Vor einigen Tagen schrieb ich über mein Bemühen, immer ein braves Mädchen zu sein und darüber, was an Motiven dahinter steckt. Ein Motiv habe ich nicht beleuchtet und das ist das Thema „Gut aussehen wollen“.
Ich denke, das wollen ziemlich viele: gut aussehen. Angesehen sein, gemocht werden, eben gut dastehen. Ich zumindest wollte das immer und oft war mir die Vorstellung, etwas zu tun, wodurch mich andere „doof“ finden könnten, unerträglich. Je mehr ich aber versuchte, in den Augen anderer gut auszusehen, desto mehr verlor ich mich selbst. Dadurch stand ich also vor mir selbst nicht mehr nur nicht gut da, sondern ich war oft nicht mal mehr in meiner Nähe, weil ich in meiner Außenorientierung irgendwo in der Ferne versuchte, anderen zu gefallen.
Gleichzeitig wuchs die Angst in mir, entlarvt zu werden. Um zu verhindern, dass jemand hinter die Kulissen schauen würde, ließ mich meine Fassade schön glatt schmirgeln und ich wusste zu verhindern, wie andere mir zu nahe kamen.
Dann aber kam eine Zeit, in der ich nicht mehr gut aussehen konnte. Ich hatte keine Chance mehr, irgendein Bild von mir aufrecht zu erhalten, sondern ich musste mich mit meiner ganzen Verzweiflung, Traurigkeit, mit meinem Zorn, meiner Angst und Hilflosigkeit zeigen.
Erwartet hätte ich, dass andere angesichts dieser nackten, „hässlichen“ Tania die Flucht ergreifen würden. Aber es kam anders. Tatsächlich habe ich in dieser Zeit so viele intensive, berührende und ehrliche Kontakte mit Menschen gehabt, wie seit langer, langer Zeit nicht mehr (wahrscheinlich genau so lange nicht mehr, wie ich begonnen hatte, Fassaden zu bauen und zu pflegen). Das, was ich zu verstecken versucht hatte, schien nicht so schrecklich zu sein, wie ich gedacht hatte.
Leider vergesse ich das immer wieder und erwische mich dann dabei, wie ich wieder an meiner Außenwirkung zu feilen und mich damit von mir selbst zu entfernen. Da ist es wichtig, mich immer wieder selbst daran zu erinnern, dass es nicht darum geht, gut auszusehen, sondern dass entscheidend ist, dass ich ICH bin – und das in allen Facetten und Farben, die mich ausmachen.
Hallo, liebe Tania,
im Moment ist es für mich grad ein lieb gewordenes Ritual, Deine Texte zu lesen und klar, ich kann Deine Worte, Deine Gefühle und Deine „Fassaden“ wieder GUT nachvollziehen…
Bei mir haben sich diese „Schutzmauern“ wie ich sie immer nenne, bereits in der Kindheit aufgetürmt. Ich habe sie sehr früh bauen gelernt und das, was man schon sehr zeitig gelernt hat – ja, das festigt sich im Laufe der Lebensjahre immer mehr.
Für „meine“ Begriffe war ich mit „äußerer“ Schönheit im Kindesalter nicht gerade gut gesegnet. Ich trug, (trage) eine Brille, die damals als „Brillenschlange“ galt, wurde logisch, damit gehänselt und sah mich dann auch entsprechend ziemlich negativ ausgestattet…
… die „Schutzmauer“ wurde immer höher und von keinem fühlte ich mich geliebt, geschweige denn irgendwie geachtet oder liebenswert. Ich fühlte mich als „armes Opfer“.
Ich wollte einfach eigentlich gar nicht hier sein auf dieser Welt…
Meine Träume waren damals stets düster und oft wandelte ich im Traum mit meinem „Federbett“ bewaffnet, nachts durch die Straßen, oder ich träumte, ich lag lebendig in meinem eigenen Sarg, oder ich konnte fliegen 🙂 …
Ich war nicht „hübsch“, wurde ausgelacht und fühlte mich oft dadurch gedemütigt …
Nun ja, DAS ist inzwischen lange her! Doch irgendwie bringen wir ja alle unsere Wurzeln mit, unsere Lernthemen für dieses Leben…
So mühevoll, wie ich meine „Schutzmauer“ aufgebaut habe, ja so mühevoll erschien mir oft auch diese Mauer wieder abzubauen! Einreißen ging irgendwie nicht! 🙁
Ganz vorsichtig schaute ich an manchen, durchsichtiger gewordenen Mauerteilchen hindurch, sah und FÜHLTE auch, das ich ja wohl doch nicht so ganz „doof“ geraten bin und auch nicht immer unschuldig an dem ganzen Dilemma war… 🙂
Es kamen Menschen in mein Leben, die mochten mich, ja, sie liebten mich! MICH??? Das gibt es doch nicht!…
Das Vertrauen, mußte lange, lange Zeit wachsen, aufgebaut werden, stürzte oft wieder in sich zusammen und die Mauer wuchs erneut… ohje!… Solch äußere Fassaden, haben LANGE Zeit ihre Berechtigung, bis jeder Mensch wohl SELBST die VERANTWORTUNG über sich selbst übernimmt… (anderen die Schuld zu geben, ist aber einfacher ! 🙂
Mensch, ich erkannte, ich bin ja doch etwas wert! 🙂
Schöheit, kommt wohl doch von innen und läßt JEDEN erstrahlen! 🙂
Das zu erkennen und zu LEBEN, ist ganz schön schwer! Doch die Arbeit, der Weg dorthin ist lohnenswert!…
Inzwischen FÜHLE ich mich „schön“! Immer wird es für Menschen eine Auslegungssache sein! Was ist schön, was häßlich…
Ein Lächeln kann so vieles verzaubern, läßt einen strahlen und das tut einfach nur gut!
Ein schönes Kleidungsstück bedeutet für den einen, ein schickes Kleid, für den anderen eine super bequeme Hose… ALLES hat seine Berechtigung und immer ist es wieder die menschliche „BEWERTUNG“ die da mit ins Spiel des Lebens kommt…
Liebe deinen Nächsten wie dich selbs und fange mit dir an!
Diese Worte hörte ich einst mal (speziell für mich waren sie) und sie begleiten mich nun durch mein Leben!
Das ist gesunder Egoismus, wie ich inwzischen gelernt habe…
Mich anzunehmen, WIE immer ich mich auch gerade fühle, genau wie Du sagst, liebe Tania, mit allen Facetten und Farben…
DAS ist wahre Schönheit! 🙂
Wie künstlich sehen manche Blumen aus, die von Menschenhand „SCHÖN“ gemacht wurden, ihrer Natürlichkeit beraubt wurden!
So, wie Gott uns wohl geschaffen hat, so sind wir gemeint, und so, sind wir schön!…
Alles Liebe für Dich, liebe Tania wünscht Dir von Herzen
Elke
Liebe Elke,
„und auch nicht immer unschuldig an dem ganzen Dilemma war… “ – das wirklich zu begreifen war auch für mich der entscheidende Punkt.
Wieder ein ganz herzliches Dankeschön für Deine Zeilen und Dir einen wundervollen Tag,
Tania
Liebe Tania,
hab vielen Dank! … der nächste Punkt war für mich dann, dass ich nicht IMMER „schuld“ an allem war und bin! 🙂
Und dann sind wir wieder bei dem Punkt „unterscheiden“ lernen… 😉
Ein weites Feld… und immer bleibt das Leben spannend und verändert sich…, so wie wir auch tagtäglich…
Wenn ich nicht weiter weiß, schaue ich mich oft in der Natur um… wie veränderlich ist dort alles, ohne Sicherheit, ohne Fassade!
Als Mensch ist uns der Verstand gegeben. Der steht uns aber so was von oft im Wege…:) Die Bäume, die Vögel, die Tiere, Pflanzen … Da steht nicht die Frage, ob schuldig oder nicht…ob hübsch oder nicht…sie „SIND“ einfach, so, wie sie gemeint sind!
Verstand und Gefühl mit dem Herzen in Einklang zu bringen, zu Vertrauen, das ALLES gut und richtig ist… ALLES im jeweiligen Moment, im Augenblick… das zu leben…DAS möchte ich!… erkannt habe ich es, nur Theorie und Praxis, das sind zwei verschiedene Schuhe! 😉 Ich übe! 🙂
Dir ein schönes Wochenende, das wünscht
Elke
Ja, ich übe auch!
Lieben Dank und eine gute Zeit für Dich,
Tania
Hallo liebe Tanja,
Ihre Texte sprechen mir aus dem Herzen..
Genau da stehe ich momentan. Es ist zu Zeit alles so zum verzweifeln und alles bricht zusammen.. Leider ist bei mir die Gesundheit immer wieder der Auslöser und ich kann einfach nichts dagegen tun. Eine schöne Zeit bis bald und hoffentlich kommt ein Lichtlein? Nadine
Ganz sicher, Nadine!
Alles Gute,
Tania
Liebe Tania,
Deine Gedanken und Gefühle wie sie in Deinen Briefen und „Newslettern“ so schön formuliert sind, üben immer eine große Faszination auf mich aus. Sie spiegeln mir auch ein wenig das Urweibliche in dem, wie Du Deine Gefühle, Dein Leben und Sein und die Weise wie Du Achtsamkeit übst, zum Ausdruck bringst. Es wirkt auf mich sehr bereichernd und ermutigt mich so manches in meinem eigenen Leben zu entdramatisieren!
Zum Thema „Gut aussehen“ könnte man ergänzend sagen: ein Mensch sieht Gut aus, wenn seine Seele aus ihm strahlt, wenn er in sich verankert ist und es zulassen kann, dass sein Herz in Liebe leuchtet und ihm/ihr jene Ausstrahlung verleiht, die alles Äußere in den Hintergrund treten lässt. Dann sieht auch der Mensch GUT aus, dessen Kleidung nicht mehr zuerst wahrgenommen wird, sondern dessen Augen, dessen Herz, dessen Sein in Liebe sein „Ich bin“ ausatmet und dem Du des Außen eine Resonanz von „Schönheit“ vermittelt, die man eben nur dort findet, wo das Sein aus dem Herzen in Liebe leuchtet.
Dies mag nicht jeden Tag geschehen, aber dann doch immer mehr dann, wenn das Persönliche zurücktritt und dem „Ich bin“ Platz macht.
mit einem innigen Dankeschön an Dich und Deine wunderbaren Gedanken, Gefühle und Dein SOSEIN,
herzlich
Carlo
Was für ein wundervolles Zielbild, Deine Beschreibung von „gut aussehen“.
Ein ebenso herzliches Dankeschön dafür,
Tania
Hallo Tania,
ich freue mich immer wieder Worte zu finden die so von Herzen so persönlich sind. Ich möchte an die Worte unseres großartigen Herrn Jesus Christus erinnern in Matthäus 6:22 „Das Auge ist das Licht des Leibes. Wenn dein Auge lauter ist, so wird dein ganzer Leib licht sein.“ Der Umkehrschluss für mich. Ein gesunder Mensch kann durch seine Augen, oder sein Gesicht, seine Schönheit zeigen und ist für den anderen attraktiv. Warum gibt es nur die ganzen Unterhaltungssendungen wo Menschen bitter, verzweifelt oder zerstört ihr ganzes Leben ausschütten um durch eine kostenlose Schönheitsprozedur scheinbar wieder auf der schönen Sonnenseite des Lebens zu kommen? Ist ist es nicht so das häufig die Vergangenheit diese traurigen Menschen einholt in der sie durch Vernachlässigung ihres Ich, fehlende Körperhygiene, vernachlässigte Zahnpflege, ungebremstes Essen oder ungesunden Lebensstil mit der Aussage abgetan haben es ist sowieso sinnlos. „Ich hasse meinen Körper.“ Mir zeigt das, Tania, einerseits eine Überschätzung der Wichtigkeit des Aussehens Wirkens auf Andere. Wie auch die Kehrseite, nichts für sich zu tun. Der Körper muss von Jugend an gepflegt und gehegt werden.
Daher ist gutes Aussehen, richtig bewertet,
nicht unwichtig!
Liebe Grüße,
Rainer
Lieber Carlo,
deine Ergänzung zu dem Thema “ gut aussehen “ ist sehr klar und kraftvoll!
Herzliche Grüße an alle!
Anna