Methoden für mehr Achtsamkeit?

Wenn Leute hören, dass ich eine Website zum Thema „Achtsamkeit“ betreibe, werde ich gefragt, nach welcher Methode ich arbeite. Auf meine Antwort: „Nach keiner!“ ernte ich seltsame Blicke.

Warum ich nicht mehr an Methoden glaube

am_ill_2Nein, ich führe keine Meditationen aus, ich folge keinem Schritt-für-Schritt-Plan, ich gehe nicht nach Buchtitel „XYZ“ vor und ich nutze keine App. Ich habe nicht einmal tägliche Rituale oder Übungen, die ich immer wieder begehe. Mein Zugang zur Achtsamkeit ist ein anderer. 

Aber ich kenne das Bedürfnis nach Methoden sehr gut, habe ich doch selbst unzählige Bücher gelesen, Ansätze und Methoden ausprobiert und Programme angewandt! Vielleicht gerade weil ich einen ziemlich guten Überblick darüber habe, auf welche Weise sich Achtsamkeit erreichen lassen soll, habe ich für mich entschieden, keiner dieser Methoden und Ansätze zu folgen. Ja, mehr noch: Methoden und Programme stehen für mich persönlich heute sogar oft im Widerspruch zu meinem Wunsch nach Achtsamkeit. 

Warum? Weil Programme und Methoden nach meinen Erfahrungen immer zu kurz greifen müssen. Ja, sie klingen oft gut und einleuchtend, bieten einen vertrauenserweckenden Rahmen und wurden meist auch mit viel Wissen und Liebe entwickelt, aber sie können eines nicht: sich flexibel auf die jeweiligen Gegebenheiten einstellen, um uns allen gerecht zu werden. Die Gefahr, sich vor allem an den anstehenden Schritten der Methode zu orientieren, statt wirklich bei sich selbst zu bleiben (oder überhaupt erst einmal zu sich zu kommen), ist sehr, sehr groß. 

Nicht verändern, sondern wahrnehmen

Der entscheidende Punkt bei der Achtsamkeit ist für mich der, wahrzunehmen (also zu fühlen!), WAS IST (unabhängig davon, ob mir nun gefällt, was ist). Wenn ich das über eine Methode versuche, kann das hin und wieder gut passen, sehr oft aber wird mich die Anwendung der Methode bereits vom dem, was IST, wegbringen, weil ich mich dazu zwinge, etwas zu tun, wonach mir gerade eigentlich gar nicht ist. 

So wird z.B. Meditation sehr oft im Zusammenhang mit Achtsamkeit empfohlen. Was aber, wenn ich gerade voller Sorgen bin, voller Angst und Stress, so dass ich es kaum ertragen kann, mich auch nur für einen kurzen Moment still hinzusetzen? Wenn ich mich dann zum Meditieren bringe, kann es gut sein, dass ich ruhiger werde und erkenne, dass alles gar nicht so schlimm ist – was ich aber in diesem Moment tue, ist das, was in mir ist, ganz entscheidend zu VERÄNDERN. Und genau das ist meiner Ansicht nach keine Achtsamkeit. Wenn ich hingegen in diesem Moment meiner inneren Not Ausdruck verleihe, z.B. durch Tanz oder Tönen, bin ich bei mir und lass mich sein.

Für mich steht als erster Schritt an, WAHRZUNEHMEN, was ist, und zwar möglichst ohne einzugreifen. Zulassen, was ist, und so bewusst wie möglich fühlen, was ist. Mich sein lassen, wie ich bin. Einen Moment auszuhalten, wie ich bin, auch wenn es mir nicht gefällt. Nur so habe ich eine Chance, mich selbst etwas besser zu verstehen und mir wirklich nahe zu kommen.

Ich habe über viele Jahre Techniken, Programme und Methoden genutzt, um meine Gedanken und Gefühle zu beeinflussen. Es waren sehr wirkungsvolle Methoden darunter, mit denen ich vor allem eines schaffte: mich bestens zu optimieren. Genau durch all diese Methoden verlor ich aber nach und nach jedes Bisschen an Achtsamkeit für mich selbst. Sowie ich etwas spürte, was ich nicht wollte, war ich dabei, es „wegzumachen“ (wegzuatmen, wegzuklopfen, wegzumeditieren, wegzuschreiben usw.). Und weil es so gut funktionierte, nahm ich an, mich tatsächlich von all dem Unerwünschten in mir gelöst zu haben. 

Was ich dabei aber verlor, war ich selbst, und so wurde ich zu einem nach meinen Vorstellungen gestalteten (eben optimierten) Wesen. Mich von der Idee zu verabschieden, ich könnte mit einer Technik oder Methode tatsächlich achtsamer werden, wirft mich vor allem auf eines zurück: auf mich selbst. 

Was ist mein Ziel?

Keine Frage: Methoden und Techniken können sehr nützlich sein, so wie jedes andere Handwerkzeug auch. Ich nutze z.B. viele Schreibmethoden, um mir näher zu kommen. Wichtig aber ist, denke ich, sich darüber bewusst zu werden, warum und wofür man Methoden nutzt und was diese mit einem machen. 

Die entscheidende Frage ist deshalb für mich die Frage nach der Zielsetzung, was man sich also tatsächlich von mehr Achtsamkeit erhofft: Geht es vor allem darum, seine Gefühle und Handlungen kontrollieren zu wollen, sind Methoden zwar oft sehr effektiv, aber das hat für mich wenig mit Achtsamkeit zu tun. Denn hier geht es vor allem darum, Abweichungen vom Kurs zu erkennen, um diese dann möglichst früh wieder korrigieren zu können. Hier steht also die Selbstmanipulation im Vordergrund und das ist zumindest für mich alles andere als ein achtsamer Umgang mit sich selbst. 

Mich selbst verstehen und sein lassen

am_ill_1Für mich bedeutet Achtsamkeit heute etwas ganz anderes: Ich möchte meine Gefühle und Handlungen nicht mehr kontrollieren und steuern, sondern ich möchte mich selbst besser verstehen.

Ich möchte erspüren, wann ich Zeit für mich brauche und warum mir jemand nicht gut tut. Ich möchte herausfinden, warum ich manchmal aus dem Nichts heraus Angst vor allem Möglichen habe oder wie es mir möglich ist, dass ich immer wieder vor Ideen sprühe. Ich möchte begreifen, warum ich die Melancholie so liebe oder was es macht, dass ich manchmal einfach überschäumend glücklich bin, obwohl gar nichts besonderes passiert und dergleichen mehr. Ich möchte einfach immer besser erkennen, WER ich eigentlich bin, ich möchte immer besser verstehen, WAS mich ausmacht und ich möchte mich fühlen mit all meinen widersprüchlichen, schillernden und vielfältigen Facetten meines Seins. Ich möchte so intensiv leben wie möglich und nichts ausgrenzen aus meinem Sein, sondern alles in mir zu umarmen und leben versuchen. Dazu muss ich mich so offen wie möglich mir selbst zuwenden und JA sagen zu mir, so wie ich bin, jetzt gerade in diesem Moment und das auch, wenn mir mein Verhalten vielleicht gerade nicht gefällt.

DAS ist Achtsamkeit für mich: nicht gleich verändern zu wollen, sondern mich sein zu lassen. Und der Lohn dafür ist dann das Ja der Selbstannahme – manchmal vielleicht nur zu einem kleinen Teil, manchmal aber auch ganz und gar.

Das Ja zu mir

Erst mit einem Ja zu mir kann ich mir erlauben zu sein. Erst mit dem Verständnis für mein Sein habe ich überhaupt eine Chance, herauszufinden, was mir wirklich gut tut und was mir entspricht. Und erst dann kann ich entscheiden, welche Methoden und Programme mich in meinem Ich-Sein fördern und unterstützen und welche mich eher von mir wegtreiben. Vielleicht tun mir Meditationen tatsächlich gut – aber dafür muss ich mich erst einmal sein lassen, wie ich bin, und sie nicht einfach als eine Methode anwenden, die „gut funktionieren“ soll… 

Ich bin mir inzwischen für mich sicher: Gut tut mir nur das, was mich sein lässt, wie ich bin. 

Denkanregungen

Wenn es um Methoden geht, frage ich mich:

  • Warum will ich eine Methode / Technik anwenden, was genau verspreche ich mir davon?
  • Bringt mich diese Methode wirklich zu mir oder erfordert sie, dass ich etwas tue, was gerade nicht in mir ist? 
  • Lässt mich die Methode sein, wie ich gerade bin?
  • Lässt sie mich fühlen?
  • Tut es mir gerade gut, was diese Methode vorsieht? Entspricht es dem, was in mir ist? 
  • Was möchte ich vielleicht gerade viel lieber tun – und warum tue ich es nicht einfach?

21 Kommentare

  1. WOW!!!…du beschreibst genau die Art und Weise zu Leben die ich langsam zu begreifen, nein zu erfühlen beginne…Toll wie du für mich nicht greifbare Dinge in Worte und/oder Bilder fassen kannst.

    Danke!

    • Herzlichen Dank, Marie, und schön, dass Du hergefunden hast!

      Alles Gute,
      Tania

  2. Hallo Tanja,

    ich habe gerade deinen Text gelesen und mich sehr darin gefunden. Ich merke seit längerer Zeit, dass ich nicht wirklich bei mir bin und sehr von Unruhe getragen bin. So habe ich nach vielen Methoden für mich gesucht, aber nie wirklich mich für eine entscheiden konnte, weil sie mir nicht entsprach. Dein Text hat mir in sofern geholfen, leiser hinzuhören was ich brauche und vielleicht für mich eine Methode zu nutzen.

    Vielen Dank für Deine Inspiration.

    Schöne Grüße vom Bodensee

    Jürgen

    • Das freut mich sehr, Jürgen.

      Herzlich,
      Tania

  3. Es klingt alles sehr logisch, was Du schreibst. Also „ohne Methode“. Ich denke aber auch, dass dies das Ergebnis ist von „viele Jahre Techniken, Programme und Methoden …“, wie Du selbst sagst. Irgendwann kommt man ohne aus. Aber bis dahin – und besonders als Anfänger – braucht man diese doch. Das ist wie lernen, ein Instrument zu spielen, bis man perfekt ist.

    • Hm, ich glaube, das sehe ich tatsächlich etwas anders.

      Es geht, glaube ich, nicht darum, „ohne auszukommen“. Die Frage ist die, ob Methoden bzw. eine Methodengläubigkeit nicht viele von uns geradezu davon abhalten, achtsam zu sein, weil die Methode im Mittelpunkt steht und nicht der Mensch und der Mensch sich zwingt, die Methode anzuwenden, ohne bei sich zu bleiben. Das Ziel mag sein, zu sich zu kommen, aber es scheint mir widersinnig, sich dafür erst selbst übergehen zu müssen. Ich stimme darin zu, dass für manch einen Methoden auch den Zugang ermöglichen können, aber nur dann, wenn man achtsam genug ist, zu erspüren, ob eine Methode wirklich hilfreich für einen selbst ist oder eben nicht und sie nicht einfach nur nutzt, weil sie gerade „in“ sind.

      Und noch ein Gedanke: Ich weiß nicht, ob man wirklich von „Anfängern“ sprechen kann/sollte, denn es geht ja bei der Achtsamkeit, zumindest wie ich sie verstehe, nicht darum, etwas „zu können“ (das wäre wieder Methode 😉 ), sondern zu SEIN. Vielleicht haben viele von uns viel mehr etwas verlernt, was wir mal konnten und wir müssen uns vielleicht nur erinnern… – erinnern an uns selbst?

      Herzlich,
      Tania

  4. Ja, ja! Das ICH, das DU !?
    Wie finde ich mich?

    Erinnerst Du dich an deine frühen zersplitterten Selbstbildnissen? Auf soviele Scherben kann man nicht achtsam sein.
    Die Selbstbildnisse, ob Foto oder gemalt bzw. bearbeitet sind gute Spiegel des ICHs.
    Ich lese gerne diesen Blog, ich fühle und sehe gerne mit. Ich lerne viel für mich.
    Es ist wertvoll, wenn Du deinen Weg zu Dir selbst so zeigst und durch Text und Bild ausdrücken kannst.
    Deswegen auch mein Rat zur Maske. Vielleicht kann man von einer anderen Ebene sich selbst beobachten. Auf einer Reise erfuhr ich ähnliches: Es war eine Begegnung mit einem mir erst unsympathischer Mensch, der sich aber so verhielt, wie ich es oft tue. Aus der Beobachtung sah ich „mich“ agieren. Es war sehr heilsam für mich.
    Ich glaube, dass dies die Bedeutung des griechischen Theaters ausmachte, den Menschen im Spiel vorzuführen und betroffen zu machen.

    Dies ist mir aber nur spontan zu deinem Text eingefallen und soll kein wirklicher Rat sein.

    Liebe Grüße!

    Klaus

    • Lieber Klaus,

      keine Sorge, ich sehe Deine Zeilen als Inspiration – sie sind es sicher auch für andere!

      Ich denke gerade über den Unterschied zwischen Fassaden und Masken nach… – Fassaden scheinen mir statischer zu sein, ultimativer und vielleicht auch größer, während Masken flexibler und leichter ablegbar sind? Hinter einer Fassade habe ich mich lange versteckt; würde eine Maske ähnliches bewirken? Vielleicht geht es einfach darum, die eigenen verschiedenen Gesichter (als Metapher für Anteile, Persönlichkeiten oder Stimmungen) zu erkennen und zu zeigen? Dann wäre es nichts aufgesetztes, sondern etwas aus dem Innen kommendes?

      Nachdenklich,
      Tania

  5. Hallo Tania,
    das sind interessante Gedanken. Vielen Dank, dass du sie mit uns teilst! Ich bin gerade noch total am Anfang was das Thema Achtsamkeit angeht. Für mich ist es sehr verlockend – insbesondere das Thema Gefühlsregulation. (Nicht nur in Bezug auf Achtsamkeit). Ich sauge momentan vieles auf.. Themen wie Persönlichkeitsentwicklung, Motivation, Intuitives Essen, Ernährung, … Psychologie hat mich schon immer interessiert. Meistens kam aber irgendwann der schleichende und ernüchternde Gedanke: irgendwie funktioniert es doch nicht. Man weiß um die Techniken, aber …
    Momentan funtioniert für mich der Gedanke mir Zeit zu lassen. Auf mich zu hören. Erstmal viel zu beobachten und zu verstehen – dass vieles was mir Angst macht – doch „gesellschaftlicher Druck“(?) ist.
    Ich erkenne, dass doch viele „Kleinigkeiten“ einen Unterschied machen. Eine ordentliche, saubere Wohnung fühlt sich wunderbar an. Dadurch werde ich selbst aufgeräumter. Ich habe diese Kleinigkeiten in schlimmen Phasen belächelt (mal ganz abgesehen davon, dass eine ordentliche Wohnung fern ab meiner Möglichkeiten lag 😉 ).
    Das Prinzip des inuitiven Essens (auch wenn ich noch nicht viel theoretisches Wissen darüber habe) – zeigt mir wie entspannt man diesem Thema (und auch anderen Themen?) gegenüber sein kann. Ich beobachte, dass ich Schritte vorwärts mache und dann wieder ordentliche „Fehltritte“ habe – mache mich aber nicht fertig deswegen. Was erstaunlicherweise dazu führt, dass ich am nächsten Tag einfach weiter machen kann mit meinen Schritten vorwärts.
    Ich finde es sehr interessant, dass du das so sehen kannst. Ich habe innerlich einen sehr starken Drang Dinge (Mich) zu verändern. Und auch wenn das nicht das Prinzip der Achtsamkeit ist, will ich das aber wahrscheinlich deshalb lernen, damit da was bei rumkommt. Und negative Gefühle bzw. Verhaltensweise auszuhalten – und nicht nur mit dem Ziel, sie dann doch loszuwerden: Ui … !
    Mein Thema momentan ist „Minimalismus“. Es ist berauschend, was es ausmacht, die Sicht auf DInge zu verändern (ohne dass man das vorhatte oder mit einer Technik herbeiführen wollte). Hier zu erkennen, wie frei man sich gedanklich machen kann -> das ist der Wahnsinn.
    Ich weiß ich hau gerade alles durcheinander 😀 . Aber es macht so Spaß zu testen, zu probieren und aufzusaugen 🙂
    In Bezug auf Techniken generell; und das ganze Thema Persönlichkeitsentwicklung – stellt sich bei mir aber zwischendurch auch ein wenig Skepsis ein. Vielleicht auch aus Angst?! Viele äußern hier, dass das DAS Thema ist – du musst dich weiterentwicklen – du musst am Besten selbstständig sein, damit du deine Erfüllung findest; dein Ding machen kannst. Ist das so?
    Liebe Grüße!

    • Liebe Allie,

      hm, keine Ahnung, ob es so ist.. – für manch einen sicher, für andere wieder nicht. Genau darum geht es mir: dass es kein „So ist es!“ geben kann, wenn es um das Thema Achtsamkeit geht. Jede/r von uns braucht etwas anderes und zusätzlich können wir in jedem Moment auch wieder etwas anderes brauchen. Das macht es ja so schwierig, aber eben gleichzeitig auch so spannend.

      Eine Selbstständigkeit kann zu Erfüllung führen, aber einen auch in den Ruin treiben oder ausbrennen lassen. Genauso wie eine Angestelltentätigkeit für viel Sicherheit und Zufriedenheit führen kann, aber auch zu Langeweile und Lähmung… – alles ist vielfältig und veränderlich, denke ich.

      Du schreibst von „Gefühlsregulierung“ – ja, genau, darum geht es ganz oft in Methoden und genau das empfinde ich für mich als nicht förderlich. Das Bedürfnis, das dahinter steht, ist klar, aber ich glaube inzwischen, dass wir uns damit ganz wesentlich von der Essenz des Seins entfernen (und auch, dass das eh nur sehr bedingt funktioniert 😉 ).

      Ganz herzlich,
      Tania

      • Danke für deine Antwort 🙂
        Den Aspekt in jedem Moment auch wieder etwas anderes zu brauchen, lasse ich immer mehr zu – das tut gut.

        Schwierig.. Ich mag den Gedanken mich der Achtsamkeit ohne Methoden zu nähern. Bin mir unschlüssig. Vielleicht finde ich auch gerade nicht recht einen Zugang. Hmm..

        Du sprichst von Schreib-Methoden um näher zu dir zu finden. Ich habe vor einiger Zeit damit begonnen Dinge aufzuschreiben und kann mich Themen ganz anders nähern (das ist ziemlich cool :)). Was gibt es da so für Methoden? Was nutzt du? (Wenn ich das fragen darf :))

        • Ich habe mich sehr intensiv mit verschiedensten kreativen Schreibtechniken und auch mit dem autobiographischen Schreiben befasst. Es gibt eine ganze Fülle von Methoden, die man je nach Anlass, Typ und Fragestellung für sich nutzen kann – aber auch hier sollten nicht die Methoden Selbstzweck sein, sondern es geht um Inhalte.

          Schau mal hier: http://www.taniakonnerth.de/kurse-coaching/ , da gibt es zwei Kursangebote von mir.

          Herzlich,
          Tania

          • Danke 🙂 !

  6. Liebe Tania,
    ich finde mich in deinen Zeilen sehr wieder.
    Ich habe schon etliche Methoden ausprobiert – und bin bei jeder, wirklich jeder, irgendwann an den Punkt gekommen, dass der innere Widerstand so massiv geworden ist, dass ich damit aufgehört habe.
    Dann gerate ich in die Selbstabwertung „nie halte ich mal was durch“.
    Ein sehr unguter Kreislauf stellt sich so ein.

    Ich habe an mir beobachtet, dass bei mir sehr rasch die Methode in den Mittelpunkt rückt und das verdrängt, um was es mir eigentlich geht: mich selbst, bzw. einen Zugang zu mir selbst zu finden.

    Das Festhalten an einer Methode bewirkt bei mir, dass ich in alte Kreisläufe gerate, nämlich mich von außen bestimmen zu lassen. Und gerade das möchte ich ja nicht mehr!

    Irgendwer sagt mir, dass es gut wäre, dies und das zu tun – und ich verliere darüber wieder mich selbst.

    Es ist ein in sich verschlungener Knoten, der da entsteht.

    Der Verstand weiß, dass es ganz gut wäre, konsequent mal eine Methode, z.B. Meditation anzuwenden, ähnlich wie beim Klavierspielen-Lernen: wenn ich nie mal über einen gewissen Zeitraum hinweg übe, wie es ist, mal „nichts zu tun“, werde ich es auch nie anwenden können.

    Aber dann dauert es bei mir nie lange, bis diese mir selbst „verordnete“ Methode MICH verdrängt und an die Stelle von inneren Zwängen und Pflichten tritt – genau dorthin, wonach ich so viele Jahre lang gelebt habe und was ich doch durchbrechen möchte.

    So empfinde ich das als großen Zwiespalt für mich: das Umgehen mit Methoden, die ganz sicher ihren Sinn und ihren Nutzen haben – und meine Reaktion darauf, dadurch anstatt näher zu mir selbst in eine neue von außen gesetzte Pflicht zu geraten.

    Wenn ich es „ohne Methode“ versuche, ist jedoch auch die Gefahr da, dann doch in den alten Gedankenmustern und Verhaltenskreisläufen hängen zu bleiben.

