Vom Verblassen und vom Strahlen

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Vom Verblassen und vom Strahlen

Ich spüre im Moment sehr intensiv in die Beziehungen zu anderen Menschen hinein. Mir ist erst seit kurzem bewusst, wie stark mich die Anwesenheit anderer in meinem eigenen Fühlen und Sein beeinflusst und ich versuche zu verstehen, was da genau geschieht. Und so stelle ich gerade fest, dass ich in der Gegenwart mancher Menschen verblasse, während ich bei anderen strahlen kann.

Im Zusammensein mit manchen Menschen ziehe ich mich zurück wie eine Schnecke in ihr Haus, manchmal flüchte ich auch weit, weit weg und bin einfach nicht mehr da. Bei ihnen fehlt mir der Raum, die Luft, der Platz zum Sein. Es ist das Gefühl, mit meinem Sein bei diesen Menschen nicht passend zu sein, nicht richtig, und das lässt mich blass werden oder sogar schrumpfen. Bei anderen hingegen, kann ich durchatmen und mich aufrichten. Bei ihnen habe ich die Chance, mich wahrzunehmen und zu sein, so wie ich bin. Und dann gibt es auch Menschen, bei denen ich mich geliebt fühle, um meiner selbst willen geliebt. Bei diesen Menschen spüre ich, dass sie mein Sein erleben wollen und im Zusammensein mit ihnen kann ich wachsen und strahlen.  

Früher habe ich nicht verstanden, dass es mich das Zusammentreffen mit anderen Menschen so stark beeinflusst, sondern ich habe es einmal mehr auf „meine Stimmungen“ geschoben, darauf, dass ich halt mal wieder „komisch“ bin. Aber heute wird mir bewusst, dass mich das Zusammenkommen mit Menschen so beeinflusst, wie andere Leute das Wetter beeinflusst. Ob es heiß ist oder kalt, ob es mild ist oder frisch, ob es regnet oder die Sonne scheint, ob es stürmt oder schneit… – all das macht etwas mit uns und wir reagieren darauf. Bei schlechtem Wetter ziehen wir uns vielleicht in ein warmes Zimmer zurück oder mummeln uns dick ein, bei schönem Wetter fühlen wir uns frei und unbeschwert. Und ganz ähnlich, so scheint es mir, kann auch die Anwesenheit anderer Menschen wirken.

Das für mich so zu erkennen, lässt mich viel weniger ausgeliefert sein, sondern schenkt mir Optionen, etwas für mich zu tun und für mich zu sorgen. Meine automatische Reaktion war die, mich auszurichten und ein Gefühl dafür zu bekommen, wie andere mich haben wollen, was das Gefühl „falsch“ zu sein nur verstärkte… Wenn ich aber die Gegenwart anderer etwas mehr wie das Wetter sehe, dann muss ich nicht mehr glauben, dass ich falsch bin und muss mich nicht zwingend verändern, sondern dann könnte ich mir im übertragenen Sinne z.B. einen Regenschirm mitnehmen oder einen Schal umbinden oder ein bestimmtes Klima meiden. Ich bekomme so überhaupt erstmal eine Ahnung davon, was mir gut tut und was eben auch nicht. Damit bleibe ich bei mir und das ist gut. 

10 Kommentare

  1. sehr genial , Tania–und ich mag das Foto sehr!
    Und der Text stimmt auch total.
    Sicher gut ,einen „Regenschrim“ aufzuspannen
    bei „unfreundlichem Wetter“°!
    Manchmal kann es anderen helfen ,wenn man selbst gerade „Sonne „ist!
    (ohne sich zu verbiegen /verstellen natürlich ).
    Ich finde oft, Kinder haben das so natürlich heraus ,sie sind einfach sie selbst,wenn sie gesund aufwachsen jedenfalls.
    Spiegel der Erwachsenen,und der Stimmungen.
    Oder eben Tiere (Hunde ,Pferde etc).

    Aber als erwachsener schaltet man zuviel Denekn vor,bzw ratioanlisiert–dann ist alles anders.Beherrscht sich vielleicht in manchem auch ,was dann wieder ganz gut sein kann für die Umwelt.

    DU hast es sehr gut beschrieben ,was andere Menschen /deren Ausstrahlung mit Dir machen .
    Darin kann ich mich durchaus wiederfinden !

    herzliche Grüsse
    Heide

    • Da freut mich sehr, Heide!

      Herzlich zurück,
      Tania

  2. Liebe Tania,

    Deine Texte berühren mich immer wieder ganz tief!

    Oft ist es so als würdest DU genau aussprechen was ICH empfinde 😉 Wir sind alle miteinander verbunden. Das spüre ich immer mehr.

    In Deinem AnfangsText zum neuen Newsletter schriebst Du über Herausforderungen.
    Gerade erhalte ich die Möglichkeit etwas zu tun, was ich w i r k l i c h gerne tun möchte – und spüre meine Ängste und all die alten Glaubenssätze, die ich mir in der Vergangenheit immer wieder selbst in den Weg gestellt habe.

