen – vielleicht aber bin ich das auch schon längst, nur eben nicht im Außen, sondern in mir. Das wäre noch schöner.

1 Kommentar

  1. …Wenn ich frei bin, komme ich zu mir. Und das ist schön.
    Also bist Du zu Hause nicht wirklich frei, erst im herumreisen weil Du dann abschalten kannst.

    Übe Dich in der Meditation, mir hilft schon ein Ausflug in den nahen Wald.

    Der Wald schwingt mich ein in die Stille der Seele.

    Der Wald ist in den Märchen oftmals ein Ort der Bewährung, der Veränderung, ein Ort der Wandlung.

    Meditation ist ein Zustand der Wachheit. Man muss nicht in Meditation sitzen, es gibt andere Formen der Meditation. Es gibt auch die Meditation beim Innehalten, beim Gehen, beim Tun, bei der sexuellen Aktivität. Das ist der Zustand der echten Wachheit. Wenn wir in diesem Zustand gehen, atmen wir in jede Blume, fliegen wir mit jedem Vogel, fühlen das Knirschen unter unseren Füßen. Wir finden Schönheit und Weisheit. Denn Weisheit findet sich, wo immer Schönheit zur Form gelangt. Und Schönheit gelangt überall zur Form, gestaltet sich aus allem Stoff des Lebens. Wir brauchen nicht danach zu suchen. Es kommt auf uns zu.

    Wenn wir in diesem Zustand etwas tun, verwandeln wir jede Aktivität in Meditation und somit in ein Geschenk, in eine Opfergabe- von uns an unsere Seele und von unserer Seele an das Alles. Alles was wir tun, genießen wir. Lächeln wir viel, weil wir um dieses Wissen wissen, weil es sich gut anfühlt, weil unser Herz ein Geheimnis weiß. Lächeln wir viel. Es wird heilen was immer uns quält.

Schreibe einen Kommentar zu Heinz Pütter Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert