Zeit, lebendig zu sein!

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Zeit, lebendig zu sein!

Hin und wieder trifft mich ein Gedanke bis tief ins Mark, weil die Worte mich wachrütteln. Neulich war es sinngemäß der Aufruf, sich für das mehr Zeit zu nehmen, was einen lebendig sein lässt.

Als ich das las, spürte ich so eine tiefe Traurigkeit in mir und solch eine große Sehnsucht nach allem Möglichen, dass mir die Tränen kamen. Denn auch wenn ich ein sehr selbst bestimmtes Leben führe, so gibt es immer wieder Phasen, in denen ich aus den Augen verliere, worum es mir eigentlich geht. Dann arbeite ich zu viel und zu diszipliniert und habe immer weniger Kontakt zu den Anteilen in mir, die sich nicht um Abgabetermine, Rechnungen oder Altersvorsorge kümmern, sondern denen es um Freude, Intensität, Gefühle und Abenteuer geht. Diese Teile in mir schicke ich in ein Zimmer und die Tür bleibt zu.

Eine Weile können sie sich da auch gut beschäftigen, aber irgendwann höre ich sie immer öfter rufen. Sie werden nie sehr laut, dazu sind sie zu gut erzogen. Auch schlagen oder treten sie nie gegen die Tür (vielleicht wäre es gut, wenn sie das mal tun würden…). Vielmehr werden sie nach einer gewissen Zeit immer leiser.

Nur ihr Schmerz bleibt spürbar. 

Tja und mit dem Aufruf nach mehr Lebendigkeit spürte ich mit jeder Faser, wie wichtig genau das tatsächlich ist – egal in welcher Phase des Lebens! Wenn ich diese kunterbunten Teile in mir wegsperre, weil ich fürchte, dass sie mich vom Leisten und Schaffen abbringen, verliere ich so viel von dem, was mich ausmacht. Ich werde immer ernster und schwerer, ich werde grauer und müder und immer unsichtbarer in meinem Sein.

Das Schöne ist: Sowie ich die Tür öffne, sind sie nie nachtragend, sondern kommen herausgehüpft und rennen mit weit geöffneten Armen Richtung Wald und Wiesen und hinein in die große Stadt. Sie tragen Gummistiefel, um durch Pfützen springen zu können und bunte Kleider für die Feste und Flickenhosen, bereit, auf jeden Baum zu klettern. Sie haben Farben mit dabei und Leinwände und malen die Welt immer wieder neu. Sie bringen Musik in mein Leben und den Tanz und das Lachen und die Energie.

Und dann weiß ich wieder genau, was Leben wirklich ausmacht. 

 

lebendig

2 Kommentare

  1. Liebe Tania,

    danke für diese berührenden Beschreibungen & das wertvolle Zitat!
    Neulich hörte ich den Satz: „Wer die Sehnsucht spürt, macht sich auf die Sehn-Suche.“ Auch ich glaube, dass die Sehnsucht uns zu einem erfüllten Leben führt. Und auf diesem Wege darf uns auch die Traurigkeit begegnen – auch sie führt uns weiter.

    Ich versuche mir einen weiteren Satz immer wieder ins Gedächnis zu rufen: Lieber ein Tag voller Leben als ein Leben voller Tage.

    In diesem Sinne, ich wünsche uns allen einen schönen Wochenausklang,

    Carolin

    • „Sehnsuche“… – zauberhaft!

      Herzlich,
      Tania

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