    Du hast Recht: a l l e s macht SINN! So gewiss auch das Wahrnehmen der Ängste und die daraus erwachsende Vorsicht –

    und JETZT, unterstützt und gestärkt durch Deinen Text werde ich diese Herausforderung ganz bewußt wahrnehmenm 🙂
    Darüber und darauf freue ich mich – und wahrscheinlich werde ich noch einiges an HerzHerzHerzKlopfen erleben bis dahin 🙂

    Aber wie schreibst Du: Das ist L E B E N 🙂

    Ich freue mich sehr auf viele neue Erinnerungen 😉 und Impulse von Dir (Erinnerungen deswegen, weil wir ja so vieles wissen, aber „es“ immer wieder zu vergessen scheinen…)!

    Und wünsche Dir eine gute, lebendige Zeit in Deinem Sinne!
    Von Herzen
    Ursula

    • Ganz herzlichen Dank, Ursula, Deine Rückmeldung ist wunderschön. Und ja: spüren wir unsere Herzen mit ihrem Klopfen, denn ein klopfendes Herz ist ein lebendiges Herz!

      Alles Gute,
      Tania

  3. Hallo liebe Tania,

    es scheint mir jedes Mal, wenn ich Deinen wunderbaren (schön und zu bewundernden – und mich selber auch häufig zum wundern bringenden) Blog lese, als wären wir irgendwie seelenverwandt.

    Auch das heutige Thema der Hochsensibilität piekt mich wieder an.
    Auch ich war schon immer anders – konnte ewig allein im Wald sitzen und Eichhörnchen mit der Hand füttern oder Tierstimmen imitieren.
    Meine „Anpassung“ erfolgte allerdings anders. Ich überlebte als“Retterin“ der „Schwachen“. Ich kämpfte für die Kleineren, setzte mich für die Unterdrückten ein, half Freunden aus der Patsche, war für Jeden die hilfreiche Hand…bis man mir erklärte, ich würde mich aufdrängen – Wünsche erfüllen, die die anderen gar nicht haben. Hmmm, – das tat weh – – nun gut – jetzt habe ich eben mehr Zeit und entdecke mich endlich wieder selber. Und das ist schööööööön.

    Das mit dem Reagieren auf Menschen kenne ich leider nur zu gut. Aktuelles Beispiel: Ich habe eine Kollegin, die ich „nicht riechen“ kann, obwohl sie nett, fachlich hervorragend und bereit ist, Wissen weiterzugeben. Ich fühle mich in ihrer Nähe – als berufserfahrene, nahezu gleichaltrige Frau – wie eine „dumme !“ Azubine und mir wird regelrecht schlecht in ihrem Büro (und das liegt leider nicht nur an dem tatsächlichen Geruch).

    Und die Sache mit dem „einen Ding“ trifft es auch. Meine künstlerische Seite habe ich wegen Arbeit, Kind und Haushalt einschlafen lassen – habe jetzt immerhin die ersten Wiederbelebungsmaßnahmen eingeleitet ! 😉

    Vielen Dank für Deine Offenheit – es ist faszinierend, wie Du Deine Gefühle in Worte zu kleiden vermagst.

    Herzliche Grüß
    Elke

    • Und Dir ein ganz herzliches Dankeschön für Deine schöne Rückmeldung – ich freu mich sehr.

      Auf viele Stunden zwischen Eichhörnchen!
      Tania

  4. Liebe Tania,
    herzlichen Dank für dein TEILEN. Deine NL tun so richtig gut.

    Diese Situationen in der Gemeinschaft kenne ich seeehr gut.
    Oft nützt aber auch der Regenschirm nichts bei mir und ich komme mir dann vor, wie eine Fliege an der Fensterscheibe, die ins Freie will.
    Deshalb ziehe ich mich gerne ganz zurück in „meine Welt“ ….

    Ich bin also weiterhin beschäftigt mit dem Sortieren, Lernen, Spüren, Zulassen ………..

    Liebe Grüße Theresia

    • Liebe Theresia,

      ich denke, Rückzug ist an sich nichts Schlechtes, ich kann ihn auch noch immer sehr genießen. Es gibt aber Menschen, bei denen man sich nicht zurückziehen muss, sondern mit denen man gemeinsam unter’m Regenschirm sitzen kann – und das ist was Wundervolles. Es lohnt, sich auf die Suche nach solchen Menschen zu machen.

      Ganz herzlich,
      Tania

  5. Liebe Tania,

    wie du es immer schaffst, auch meine Gefühle und Gedanken in Worte zu fassen und zu “ erklären „..ein Riesenlob dafür. Genauso geht es mir mein Leben lang !! Seelenverwandt trifft es ..wie Elke es schreibt.

    • Herzlichen Dank, Maren, und ganz liebe Grüße,
      Tania

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