    Entweder habe ich DIE Methode, die wirklich mir entspricht, noch nicht gefunden – oder es gibt sie für mich nicht. Vielleicht ist ja der erste große Schritt für mich zu erkennen: es gibt nichts, wirklich nichts von Außen, das mir sagen kann, was „gut“ für mich ist. Vielleicht muss ich bereits hier ansetzen, mich mir selbst zuzuwenden. Und nicht eine Methode suchen, die mir dabei helfen würde.

    Danke!

    Herzliche Grüße
    Ulla

    • Liebe Ulla,

      ich weiß, glaube ich, sehr genau, was Du meinst. Und ja, auch ich komme immer mehr dazu, dass ich es in mir und aus mir herausfinden muss, nur dann ist es „meins“.

      Ganz herzlich,
      Tania

  7. Liebe Tania, danke für deine Gedanken, die du hier teilst. Mich beruhigt es, über Deinen Weg zu lesen. Mein Schrank steht voll von Methoden, gesammelt in 20 Jahren. Meine Selbstzweifel waren nie größer als jetzt und die Fragen „Wer bin ich?was brauche ich?“ erzeugen eine große Leere in meinem Kopf. Ich vertraue meinen Gefühlen nicht, denn mein Umfeld signalisiert mir, dass ich dramatisiere. Was passiert wenn ich achtsam bin? Folge ich dann nicht eher meinen Impulsen, wie z. B. bei Konflikten weggehen oder eher flüchten ?

    • Liebe Silke,

      ich habe für mich erfahren, dass wenn ich achtsam bin, ein Gespür für mich selbst bekomme, mich selbst wahrnehme und so überhaupt erst für mich selbst handeln kann. Auch ich habe vor allem auf andere geschaut, nicht aber auf mich. Aber so lebte ich an mir vorbei.

      Du schreibst „Ich vertraue meinen Gefühlen nicht.“ – DAS ist vielleicht das eigentlich Drama und zwar für Dich selbst.

      Alles Liebe,
      Tania

  8. Tolle Seite – ich bin froh sie gefunden zu haben und werde mich hier öfter aufhalten.

    • Schön, dass Sie hergefunden haben!

      Viel Freude hier,
      Tania Konnerth

  9. Liebe Tanja,

    danke für deine berührenden Zeilen, die treffend sind. Auch wenn es vor 3 Jahren sind, sind sie immer noch aktuell.

    Heutzutage gibt es viele Bücher zum Thema Achtsamkeit und ihren Methoden. Da ist es schwer, einen roten Faden zu finden. Was mir an deinen Zeilen gut gefällt, ist, der Satz, dass wir es wahrnehmen und aushalten ’sollen‘. Gerade wenn man sich im Inneren unwohl fühlt, will frau den zustand des Wohlseins wieder erstellen. Aber das ist der Weg des Ignoranz der Gefühle, Bedürfnisse und aktuellen Momentzustand. Das ist sehr schwer auszuhalten. Wenn frau den Grund irgendwie erahnt( denn öfters weiß ich nicht, warum ich gerade so fühle), dann fühlt frau sich besser. Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll. Wir sind von kleinauf gewöhnt, dass wir unsere allgemeine Bedürfnisse meist stillen können. Wenn frau älter wird, hat frau bestimmte Erwartungen und Vorstellungen und ist belastet durch die Erfahrungen, Entbehrungen und (geplatzten) Träume, wobei natürlich nicht alles in die Erfüllung gehen kann.

    Es ist daher umso wichtiger, dass wir uns selbst wahrnehmen und es zulassen. Für die Weiterentwicklung ist es enorm wichtig. je öfters frau auf sich hört, wird es leichter, sich wahrnehmen zu können und den ‚richtigen‘ Weg für sich zu gehen.

    Mir helfen Düftöle, gute Tees, bewußtes Atmen, meine Gefühle-‚attennen‘ und bestimmte Rituale, um sich selbst wahrzunehmen.

    Alles Liebe aus Berlin…

    Ich besuche öfters ihre Seite, die mich zum Nachdenken und Anregungen bringen. Weiter so!

    • Liebe Nicole,
      ganz herzlichen Dank für diesen schönen Kommentar – und ja, auch ich denke, das Thema ist aktueller denn je. Gerade der Begriff „Achtsamkeit“ wird immer mehr zu einer Methode gemacht, aber Achtsamkeit ist eigentlich ja das genaue Gegenteil davon.

      Alles Gute,
      Tania

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